Humboldt-Universität zu Berlin

Humboldt-Spektrum 04/1998

Inhalt







5. Jahrgang · Heft 4/1998
ISSN 0946-641X · Preis DM 10,-

Ruth Tesmar: »Medea«, 1997. Öl, Holz, Seidenkokon.


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MEDIZINISCHE IMMUNOLOGIE

Der Sprache der Biomoleküle auf der Spur: Molekulare Bibliotheken und biologische Erkennung

Rudolf Volkmer-Engert/Jens Schneider-Mergener
Heft 4/98, S. 4-11.

abstract
Seit Anfang 1998 existiert an der Medizinischen Fakultät Charité eine DFG-Forschergruppe mit dem Thema: »Optimierte molekulare Bibliotheken zum Studium biologischer Erkennungsprozesse«. Sie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zunächst für 3 Jahre mit einer Verlängerungsmöglichkeit um weitere 3 Jahre eingerichtet. Ziel der interdisziplinär ausgerichteten Gruppe, die aus Biochemikern, Molekularbiologen, Immunologen und Biophysikern besteht, ist die Untersuchung biologischer Erkennungsprozesse unter Verwendung molekularer Bibliotheken. Nahziel innerhalb der thematischen Verknüpfung »Molekulare Bibliotheken?Biologische Erkennungsprozesse« ist die Bearbeitung ausgesuchter Modellbeispiele aus Immunologie, Zellbiologie und Strukturbiologie. Fernziel des Vorhabens besteht einerseits darin, detaillierte Einblicke in den Mechanismus der Protein-Protein und Protein-Ligand-Wechselwirkung zu gewinnen und andererseits diese Erkenntnisse für ein spezifisches Ligandendesign zu nutzen. Somit könnten neue Wege der Wirkstofffindung und Diagnostik beschritten werden (siehe dazu auch Humboldt-Spektrum 2/94, S. 4-11).

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MEDIZINROBOTIK

Navigation und Robotik an der Humboldt-Universität

Tim Lüth
Heft 4/98, S. 16-20.

abstract
Roboter in der Medizin und der Chirurgie werden immer häufiger durch die Medien in den Blick der Öffentlichkeit gerückt. Mit spektakulärem Medienaufgebot wird der Einsatz von Robotern für die Orthopädie, Neurochirurgie und minimalinvasive Herzchirurgie vorgestellt. Neben der relativ großen Zahl von Kliniken, die fertige Robotikprodukte für den täglichen klinischen Bedarf erwerben, gibt es weltweit nur eine sehr kleine Anzahl von Forschungseinrichtungen, die tatsächlich Roboter für den Einsatz in der Chirurgie entwickeln. Instinktiv denkt man dabei an Japan und Amerika als Ursprungsländer moderner Robotertechnik. - Es ist sicher weniger bekannt, daß eines der weltweit führenden und am besten ausgestattetsten Forschungslabors auf dem Gebiet der Medizinrobotik an der Medizinischen Fakultät Charité der Humboldt-Universität zu Berlin angesiedelt ist.

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THEORETISCHE BIOLOGIE

Brückenbau zwischen Theorie und Experiment in den Biowissenschaften:
Zwei Jahre »Innovationskolleg Theoretische Biologie«

Hanspeter Herzel/Peter Hammerstein/Andreas V. M. Herz/Bernd Ronacher
Heft 4/98, S. 24-34.

abstract
Vor zwei Jahren nahmen die neuberufenen Professoren des Innovationskollegs Theoretische Biologie (ITB) ihre Tätigkeit an der Humboldt-Universität auf, vor einem Jahr zog das ITB in sein Domizil am Naturkundemuseum, inzwischen umfaßt das Innovationskolleg mehr als zwanzig wissenschaftliche Mitarbeiter - Anlaß genug, um ein kurzes Résumé über die bisherigen Entwicklungen zu ziehen und das Forschungskonzept an ausgewählten Beispielen zu illustrieren.

