Humboldt-Spektrum 03/1996
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Tissue Engineering. Züchtung künstlicher Gewebe aus menschlichen Zellen
Michael Sittinger/Gerd-Rüdiger
Burmester
Heft 3/96, S. 4-10.
abstract
Innerhalb weniger Jahre haben sich die Arbeiten zur künstlichen
Gewebezüchtung (Tissue Engineering) zu einem bedeutenden
Forschungsgebiet innerhalb der Biotechnologie entwickelt. Sie basieren
hauptsächlich auf einer interdisziplinären Zusammenarbeit der Bereiche
Biomaterialentwicklung, Zellbiologie und Zellkulturtechnik. Im
Vordergrund steht dabei die Herstellung biohybrider Konstrukte oder
vitaler Gewebe aus isolierten Zellen, Zellmatrix und Biomaterialien.
Bedeutende Fortschritte in der Entwicklung geeigneter Biomaterialien
und spezielle Verfahren zur in vitro Züchtung von Geweben ermöglichen
nun erstmals die künstliche Herstellung lebender Ersatzgewebe für den
Einsatz in Klinik und Forschung. Schon über 30 Firmen und ebenso viele
akademische Forschungslaboratorien sorgen allein in den USA für die
rasanten Fortschritte dieses Forschungsgebiets. Man rechnet sogar, daß
bereits Anfang des kommenden Jahrhunderts die Industrie des Tissue
Engineerings die Bedeutung der heutigen Gentechnologie erreicht. Der
vorliegende Beitrag skizziert das Forschungsgebiet sowie
Forschungsprojekte an der Humboldt-Universität zu Berlin.
»Giftfabrik« Blaualge
Thomas Börner/Elke Dittmann/Kathrin
Meißner/Michael Pohlers
Heft 3/96, S. 14-19.
abstract
Durch die Nährstoffeinleitung in Gewässer kommt es zur
Massenentwicklung von Algen. Diese unerfreuliche Erscheinung wird zur
Gefahr für Mensch und Tier, wenn diese Algen Toxine bilden. Im
Süßwasser von Flüssen und Seen und im Brackwasser der Ostsee sind es
insbesondere Cyanobakterien (Blaualgen), die Gifte bilden. Bei diesen
Toxinen handelt es sich vor allem um zyklische Peptide, die Leberzellen
zerstören können. Fortschritte in der Molekularbiologie der
nichtribosomalen Peptidsynthese machen es jetzt möglich, die Gene für
die Bildung von Peptidtoxinen zu erforschen.
Das Wetter - Diagnose und Prognose
Brigitte Klose
Heft 3/96, S. 22-26.
abstract
Die Vorausberechnung künftiger atmosphärischer Zustände und
Prozesse - die Wetterprognose - ist ein äußerst schwieriges Problem. Zu
seiner Lösung ist zum einen eine physikalisch exakte Erklärung aller
wetterbildenden Prozesse sowie ihre Beschreibung durch mathematische
Gleichungen erforderlich. Zum anderen muß man zu einem bestimmten
Zeitpunkt mit hinreichender Genauigkeit den aktuellen Zustand der
Atmosphäre kennen, d.h. über ein globales und genügend dichtes
meteorologisches Beobachtungsnetz sowie die technischen Voraussetzungen
einer raschen Datenübertragung und -auswertung verfügen. Angesichts
dieser Schwierigkeiten haben selbst namhafte Meteorologen die
Erfolgsaussichten von Wettervorhersagen eher skeptisch beurteilt und
»das Prognosemachen als unmoralisch und charakterschädigend« verdammt.
Heutzutage ist die Wetterprognose als Anfangs- und Randwertproblem
vollständig gelöst. Die Wissenschaftler sind jedoch zu der Erkenntnis
gekommen, daß infolge der Wechselwirkung von groß- und kleinräumigen
Prozessen mit zufälligem Charakter sowie der Möglichkeit der Atmosphäre
zur Selbstorganisation eine Prognosegüte von 100 Prozent nicht
erreichbar sein wird.
»Achtung! Hier ist Moskau!«. Der deutschsprachige Rundfunk aus der Sowjetunion 1929-1945
Carola Tischler/Wolfgang
Mühl-Benninghaus
Heft 3/96, S. 28-35.
abstract
Der Coup gegen den sowjetischen Partei- und Staatschef Michail
Gorbatschow im August 1991 führte auf allen Ebenen zu Veränderungen in
der Sowjetunion. Für Historiker, die nicht Mitglieder einer
kommunistischen Partei waren, bot sich ab Herbst 1991 erstmals die
Möglichkeit, in dem Archiv des ehemaligen Instituts für
Marxismus-Leninismus in Moskau zu arbeiten. Aber nicht nur dieses sich
heute »Zentrum zur Aufbewahrung und Erforschung von Dokumenten der
neuesten Zeit« nennende Archiv begann, einen Teil seiner Bestände nach
und nach zu öffnen, sondern auch eine Reihe weiterer Archive, darunter
das für deutsche Wissenschaftler nicht unwichtige »Sonderarchiv«. Hier
lagern von der Roten Armee nach Moskau verbrachte Akten aus Deutschland
und aus einigen von Deutschland besetzten Ländern. Somit erwies sich
Moskau in den letzten fünf Jahren als Mekka für Historiker, die sich
gern mit bislang im Rahmen der historischen Forschung nicht
ausgewerteten Akten beschäftigen. Das Institut
Theaterwissenschaft/Kulturelle Kommunikation der Humboldt-Universität
hat zusammen mit der Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv Frankfurt am
Main / Berlin die Gelegenheit genutzt, um ein gemeinsames
Forschungsvorhaben zu initiieren. Gegenstand des von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft geförderten Projektes ist der deutschsprachige
Rundfunk, der aus Moskau gesendet wurde und vorwiegend für Hörer in
Deutschland gedacht war. Den chronologischen Rahmen bildet die Zeit vom
Beginn der Sendungen 1929 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges
1945.
