Humboldt-Universität zu Berlin

Humboldt-Spektrum 02/1996

Inhalt







3. Jahrgang · Heft 2/1996
ISSN 0946-641X · Preis DM 10,-

TITELBILD: Ruth Tesmar, »Undine« ? von E.T.A. Hoffmann


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ERZIEHUNGSWISSENSCHAFTEN

»Von Bonsai zu Sequoia« Erziehungswissenschaft im Internet

Peter Diepold
Heft 2/96, S. 32-35.

abstract
Im April 1994 wurde an der Abteilung Pädagogik und Informatik der Humboldt-Universität zu Berlin der erste deutschsprachige erziehungswissenschaftliche Server im World Wide Web (WWW) des Internet gestartet. Von den Möglichkeiten, die auf dem Server realisiert sind, wird in diesem Beitrag auf sechs besondere Schwerpunkte hingewiesen, die auch in Zukunft weiterverfolgt werden sollen ? in Stichworten: »SchulWeb«, Kooperation mit pädagogischen Institutionen, Datenbanken, Elektronisches Publizieren, Humboldt Online. Darüber hinaus werden Problemfelder skizziert, mit denen sich gegenwärtige - und künftige - Web-Nutzer konfrontiert sehen.

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LABORMEDIZIN

Umweltmedizin ? Diagnostik von Nierenschäden bei Schwermetallexpositionen

Klaus Jung/Monika Jung
Heft 2/96, S. 8-12.

abstract
Nach wie vor stellen Schwermetallbelastungen des Menschen, z.B. mit Cadmium oder Blei, ein umwelt- und arbeitsmedizinisches Problem dar. Die Niere als mögliches Zielorgan einer solchen Belastung stand im Mittelpunkt eines BMBF-geförderten Forschungsvorhabens. Nierenschäden infolge einer langjährigen Cadmium- oder Bleiexposition verlaufen zunächst symptomlos, können jedoch später zu irreversiblen Funktionseinschränkungen führen. Hier gilt es, schon im Frühstadium Veränderungen der Niere zu entdecken, um rechtzeitig präventive Maßnahmen ergreifen zu können. Dies kann nur mit sensitiven, nicht-invasiven Methoden erfolgen. Auf der Suche nach geeigneten Methoden untersuchten wir Cadmium- und Blei-exponierte Arbeitnehmer hinsichtlich ihrer Nierenfunktion. Es wurde die diagnostische Validität verschiedener klinisch-biochemischer Parameter im Blut und Urin dieser Probanden in enger Kooperation mit anderen europäischen Arbeitsgruppen ermittelt.
Im Ergebnis der Studie haben wir eine Parameterkombination erarbeitet, die es ermöglicht, routinemäßig die Nierenfunktion von Risikogruppen sensitiv zu überwachen.

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BIOLOGIE

Ökosysteme in Gefahr ? Die Schilfgürtel der Seen

Johannes-Günter Kohl/Harald Kühl/Heike Koppitz/Ralf Henze/Peter Woitke
Heft 2/96, S. 18-23.

abstract
Die Schilfgürtel der Seen sind wichtige Pufferzonen zwischen dem Gewässer und den angrenzenden Landökosystemen (Ökoton). Sie binden Nährstoffe (P, N), verhindern Ufererosion und bieten einer Vielzahl von Organismen Lebensraum (Habitat). Durch die extrem angestiegene Nährstoff-Fremdbelastung der Seen (Eutrophierung) über die Zuflüsse, den Eintrag durch Erosion (Wind und Wasser), vor allem aus Ackerflächen, und die mechanische Belastung durch Bootsverkehr und Getreibsel hat sich seit den 50er Jahren ein dramatischer Rückgang der Wasserröhrichte an den Seen vollzogen. Der Beitrag stellt neue Erkenntnisse über die Komplexität des Wirkungsgefüges dieses »Schilfsterbens« vor.