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GEOGRAPHIE

»Wahlverwandtschaften«. Der Beitrag der Geographie zum »Mythos der Nationen«

Hans-Dietrich Schultz
Heft 4/98, S. 38-44.

abstract
Am 9. Juni 1998 ging in Berlin eine große Ausstellung zu den »Mythen der Nationen« zu Ende; geographische Mythen waren nicht darunter. Auch der Austellungskatalog streift sie nur kurz im einleitenden Essay bei Erwähnung des berühmten Vortrages von Ernest Renan »Qu'est-ce qu'une nation?«, den dieser 1882 in der Sorbonne gehalten hat. Darin gestand Renan der Erdoberfläche zwar einen fördernden oder behindernden Einfluß auf die Aufteilung der Nationen zu, diese lägen jedoch keineswegs schon a priori in den Konfigurationen des Bodens vor. Es gebe daher keine willkürlichere und unheilvollere Theorie als die der »natürlichen Grenzen«. Die Nation war für Renan vielmehr eine große Solidargemeinschaft, »un plébiscite de tous les jours«, wie er eingängig formulierte. - Die Vorstellung, daß zwischen den Nationen und ihren »Ländern« eine starke »Affinität« existiert, hat sich jedoch noch lange über die Zeit Renans hinaus in der populären, aber auch wissenschaftlichen Literatur durchgehalten und ist nicht einmal heute, dazu ein Beispiel am Ende des Beitrags, völlig verschwunden. Diese Denktradition soll im vorliegenden Beitrag in ihren wesentlichen Zügen rekonstruiert werden, wobei der Schwerpunkt auf der klassischen deutschsprachigen Geographie liegt.

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SPORTWISSENSCHAFT

Kinder im Hochleistungssport: Eine ethische Herausforderung für die Sportwissenschaft

Elk Franke
Heft 4/98, S. 46-53.

abstract
Der Hochleistungssport schafft nicht nur sich, sondern auch der Gesellschaft immer wieder neue Helden. Mit oft unmenschlich erscheinenden Kraftanstrengungen setzen sie sich von der Durchschnittlichkeit der Alltagswelt ab und werden nicht selten, insbesondere für Jugendliche, zu nachahmenswerten Idolen. Meist übersehen wird, daß der Erfolg die letzte Etappe auf einem 6 bis 9jährigen entbehrungsreichen Weg darstellt, der in Sportarten, in denen ein spezifisches Last-Kraft-Verhältnis von Bedeutung ist (Frauenturnen, Eiskunstlauf, Rhythmische Sportgymnastik), oft schon im Kindergarten beginnt. - Im vorliegenden Beitrag wird gezeigt, daß diese Entwicklung nicht aus der Sicht einer schlichten Handlungsmoral beurteilt werden kann, sondern sich eine ethische Ausgangsposition erst ergibt, wenn die besondere Handlungsstruktur des modernen, technologischen Leistungssports analysiert wird.

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KULTUR-/LITERATURWISSENSCHAFT

»Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht« (Franz Grillparzer, Medea).
Zum Medea-Zyklus von Ruth Tesmar

Inge Stephan
Heft 4/98, S. 54-60.

abstract
Es gibt Namen, die haben eine Aura: Medea, Jason, das Goldene Vlies, die Argonauten. Auch wenn wir nicht genau erinnern, was sich hinter diesen Namen verbirgt, so spüren wir doch, daß sie an ein Geheimnis rühren, welches uns betrifft. - Was wissen wir von Medea, die uns heute allenthalben begegnet: in der Literatur, der Musik, der Malerei, dem Film, dem Ballett und auf dem Theater? Was fällt uns ein, wenn wir an Medea denken - die leidenschaftlich Liebende, die verräterische Tochter und Schwester, die heilkundige Zauberin, die geheimnisvolle Fremde, die schmählich Verlassene und Betrogene, die Mörderin der Kinder, die grandiose Empörerin oder die grausame Rächerin, die stolze und mächtige Göttin oder die gebrochene, an der eigenen Widersprüchlichkeit und den Verhältnissen zugrunde gehende Frau? Medea hat viele Gesichter - und der Mythos erzählt uns viele verwirrende Geschichten.