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Das neue Onlineportal ESRA soll die Uni greifbar machen und mit falschen Vorstellungen aufräumen

20170913 Studierende mit digitalen Medien im Grimm Zentrum Foto Matthias Heyde HU Berlin 6

Foto: Matthias Heyde

Wer sich im Internet über ein mögliches Studium informieren will, braucht einen langen Atem: Unübersichtliche Uni-Webseiten, unverständliche Studienordnungen, trockene Textwüsten. Viel besser wäre es, wenn man direkt die wichtigsten Informationen bekommen und von anderen Studierenden aus erster Hand erfahren würde, wie ein Tag an der Uni aussieht,womitman sich in bestimmten Fächern wirklich beschäftigt und wie das Klima am jeweiligen Institut ist.

Entscheiden? Suchen, Reflektieren, Auswählen

Genau dies soll ab 2019 ESRA leisten: Ein speziell auf Studieninteressierte zugeschnittenes Onlineportal, das derzeit von der Humboldt-Universität zu Berlin entwickelt wird – Smartphone-tauglich und niedrigschwellig. Gebündelte Informationen, Filter bei der Fächer-Suche, Selbstreflexionsbereiche mit Fragen sowie Videos mit Erfahrungsberichten von Studierenden und Lehrenden sollen die HU greifbarer machen und falsche Vorstellungen über das Studium korrigieren. ESRA steht dabei für „Elektronisches Studienwahl- Reflexions-Angebot“ sowie für den Slogan: „Entscheiden? Suchen, Reflektieren, Auswählen“.

Damit soll ein Beitrag geleistet werden, um Studienabbrüche zu reduzieren: „In der Perspektivenberatung zum Studienabbruch nennen Studierende als häufigsten Grund falsche Erwartungen an das Fach“, erläutert Hedda Zechner, Studienberaterin und Leiterin des HU-Projektes Dropout sowie ESRA. „Das beruht oft darauf, dass sich die Studierenden zu wenig mit ihren Interessen und den Inhalten des Faches auseinandergesetzt haben.“ Die Erkenntnis, dass ein Fach oder das Studium im Allgemeinen nicht den eigenen Vorstellungen, Interessen oder Stärken entspricht, kommt vielen Studierenden leider oft erst nach ein bis zwei Semestern. „Dem versuchen wir mit ESRA entgegenzuwirken, damit Studieninteressierte eine bewusstere Entscheidung treffen können“, sagt Zechner.

Entmystifizieren

Letztlich geht es bei ESRA darum, häufige Fragen von Studieninteressierten schon frühzeitig zu beantworten. Dazu gibt es eigentlich FAQs, aber: „Die liest keiner mehr“, so Ben Gross, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit der HU-Studienberatung. Daher wartet ESRA mit einer zeitgemäßen Benutzeroberfläche auf: Wer das Onlineportal besucht, dem werden Menü-Punkte angezeigt wie „Wie treffe ich eine gute Entscheidung?“ oder „Wie bewerbe ich mich an der Humboldt-Uni?“, aber auch das Thema „Mythen über das Studium“, das sich häufig anzutreffender falscher Vorstellungen annimmt: „Viele fangen ein Psychologiestudium an, weil sie gern mit Menschen arbeiten wollen, und erwarten nicht, dass es auch Statistik beinhaltet“, sagt Gross.

Auch über die HU selbst gibt es einige Mythen, die nicht der Realität entsprechen: „Viele denken: Ein Studium hier sei nur etwas für die Elite, man müsse für die Bewerbung immer einen Notendurchschnitt von 1,0 haben oder auch, man werde nach der Regelstudienzeit rausgeworfen“, sagt Zechner. „Wir wollen Studieninteressierten auch ein wenig die lähmende Ehrfurcht vor der HU nehmen“, sagt ESRA-Mitarbeiterin Julia Szymetzko.