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EUROPÄISCHE ETHNOLOGIE

Die Stadt als terra incognita. Perspektiven der urbanen Ethnologie

Rolf Lindner
Heft 2/96, S. 42-46.

abstract
Die Stadt ist, aus der Perspektive der Ethnologie gesehen, in deutschen Landen noch eine terra incognita. Warum sich so wenige Ethnologen bislang auf dieses Gebiet vorwagten, hat gewiß seine disziplingeschichtlichen und wissenssoziologischen Gründe. Nicht zuletzt aber ist dieses Desiderat Effekt des antiurbanen Ressentiments, das die deutsche Geistesgeschichte durchzieht. Am Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin bildet die Stadtethnologie mittlerweile eine der Säulen von Forschung und Lehre. Im Januar fand in enger Kooperation mit dem Centre Marc Bloch ein zweitägiges, von der Fritz Thyssen Stiftung gefördertes deutsch-französisches Kolloquium zum Thema »Anthropologie der Stadt/Anthropologie de la Ville« statt. Der Beitrag skizziert Perspektiven und Fragestellungen der Stadtethnologie.

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INFORMATIK

Hochgenaue Messungen unter Weltraumbedingungen
Forschung für die Raumfahrt am Institut für Informatik der Humboldt-Universität

Beate Meffert/Frank Winkler
Heft 2/96, S. 26-31.

abstract
In den letzten Jahren fanden Raumflugmissionen in der russischen Raumstation MIR mit deutscher Beteiligung statt, wobei unter anderem materialwissenschaftliche Experimente in Kristallzüchtungsanlagen durchgeführt wurden. Die zur Prozeßkontrolle notwendigen hochauflösenden Temperaturmeßgeräte wurden im Institut für Informatik der Humboldt-Universität entwickelt und hergestellt. Bei der nationalen Mission MIR '92 wurden für die Züchtungsanlage KRISTALLISATOR das Differential-Temperatur-Meßgerät TES und bei der europäischen ESA-Mission EUROMIR '95 für die Züchtungsanlage TITUS das Temperatur- und Gravitationsmeßmodul TEGRA erfolgreich eingesetzt. Ermöglicht wurden die Arbeiten durch die Förderung der Deutschen Agentur für Raumfahrtangelegenheiten (DARA) und die intensive Zusammenarbeit mit der Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DLR).

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HALS-NASEN-OHREN-KLINIK

Überdruck im Innenohr. Nachweis durch Tieftonmaskierung

Karsten Nubel/Günther Scholz/Dieter Mrowinski
Heft 2/96, S. 4-6.

abstract
Die Ménière'sche Krankheit überfällt den Betroffenen mit Drehschwindelanfällen, wechselndem Hörverlust und Ohrgeräuschen. Meist wird dabei auch ein Druckgefühl im betroffenen Ohr bemerkt. Zum Beginn der Erkrankung treten die Beschwerden anfallsweise auf, besonders in Streßsituationen. Dies kann mehrmals täglich, wöchentlich oder in größeren Zeitabständen eintreten, meist gefolgt von beschwerdefreien Perioden. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kann es auch nach Monaten und Jahren zu erneuten Anfällen kommen, die z.B. im Straßenverkehr zu gefährlichen Situationen führen können. Beim ebenfalls häufig im Streß auftretenden Hörsturz handelt es sich dagegen meist um ein einmaliges Ereignis. Es finden sich ähnliche Symptome, allerdings ohne Drehschwindel. Da die Therapie und die Prognose, die dem Patienten über die unterschiedliche Beeinträchtigung seiner Lebensqualität gegeben werden kann, für beide Erkrankungen unterschiedlich sind, ist eine Unterscheidung (Differentialdiagnose) beider Krankheiten wichtig. Die dafür bisher verfügbaren Verfahren sind für den Patienten unangenehm und in ihrer Aussage nicht immer sicher. In diesem Beitrag wird eine neue diagnostische Methode zum Nachweis des überhöhten Drucks der Innenohrflüssigkeit vorgestellt, welcher für die Ménière'sche Krankheit ursächlich ist.

