Humboldt-Universität zu Berlin

Forschungsbericht 1993


INSTITUT FÜR MEDIZINISCHE GENETIK

Sitz: Schumannstr. 20/21, 10098 Berlin Tel.: 030-2802-3302


- 90.1000.03 -

Aussagekraft der Quantifizierung von Mikroglobulinen für die
Ermittlung der fetalen Nierenfunktion
Bei ultrasonographisch nachgewiesenen Fällen von zystisch oder obstruktiv veränderten fetalen Nieren sowie Oligohydramnion oder fetaler Hyperhydratation besteht die Frage nach der Funktionstüchtigkeit der fetalen Nieren. Die als übliche Retentionsparameter dienenden Substanzen werden über die Plazenta ausgeschieden und sind deshalb für die fetalen Nieren nicht aussagekräftig. Stattdessen bietet sich die quantitative Bestimmung von nicht plazentagängigen, niedermolekularen Proteinen, die glomerulär filtriert werden, dafür an. Im Rahmen des hier ausgewiesenen Projektes werden das alpha-1-Mikroglobulin, das beta-2-Mikroglobulin und das retinolbindende Protein auf ihre Aussagekraft als diesbezüglicher Testparameter untersucht. Dazu ist gleichzeitig die Erstellung entsprechender Referenzwerte notwendig.
Schlagworte:
Mikroglobuline; Diagnostik, Pränatale; Nierenfunktion;
Leitung / Koordination des Vorhabens
Dr. Günther Cobet;
Weitere beteiligte Wissenschaftler/innen:
Dr. Heide Anger; Dr. Brigitte Brux; Prof. Dr. Rainer Bollmann; Dr. Cornelia Tennstedt; Dr. Joachim Bellach;
Laufzeit
01/1993 - 12/1995
Publikationen
  • Cobet G., Gummelt T., Anger H., Bollmann R., Brux B. u. Tennstedt C.: Prenatal Evaluation of renal function in cystic degeneration and other disorders; Medizinische Genetik 5(1993)125
     


- 90.1000.05 -

Prognose von Risikoneugeborenen - genetische Grundlagen - Epidemiologie - Mosaike
Die Ursachenforschung bei fehlgebildeten Totgeburten und Spätaborten ist neben der genauen klinischen und paraklinischen Beurteilung und Untersuchung für die Erfassung von Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen entscheidend. Zunächst als einheitlich imponierende Störungen können ätiologisch-genetisch und damit auch in ihrem Verlauf heterogen sein. Die Inzidenz von Erkrankungen und Entwicklungsstörungen bei bisher eindeutig nachgewiesener genetischen Verursachung liegt bei 6,7%, bei Risikoneugeborenen wesentlich höher und steigt stetig mit der Entwicklung der Erkenntnisse über genetische Grundlagen. Die Chromosomopathien werden mit neuentwickelten Techniken zur Erkennung von gewebsspezifischen Mosaiken, und uniparentalen Disomien im Projekt untersucht.
Schlagworte:
Risikoschwangerschaft; Risikoneugeborene; Genetik; Chromosomen; Mosaike, Genetische; Epidemiologie;
Leitung / Koordination des Vorhabens
Dr. Hannelore Körner;
Weitere beteiligte Wissenschaftler/innen:
Dr. Christiane Bommer; Dr. Denise Horn; Dr. Sigrid Tinschert; Prof. Dr. Regine Witkowski; Dr. Peter Nürnberg; Dr. Hartmut Peters; Dr. Dietlind Somm;
Laufzeit
12/1993 - 11/1994
Publikationen
  • Körner H, Bommer Ch, Bollmann R, ua.: Prenatal diagnoses by cytogenetic analyses of fetal lymphocytes. In: Early Fetal Diagnoses. Ed.: Macek , Ferguson-Smith and Spala, Karolinum - Charles University Press 1992, 232-233
  • Körner H, Belitz B, Wischnewski W, u.a.: In vivo cell selection in cases of 45,X/46,X,r(X). 30thAnn Czech Soc Med Genet 1993, Abstr. S. 66
  • Bommer Ch, Körner H, Wegner RD: False negative findings in short termcultures of chorionic villi. Prenat Diagn (1992) 53
  • Körner H, Schröck E, Siebke K, Gröschke U: Trisomie des langen Armes des 1. Chromosoms als gewebsspezifisches Mosaik. Z. Klin. Med (1991) 46


- 90.1000.06 -

Molekulare Analyse spezifischer Genomveränderungen bei GliomPatienten mittels zweidimensionaler DNA-Fingerprint-Technik
Eine hocheffiziente Methode zur Erfassung von Genomveränderungen, das zweidimensionale DNA-Fingerprinting, soll bei Gliompatienten eingesetzt werden. Der systematische Vergleich von Tumor- und Normal-DNA soll neue prognostische Marker für die Tumorentwicklung sowie Anhaltspunkte für die Identifizierung neuer tumorrelevanter Gene liefern.
Schlagworte:
Tumorgenetik; Molekulargenetik; Genomanalyse; Gliome; Oncogene; Heterozygotieverlust;
Leitung / Koordination des Vorhabens
Dr. Peter Nürnberg;
Weitere beteiligte Wissenschaftler/innen:
Dr. Gundula Thiel; Karola Marcinek;
Laufzeit
10/1993 - 10/1995


