Editorial
Der chemische Mosaikstein im neuen Campus
Das Institut für Chemie
in Adlershof
Die Chemie in Deutschland schreibt schon seit langem eine
Erfolgsgeschichte für Lehre und Forschung einerseits sowie Wirtschaft
und Umwelt andererseits, die sich durch einen steten Fluss von
Innovationen auszeichnet. Unter allen Branchen gibt die Chemie die
erfolgreichsten Anstöße für neue Produkte. So stammen praktisch
alle Neuerungen auf dem weiten Gebiet der »Werkstoffe« aus der
Chemieforschung. Die Schlüsselstellung der Chemie beruht dabei auf
ihrer Querschnittsfunktion als Wissenschaft und Industrie, wobei gerade
diese enge Verzahnung von Grundlagen- und Industrieforschung ihr
Markenzeichen ist; heute reicht diese Verzahnung weit in die Biologie,
Physik und Medizin.
Die gegenseitige Befruchtung von Grundlagenforschung und angewandter
Forschung soll vor allem am Standort Berlin-Adlershof in vollem Umfang
genutzt werden. Die Möglichkeiten hierzu sind durch den neuen Campus
Adlershof der Humboldt-Universität mit den Instituten für Informatik,
Mathematik, Physik, Chemie sowie dem neu eröffneten Erwin
Schrödinger-Zentrum und den zahlreichen außeruniversitären
Forschungsinstituten, den Einrichtungen des Landes und des Bundes (ACA,
BAM, HMI, ISAS und BESSY II und weiteren) außerordentlich
vielversprechend und in Deutschland einzigartig für Lehre und
Forschung. Das Spektrum wird noch vervollständigt, wenn demnächst
noch die Institute für Geographie, Psychologie und schließlich das
Institut für Biologie »angekommen« sind.
So ist das Chemie-Studium an der Humboldt-Universität effizient
organisiert und wird von den Studierenden im Hauptfach Chemie und
Lehramt Chemie sehr gut angenommen. Im Studienführer 2003 (Stern und
CHE) nimmt nach dem Hochschulranking die Chemie in Adlershof bundesweit
den zweiten Platz ein. Damit gibt man sich aber nicht zufrieden,
sondern hat zur Erleichterung des internationalen Austausches die
»European Creditpoints« (ECTS) eingeführt und bereitet nun einen
reformierten Studiengang vor, der die Möglichkeiten zu einem
qualitativ hochwertigen Studium mit exzellenten Abschlüssen noch
weiter optimieren soll. Ein herausragendes Gemeinschaftsprojekt in
Adlershof ist z. B. die »International Humboldt Graduate School on
Structure, Function and Application of New Materials«, die zusammen
mit dem Max-Born-Institut, dem Paul-Drude-Institut für
Festkörperelektronik, BESSY II und der WISTA Management GmbH
realisiert wird und mittlerweile die zweite Generation von Doktoranden
ausbildet.
Die Struktur des Chemie-Institutes umfasst sowohl eine
analytisch-spektroskopisch-theoretische Forschungsrichtung als auch
eine hervorragende präparativ-synthetische Richtung, die durch die
jüngst gelungenen Berufungen junger herausragender Kollegen
entscheidend gestärkt werden konnte. Zurzeit wird eine
DFG-Forschergruppe, die beide Richtungen integriert, geplant und
aufgebaut. Zur eigentlichen Stärke des Chemie-Institutes gehören auch
zwei Sonderforschungsbereiche auf dem Gebiet der heterogenen Katalyse
(Sprecher-Universität Humboldt-Universität) und dem Gebiet der
ultraschnellen Steuerung und Kontrolle chemischer Reaktionen
(Sprecher-Universität FU Berlin, Stellvertretende
Sprecher-Universität Humboldt-Universität).
Die Universitätsleitung hat am 5. März 2003 mit dem Chemie-Institut,
damit erstmalig mit einem Universitäts-Institut überhaupt, eine
Zielvereinbarung zur Forschung abgeschlossen. Mit dem
Maßnahmenkatalog, der auf den sehr guten Ergebnissen der
Forschungsevaluation aus dem Jahre 2002 basiert, soll das Institut für
Chemie ermuntert werden, vor allem den Bereich der Nachwuchsförderung
zu stärken. Ein Ziel ist auch die Besetzung zweier
Juniorprofessor-/innen (oder Förderung durch das
Emmy-Noether-Programm). Die Universität wird sich außerdem um die
Wiederbesetzung eines Lehrstuhls, der das Profil des Instituts für
Chemie sinnvoll ergänzen würde, bemühen.
Damit sind für das Institut für Chemie alle Voraussetzungen gegeben,
den historischen Vorgaben, die als Herausforderung begriffen werden,
auf die lange Sicht gerecht zu werden, seine Attraktivität für
Forscher-/ innen und Student/innen noch weiter zu steigern und auch in
Zukunft ausgezeichnete Arbeiten in Forschung und Lehre vorlegen zu
können
Prof. Dr. Michael W. Linscheid
Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät I der
Humboldt-Universität zu Berlin
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