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BIBLIOTHEKSWISSENSCHAFT

Elektronisches Buch und strukturierte Objektbeschreibung aus bibliothekswissenschaftlicher Sicht

Johannes Palme
Heft 2/96, S. 36-40.

abstract
Mit der Verbreitung des Internet im Zeitalter der Informationsgesellschaft und der wachsenden Zahl von elektronischen Publikationen müssen Bibliotheken ihre Aufgaben und Funktionen neu bestimmen. Diese Publikationen sind dynamisch in zweierlei Hinsicht: einmal in Bezug auf die Aktualisierbarkeit der Inhalte durch Upgrades und zum andern durch neue Präsentationsformen. In den hier vorgestellten Beispielen werden bewährte Bestandteile des gedruckten Buches, z.B. Inhaltsverzeichnis und Register, mit Methoden des Information Retrievals kombiniert. Die bisher getrennten Bereiche Herstellung (Verlage), Distribution (Buchhandel) und Verfügbarkeit für Forschung, Lehre und Bildung (Bibliothek) werden zunehmend miteinander verschmelzen und führen zwangsläufig zu einer grundlegend veränderten Arbeitsweise von Autoren und Lesern.

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PFLANZENBAUWISSENSCHAFTEN

Tracereinsatz in der agrikulturchemischen Forschung

Heinz Peschke
Heft 2/96, S. 15-17.

abstract
Die Anwendung von stabilen Isotopen, insbesondere von 15N-Verbindungen, in Wissenschaft und Technik von Chemie, Biologie, Landwirtschaft und Medizin hat zu zahlreichen neuen Erkenntnissen geführt. Das Instrumentarium der Tracertechnik ist inzwischen in viele Disziplinen, so in Fachgebieten der Agrarforschung, der wissenschaftlichen Arbeit in Biologie, Ökologie, Ernährungswirtschaft sowie weiteren Grundlagen- und Anwendungssektoren und nicht zuletzt in der Medizin, aufgenommen worden. ? In der Agrarforschung hat der Tracereinsatz besonders dort an Bedeutung gewonnen, wo Fragen des Stickstoffhaushaltes in Boden, Pflanze und Tier bearbeitet werden. Zu solchen Fachgebieten gehören Bodenkunde, Pflanzenphysiologie, Pflanzenernährung, Acker- und Pflanzenbau sowie Tierphysiologie und Tierernährung.

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KLASSISCHE ARCHÄOLOGIE

Das Winckelmann-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin

Detlef Rößler
Heft 2/96, S. 52-55.

abstract
Archäologie: Unter den Bezeichnungen der geisteswissenschaftlichen Disziplinen gibt es wohl nur wenige, die geeignet sind, so gegensätzliche Assoziationen hervorzurufen wie diese. Archäologie, und gar noch »klassische«, das ist gewissermaßen Tradition pur: ein altes Fach und ein noch älterer Gegenstand, Kultur und Kunst des Alten Griechenland, des Römischen Imperiums und ihrer Nachbargebiete. Archäologie, das ist aber auch immer wieder Neues und oftmals Sensationelles: eine Wissenschaft, die ihre Quellen ständig vermehrt, die mit ihren Entdeckungen die Phantasie zahlloser Leser, Hörer und »Seher« beflügelt. Das Interesse an ihr hat zwar mehrfach Richtung und Ziel gewechselt, aber seit mehr als 100 Jahren nicht nachgelassen. In jüngerer Zeit ist »archäologische Spurensuche« zu einer Metapher für ein Verfahren minuziöser historischer Erkundung auf den unterschiedlichsten Gebieten geworden. Wissenschaften entdecken ihre je eigenen »Archäologien«; wie der Ausgräber die Kulturschichten im Erdreich, so legen ihre Vertreter die Straten der Entwicklung von Ideen und Gegenständen frei. Kaum jemand verwundert sich noch über Ausdrücke wie »Archäologie der menschlichen Seele«, »Archäologie des Traums«, »Archäologie der Arbeit«, »Archäologie des Wissens«. Die Klassische Archäologie als Disziplin der historischen Wissenschaften hält an ihrem traditionellen Gegenstand fest; den Fragen und den gewandelten Erwartungen der Gegenwart kann und will auch sie sich nicht verschließen.