- 90.1000.07 -

Beziehungen zwischen Motorik und Psyche: Rolle von neuroaktiven Substanzen. - Teilprojekt: Chorea Huntington: Manifestationszeitpunkt
und experimentelle Therapieansätze
Nach Bekanntwerden der Hauptmutation im Huntington-Gen, die eine neue Form der Mutationen darstellt (dynamische Mutation), sollen Repeatsequenzlänge und klinische Parameter korreliert werden. Die zu untersuchende Gruppe zielt zunächst auf Patienten mit Chorea Huntington, um klinische Parameter auf ihre Anwendbarkeit bezüglich einer Verlaufsbeobachtung zu überprüfen. Durch die Erweiterung des Personenkreise auf Risikopersonen für die Chorea Huntington soll die Anwendung der klinischen Parameter in der Früherkennung ermöglicht werden. Ein weiteres Ziel ist es, Glutamatantagonisten als Therapieansatz im klinischen Verlauf zu überprüfen.
Schlagworte:
Chorea Huntington; CAG-Repeat; Molekulargenetik; prädiktive Diagnostik; Klinik;
Leitung / Koordination des Vorhabens
Dr. Lutz Pfeiffer; Dr. Hartmut Meierkord;
Weitere beteiligte Wissenschaftler/innen:
Prof. Dr. Lutz Harms; Dr. Ludolph; Karola Marzinek; Kindermann; Sokulowski;
Laufzeit
01/1993 - 12/1994


- 90.1000.08 -

Molekulare Analyse erblicher Pyruvatkinase-Defekte beim Menschen
Der erythrozytäre Pyruvat-Kinase-Defekt ist die häufigste Ursache für nichtsphärozytäre hämolytische Anämien. Schwerpunkt der Arbeiten ist die Aufklärung der genetischen Ursachen durch direkte genomische Sequenzierung von Patienten-DNA und Etablierung der genomischen Diagnostik in den betroffenen Familien. Weitere Ziele sind gentechnische Expression der Mutantenenzyme und Aufklärung der Struktur des Human-Gens.
Schlagworte:
Humangenetik, Molekulare; Enzymopathie; Gendefekt; Mutationsanalyse;
Leitung / Koordination des Vorhabens
Dr. Bernd Thiele;
Weitere beteiligte Wissenschaftler/innen:
Dr. Andre; Reis; Claudia Lenzner; Prof. Dr. Giesela Jacobasch; Dr. Peter Nürnberg;
Laufzeit
01/1993 - 12/1993


- 90.1000.09 -

Molekulargenetik partieller 21-Hydroxylase- oder 3-ß-Hydroxysteroidde
hydrogenasedefekte bei Infertilität und Sexualanomalien
Aufbau eines molekulargenetischen Mutationsdetektionssystem für Patienten und Probanden mit hormonanalystischen und klinischen Hinweisen auf eine reduzierte Enzymaktivität der 21-Hydroxylase und der 3-ß-Hydroxysteroiddehydrogenase. Nach hormonanalytischer Testung mittels Adrenocorticotromem-Hormon-Test (ACTH-Test) schließt sich die Mutationssuche mittels verschiedener molekulargenetischer Methoden an (ASO, SSEP, PCR, Southernblotting). Die Schwierigkeit der Mutationsidentifikation liegt in der Diskriminierung des Gens CYP21 und des Pseudogens CYP21P mit einer Homologie von über 97%. Eine Kooperation der Arbeitsgruppe, bestehend aus Kollegen des Institutes für Experimentelle Endokrinologie, der Hautklinik und der Urologischen Klinik, existiert mit Kollegen der Universitität Insbruck.
Schlagworte:
21-Hydroxylase-Gen-Defekte; 21-Hydroxylase-Aktivität; Infertilität; Sexualanomalien; Hormonanalyse; Molekulargenetik;
Leitung / Koordination des Vorhabens
Dr. Lutz Pfeiffer; Rolf Lindner;
Weitere beteiligte Wissenschaftler/innen:
Ritsch; Prof. Dr. Günter Dörner; Dr. Lein;
Laufzeit
01/1993 - 12/1994


- 90.1000.10 -

Molekulargenetik partieller 21-Hydroxylase- oder 3ß-Hydroxysteroiddehydogenase bei Infertilität und Sexualanomalien (21-Ohase, 3ß-HSD)
Aufgrund von Voruntersuchungen im Institut für Experimentelle Endokrinologie der Charite gibt es Hinweise auf das Vorliegen einer eingeschränkten Enzymaktivität der 21-Ohase bzw. 3ß-HSD bei Patienten mit Infertilität und Sexualverhalten wie Transsexualität bzw. Homosexualismus. Nach Adrenocorticotropem-Hormon-Belastungstest (ACTH-Test) wird nach Mutationen in den Genen der beiden o.g. Enzyme mittels verschiedener Methoden gesucht (ASO, PCR, SSCP, Southernblotting). Die Untersuchungsreihe erfolgt an Probanden, Patienten und Kontrollen. Die molekulargenetische Analyse ist komplex aufgrund der engen Nachbarschaft des Gens der 21-Ohase und dessen Pseudogen mit einer Homologie von 98%.
Schlagworte:
21-Hydroxylase; 21-Hydroxylase-Gen; Hormonanalyse; 3ß-HSD; 3ß-HSD-Gen; Infertilität/ Sexualanomalie;
Leitung / Koordination des Vorhabens
Dr. H. Meierkord; Dr. L. Pfeiffer;
Weitere beteiligte Wissenschaftler/innen:
Prof. Dr. G. Dörner; H. Peters; R. Poppe;
Laufzeit
01/1993 - 12/1994
Publikationen
  • Lindner, R., Poppe, I., Peters, H., Pfeiffer, L., Dörner, G.: Partial adrenal enzyme defects in transsexualism. Exp. Clin. Endocrinol. 101 Supp. 1 (1993) 149.