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Offene Diskussionsrunde

Der nächste Schritt:  Promotion in den Naturwissenschaften

Zusammenfassung der Diskussionsrunde

 

Es gibt verschiedene Möglichkeiten zu promovieren: mit einem Stipendium , an einem Graduiertenkolleg oder durch Mitarbeit in einem Forschungsprojekt. Die Juniorprofessorinnen Frau Dr. Werheid, Frau Prof. Dr. Lossau und Frau Prof. Dr. Hafner sind Vertreterinnen jeweils eines dieser Modelle. Im Verlauf der Diskussionsrunde im Rahmen der Zusammenkunft „Der nächste Schritt:  Promotion in den Naturwissenschaften“ haben die drei Professorinnen über ihre Karriere gesprochen, wertvolle Tipps gegeben und aus dem Nähkästchen geplaudert.

Auf der Suche nach einer Doktormutter oder einem Doktorvater sollte man keine Scheu haben, Koryphäen anzusprechen oder Bewerbungen an Institute zu schreiben. Wichtig ist Engagement und Elan, aber auch Kommunikation.  Bereits tätige Wissenschaftler oder Wissenschaftlerinnen können oft Auskunft darüber geben, wie die Betreuung einer Doktorandin bei dem Professor oder der Professorin aussehen könnte.

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(Foto: Gutsche, 19. Juni 2008)

Vor allem von Frauen ist bekannt, dass sie gern interdisziplinär forschen. Interdisziplinäres Arbeiten hat seine Vorteile: Man kann Menschen aus unterschiedlichen Kontexten kennenlernen und auch Brücken zwischen Disziplinen bauen, so dass die Kommunikation zwischen den jeweiligen Disziplinen verstärkt wird. Allerdings darf die eigene Disziplin deshalb nicht zweitrangig behandelt werden, sonst wird Interdisziplinarität schnell zum Nachteil. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, während der Promotionsphase durch Kontakte auf gleicher Ebene, aber auch durch Tagungsteilnahme Menschen kennen zu lernen und Netzwerke aufzubauen. Kontakte und Netzwerke machen sich vor allem in späteren Phasen der wissenschaftlichen Karriere bezahlt.

Tagungen eignen sich auch gut, sich selbst zu motivieren, eigene Beiträge einzureichen und somit die Promotion voranzutreiben. Eine Tagungsteilnahme eröffnet auch die Möglichkeit, „Bausteine“ für die Dissertation zu erstellen und in die Arbeit zu integrieren.

Ausland oder nicht? Ist das ein wichtiger Punkt für eine Wissenschaftlerin, um vorwärts zu kommen? Ein Auslandsaufenthalt oder nicht, spielt nicht unbedingt die größte Rolle. Es ist aber wichtig, im Lauf der Zeit an unterschiedlichen Instituten und Universitäten gearbeitet zu haben, auch innerhalb Deutschlands.

Ein weiterer zu beachtender Punkt während der Promotion ist, die Zeit sinnvoll zu nutzen und auch mal auf den Latte Macchiato in der Mittagspause zu verzichten. Das Stichwort hier ist Zeitmanagement — ein Thema, das vielen Frauen in der Wissenschaft zu schaffen macht. Dabei ist nicht Familienplanung ein Hemmnis — ganz im Gegenteil: Eltern als Wissenschaftler tendieren dazu, ihre Zeit sehr gut unter Kontrolle zu haben.

Flexibilität ist vor allem in den Naturwissenschaften gefordert. Ein (zugegeben extremes) Beispiel ist das von einem Paar, das sich alle 14 Tage bei der Pflege des Kindes abgewechselt hat, wobei ein Partner in England, der andere in Deutschland gelehrt und geforscht hat.

Ein oft beobachtetes Verhaltensmuster von Frauen ist, Kollegen oder Kolleginnen nicht enttäuschen zu wollen. So sind es häufig die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen, die aufgrund anderer Verpflichtungen am Institut (z.B. in der Lehre) Probleme haben, ihren Fokus auf ihre Dissertation zu legen. Manchmal kann dies der wissenschaftlichen Karriere ein jähes Ende bereiten oder sie zumindest ins Stocken bringen, wie das Beispiel einer Frau zeigt, die eine Promotionsstelle ausgeschlagen hat, weil sie ihre Kollegen nicht mit der Arbeit im Stich lassen wollte. Manchmal ist Egoismus der bessere Weg, auch wenn es schwer fällt, sich für den Moment unbeliebt zu machen.

Eine Hilfe ist es, jemanden zu haben, der aus der Distanz fragt, ob die gesteckten Ziele erreicht sind. Eine Mentor oder eine Mentorin eignet sich da besonders. Außerdem können Ereignisse, die auf den ersten Blick wie ein Misserfolg aussehen, oft wertvolle Erfahrungen vermitteln. Oft stellt sich hinterher heraus, dass es gar kein Misserfolg war.

 

Das Fazit der Professorinnen:
Raus in die Welt, andere ansprechen und viel fragen. Sich nicht mit Kleinigkeiten aufhalten: Think big!

Aber auch: Nicht krampfhaft versuchen, die eigene Karriere bis ins letzte Ende zu planen, sondern die Dinge auch mal laufen lassen.