Politische Mythen der DDR
Herfried Münkler/Raina Zimmering
Heft 3/96, S. 36-42.
abstract
Im landläufigen Gebrauch hat der Begriff ?Mythos? eine pejorative
Bedeutung: Von Mythen ist zumeist dann die Rede, wenn etwas als unwahr
oder irreal, erfunden oder erlogen verstanden werden soll. Wird etwas
als mythisch bezeichnet, so wird es damit dem Denken früherer, längst
überwundener Zeiten zugerechnet, oder es werden unaufgeklärte,
bornierte Zeitgenossen ausgemacht, die zu einem unverstellten Blick auf
die Realität nicht in der Lage sind. So fungiert Mythos in der Regel
als ein Exklusionsbegriff, mit dem Denkformen und Vorstellungen
zusammengefaßt werden, die dem eigenen Denken gegenüber als
rückständig, geringerwertig oder zu stark vereinfachend gelten sollen.
Diese prinzipielle Distanzierung gegenüber dem Mythos mag einer der
Gründe dafür sein, daß die Funktion von Mythen in der Politik bislang
kaum untersucht und bearbeitet worden ist. Erst seit relativ kurzer
Zeit hat das Thema im Bereich der »Politische Kultur«-Forschung Eingang
in die Politikwissenschaft gefunden. Der folgende Beitrag umreißt
dieses Forschungsgebiet exemplarisch am Thema »Politische Mythen in der
DDR«.
Juristische Sprachstruktur und Gerechtigkeit
Hans-Peter Schwintowski
Heft 3/96, S. 44-50.
abstract
Mit Hilfe der juristischen Argumentation werden Lücken des
Gesetzes geschlossen. Man versucht die ausfüllungsbedürftigen oder
möglicherweise gar nicht vorhandenen Tatbestandsmerkmale eines Gesetzes
zu formulieren, zu präzisieren oder zu ergänzen, indem man nach dem
Sinn und Zweck der Norm fragt. Sinn und Zweck der Norm liegen
ersichtlich außerhalb des internen juristischen Begründungssystems,
also des Gesetzes. Es ist hilfreich, sich klarzumachen, daß bei der
Frage nach dem Sinn und Zweck einer Norm rationale Argumente jeder Art
verwendet werden dürfen. Es gibt keine Beschränkung auf juristisch
zulässige Argumentformen, denn anders könnte der Sinn und Zweck einer
Norm nicht wirklich erforscht werden. Letztlich geht es der
juristischen Argumentation also um die Ermittlung gültiger Rechtssätze.
Jeder argumentative Begründungsschritt kreist um die Frage, ob der
soziale Konflikt mit Hilfe der gegebenen gesetzlichen Merkmale
hinreichend gelöst werden kann, oder ob das Gesetz lückenhaft, also
wertausfüllungsbedürftig ist. Das bedeutet, daß jeder Schritt der
juristischen Argumentation dem Ziel dient, einen eindeutigen und
zugleich gerechten, für die Konfliktlösung hinreichenden, d.h.
subsumtionsfähigen Rechtssatz zu finden. Juristische Argumentation ist
also die Lehre vom Auffinden gültiger, subsumtionsfähiger Rechtssätze.
Mit diesem Zusammenhang von Juristischer Sprachstruktur und
Gerechtigkeit befaßt sich der vorliegende Beitrag.
Das Geographische Institut der Humboldt-Universität zu Berlin
Karin Wessel
Heft 3/96, S. 53-59.
abstract
Das Geographische Institut der Humboldt-Universität zu Berlin
blickt auf eine lange, die Geographie national und international
prägende Tradition zurück. Bereits mit der Gründung der
Friedrich-Wilhelm-Universität im Jahre 1810, der heutigen
Humboldt-Universität, wurde eine außerordentliche Professur für
Geographie eingerichtet. Damalige Vertreter der Fachdisziplin, wie z.B.
Alexander von Humboldt, sahen die Aufgabe der Geographie in der
Erforschung sogenannter »weißer Flecken« auf der Landkarte. Zielsetzung
der Geographie heute - als moderne Wissenschaft - ist es, räumliche
Strukturen und Prozesse im Lichte von Theorien und Modellen zu
beschreiben und zu erklären, um darauf aufbauend Grundlagen für ihre
Gestaltung zu liefern, z.B. im Rahmen raumwirksamer Planung und
Politik.