Ehrfurchtgebietend ist auch das Angebot der HU mit insgesamt 189 Studiengängen: „Natürlich kann ich auf der Webseite suchen, alle Studienordnungen lesen und schauen, was mich davon interessiert, aber für die meisten Studieninteressierten spielt das keine Rolle oder ist nicht praktikabel“, sagt Projektmitarbeiterin Rumjana Slodicka. ESRA hingegen soll Filter und thematische Kategorien anbieten, um alle Fächer an der HU angezeigt zu bekommen, die zum Beispiel zu den Sprach- und Literaturwissenschaften gehören, die mit bestimmten Zweitfächern kombinierbar sind, die man mit Lehramtsoption studieren kann oder die keinen Numerus Clausus haben.

„Will ich überhaupt studieren?“

Und ESRA will zudem viel früher ansetzen, nämlich mit der Frage: „Will ich überhaupt studieren?“, erklärt Slodicka. „Das findet man nicht auf der HU-Webseite.“ Mit einer Reihe kurzer Texte und Selbstreflexionsfragen können sich Studieninteressierte bei ESRA selbst eine Grundlage erarbeiten, die ihnen etwa beim ersten Gang in die Studienberatung helfen kann. Es geht aber explizit nicht darum, einen Fragebogen zur Verfügung zu stellen, an dessen Ende das Ergebnis herauskommt, „du solltest Fach XY studieren“. Vielmehr, so Gross, gehe es um Fragen wie: „Womit beschäftigst du dich in deiner Freizeit, worin bist du gut?“.

Ein Kernstück von ESRA sollen eine Reihe von Videos werden, in denen Studierende und Lehrende aus erster Hand Auskunft über das Studium und ihren Weg dorthin geben. „Wir wollen die Studieninteressierten da abholen, wo sie sind, und haben uns daher an einer jüngeren Zielgruppe orientiert“, erläutert Szymetzko. Ein Teil der Videos werden sich auf allgemeine Weise mit der Entscheidungsfindung für oder gegen ein Studium beschäftigen: „Darin werden Studierende der HU im Interview- Format darüber sprechen, wie sie zu bestimmten Entscheidungen gekommen sind und was sie dabei beeinflusst hat“, sagt Szymetzko.

Atypische Studienverläufe

Die restlichen Videos sollen sich spezifisch auf einige der gefragtesten Fächer an der HU konzentrieren (etwa Lehramtsstudiengänge), sowie auf Fächer mit hohen Abbruchsquoten (vor allem mathematisch-naturwissenschaftliche Fächer, aber auch Sprach- oder Literaturwissenschaften). Neben fachlichen Inhalten soll dabei auch vermittelt werden, wie eine typische Woche an der Uni aussieht, wie sich ein Stundenplan zusammensetzt, womit die Campus aufwarten können. Die Erfahrungsberichte der Studierenden sollen dabei keineswegs nur idealtypische Beispiele widerspiegeln: „Es wird auch Interviews von Studierenden mit atypischen Studienverläufen geben, mit Wechseln, Abbrüchen oder Überschreitung der Regelstudienzeit“, sagt Gross. „Wir wollen zeigen: Es geht auch anders.“

Natürlich soll ESRA nicht der letzte Schritt innerhalb des Entscheidungsprozesses für die Studieninteressierten sein: „Die Verknüpfung zwischen Online- Orientierungstool und vertiefenden Beratungsgesprächen ist wesentlich“, betont Jochen O. Ley, Leiter der Allgemeinen Studienberatung und -information der HU. „Wer zum Beispiel den SIT (Studieninteressentest von Hochschulkompass) nutzt, bekommt sicherlich gute und interessante Ergebnisse, steht dann aber alleine damit da.“ Daher soll bei ESRA stets die direkte Verbindung zur Studienberatung angeboten werden, also Empfehlungen, an wen man sich jeweils mit seinen Fragen telefonisch oder per E-Mail wenden kann.

Autor: Erik Wenk

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