Humboldt-Universität zu Berlin

Forschungsbericht 1993

LEHRSTUHL FÜR KLINISCHE PSYCHOLOGIE UND PSYCHOSOMATIK

Sitz: Oranienburger Str. 18, 10178 Berlin, Tel.: 030-28051-15, Fax: 030-28240-46

- 19.0001.01 -
Klinische Psychophysiologie des Schmerzes
Aufbauend auf einem psychobiologischen Modell chronischer Schmerzen werden in insgesamt sechs Teilprojekten zentralnervöse und peripher-physiologische Schmerzkorrelate bei chronischen Schmerzpatienten, subchronischen Patienten, Hypertonikern, Patienten mit spezifischen Hirnläsionen und Gesunden untersucht. Mittels psychologischer und neurowissenschaftlicher Verfahren (z.B. klassische Konditionierung, Multikanal-EEG mit Quellenlokalisation, MEG, NMR) werden Mechanismen der Schmerzchronifizierung ermittelt und deren Beeinflußbarkeit durch psychologische Verfahren überprüft. Aus den Ergebnissen dieser Forschung lassen sich wichtige Erkenntnisse für die Verbesserung der Diagnose und Behandlung chronischer Schmerzen ableiten.
Schlagworte:
Schmerz; Psychophysiologie; Hirnforschung; Lernen; Psychologie, Klinische; Psychobiologie;
Leitung / Koordination des Vorhabens
Prof. Dr. Herta Flor;
Weitere beteiligte Wissenschaftler/innen:
Prof. Dr. Niels Birbaumer;
Laufzeit
01/1993 - 12/1995
Publikationen
  • H. Flor, N. Birbaumer: Verhaltensmedizinische Grundlagen, in: M. Zenz & I. Jurna (Hg.), Lehrbuch der Schmerztherapie, 95-106, 1993, Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft
  • H. Flor, N. Birbaumer: Psychobiologie des Schmerzes. Spektrum der Wissenschaft, August, 92-96, 1993



- 19.0001.02 -
Wahrnehmung und Verarbeitung akuter nozizeptiver Reize
In diesem Projekt wurde untersucht, ob Muskelspannungsveränderungen, die als Reaktion auf schmerzhafte Reize auftreten, auch auf neutrale Reize hin gelernt (klassisch konditioniert) werden. Es wurde untersucht, ob Personen mit einem hohen Risiko für chronische Schmerzen diese Reaktionen schneller und ausgeprägter ausbilden. Darüber hinaus werden die zentralnervösen Korrelate dieser Lernprozesse untersucht. Es wird angenommen, daß langsame kortikale Gleichspannungsveränderungen diesen assoziativen Prozeß besonders gut abbilden. Es wurde auch untersucht, ob es neutrale Reize gibt, die sich für diese schmerzbezogene Konditionierung besonders gut eignen.
Schlagworte:
Konditionierung, Klassische; Schmerz; Lernen; Psychophysiologie;
Leitung / Koordination des Vorhabens
Prof. Dr. Herta Flor;
Weitere beteiligte Wissenschaftler/innen:
Michael Fürst; Prof. Dr. Werner Lutzenberger; Prof. Dr. Niels Birbaumer;
Laufzeit
01/1992 - 12/1993


- 19.0001.03 -
Schmerz- und Streßbewältigung bei Patienten mit chronischen
Schmerzen
Ausgehend von einem Diathese-Stress-Modell chronischer Schmerzsyndrome der Skelettmuskulatur wurde untersucht, inwieweit Alltagsbelastungen sich in einer erhöhten muskulären Reagibilität niederschlagen und zu chronischen Schmerzen führen können. Es wurde überprüft, ob eine an der muskulären Reagibilität ansetzende EMG Biofeedback Behandlung effektiver ist als ein kognitiv-verhaltenstherapeutisch orientiertes Schmerzbewältigungstraining.
Schlagworte:
Schmerz; Verhaltenstherapie; Biofeedback; Schmerzbewältigung; Psychophysiologie;
Leitung / Koordination des Vorhabens
Prof. Dr. Herta Flor;
Weitere beteiligte Wissenschaftler/innen:
Prof. Dr. Niels Birbaumer;
Laufzeit
04/1991 - 03/1993
Publikationen
  • H. Flor, N. Birbaumer: Comparison of EMG biofeedback, cognitive behavior therapy, and conservative medical treatment for chronic musculoskeletal pain, Journal of Consulting and Clinical Psychology 61, 653-658, 1993
  • H. Flor, N. Birbaumer, U. W. Buettner: Ausweg aus dem Teufelskreis, Forschung: Mitt. der DFG 1, 19-20, 1992
  • H. Flor, M. M. Schugens, N. Birbaumer: Discrimination of muscle tension levels in chronic pain patients and healthy controls, Biofeedback and Self-Regulation 17, 165-177, 1992
  • H. Flor et al.: Symptom-specific responding in chronic pain patients and healthy controls, Psychophysiology 29, 452-460, 1992



- 19.0001.05 -
Kortikale Plasizität
Aus der tierexperimentellen Literatur ist bekannt, daß Amputationen oder andere Verletzungen, aber auch Trainingsverfahren, zu Veränderungen der Repräsentation der betroffenen Körperregion im somatosensorischen Kortex führen. Ziel unserer Untersuchungen ist es, solche plastischen Veränderungen auch im Kortex des Menschen nachzuweisen. Bislang konnten wir mittels der Kombination von MEG und MRT zeigen, daß es bei Amputation eines Armes zu einer Verschiebung der Repräsentation des Mundes in die Amputationszone kommt. Auch bei Patienten mit chronischen Schmerzen konnten Veränderungen im primären somatosensorischen Kortex gezeigt werden. Weitere Untersuchungen an Amputierten und an Patienten mit Schlaganfällen sollen zeigen, ob diese Veränderungen durch Training zu beeinflussen sind.
Schlagworte:
Plastizität, Kortikale; Schmerz; Amputation; Phantomschmerz; Magnetoenzephalogramm (MEG); Magnetresonanztomogramm (MRT);
Leitung / Koordination des Vorhabens
Prof. Dr. Herta Flor;
Weitere beteiligte Wissenschaftler/innen:
Dr. B. Kopp; Prof. Dr. Thomas Elbert; Prof. Dr. E. Taub;
Laufzeit
01/1993 - 12/1995