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Verbunden durch die Luft

Die Ausstellung »AIRBOUND. Sensing Collective Futures«, lud vom 20. Oktober bis zum 9. November dazu ein, einen neuen Blick auf Luft als Material, als verbindendes soziales Element und als entscheidender Raum für Zukunftsverhandlungen zu werfen


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Ausstellung „Airbound“, Foto: Michelle Mantel

Allgegenwärtig und doch unsichtbar: Luft begleitet uns Menschen täglich und ist essenzielle Lebensgrundlage. Die Ausstellung »AIRBOUND. Sensing Collective Futures«, lud vom 20. Oktober bis zum 9. November dazu ein, einen neuen Blick auf Luft als Material, als verbindendes soziales Element und als entscheidender Raum für Zukunftsverhandlungen zu werfen. Sie wurde im Experimentallabor CollActive Materials gemeinsam von Menschen aus der Forschung, der Kunst, dem Design und der Gesellschaft entwickelt.

Luft ist ein Material, das eine grundlegende Rolle dabei spielen wird, welche Zukünfte uns Menschen möglich werden. Das Wissen um den Klimawandel, der zerstörerische Umgang mit Ressourcen und die damit einhergehenden ökologischen und sozialen Ungerechtigkeiten – all das steht dabei zur Debatte. „Wir glauben, dass die Luft das entscheidende Material im Anthropozän sein wird“, sagt Martin Müller, Kulturwissenschaftler und Forschender am Exzellenzcluster Matters of Activity. Er und die Medienwissenschaftlerin Léa Perraudin, die ebenfalls am Exzellenzcluster forscht, leiten das von der Berlin University Alliance (BUA) geförderte Projekt CollActive Materialsund haben die Ausstellung »AIRBOUND. Sensing Collective Futures« kuratiert.

Was wäre, wenn… Luft in Zukunft anders wirken würde?

Wie sähe eine Klima-Zukunft aus, in der Überleben nur noch durch technische Eingriffe ins Wetter möglich ist? Wie würden Menschen in einer Zukunft ohne saubere Luft zum gemeinsamen Singen zusammenkommen? Was wäre, wenn das Zusammenleben in Städten durch neue Formen von Kooperation mit der Luft geprägt ist? Mit diesen spekulativen Szenarien waren die rund 650 Besucherinnen und Besucher der Ausstellung dazu eingeladen, die Rolle der Luft in ihrem gegenwärtigen und zukünftigen Alltag zu reflektieren, unterstützt von Momentaufnahmen aus der Kulturgeschichte der Luft und der besonderen Versuchsanordnung im Ausstellungsraum.

Zukunftsszenarien an der Schnittstelle von Gesellschaft, Design und Forschung

Die Szenarien und Geschichten möglicher Zukünfte stammen aus einem langfristigen Designprozess, den CollActive Materials mit Menschen aus der Zivilgesellschaft, dem Design und der Forschung in diesem Jahr erarbeitet hat. Das “Experimentallabor für Wissenschaftskommunikation“ CollActive Materials erkundet, ob und wie spekulatives Design neue Formen des Sich-Begegnens zwischen Wissenschaft und Gesellschaft möglich machen kann. Durch Spekulation werden Gespräche auf Augenhöhe auf ganz neue und einzigartige  Weise möglich: Alltags- und akademisches Wissen, persönliche Erfahrungen und aktuelle Forschungsthemen ergänzen sich. Die in der Spekulation entstehenden Szenarien wiederum bieten einen materialisierten Anlass für Austausch, Diskussion und Verhandlung. Im Sinne des „Design for Debate“: Wollen wir in diesen Zukünften leben?

Die Grundlagen der ausgestellten Zukunftsszenarien entstanden in drei ganztägigen Workshops im Frühjahr 2023. Dafür lieferten Forschende der am Projekt beteiligten Exzellenzcluster „Matters of Activity“ und „Science of Intelligence“ sowie weitere Gäste Impulse aus der Wissenschaft, die in die Spekulationen einflossen. Auf Basis der Ergebnisse erarbeiteten Gestaltende und Künstler*innen schließlich die interaktiven Exponate der Ausstellung.

Aus der Uni in die Stadtgesellschaft hinein

„Besonders wichtig war es uns, aus den Räumlichkeiten der Universität heraus in die Stadt zu gehen, um so einen offenen Austausch möglich zu machen“, erklärt Léa Perraudin. „Für solch kollaborative und experimentelle Gestaltungsprozesse fehlt es im akademischen Kontext nach wie vor an Vorbildern.“ Diese Grundeinstellung des Projekts fand sich auch vor Ort wieder: Durch eine ebenerdige Fensterfront lud die Ausstellung Vorbeikommende niederschwellig ein, sich umzusehen und ihre eigenen Gedanken zum Thema in der wachsenden Ausstellung beizutragen – mitten am Moritzplatz in Berlin-Kreuzberg. Ergänzend zur Ausstellung präsentierte sich das Projekt auch den Besucherinnen und Besuchern der Berlin Science Week – mit einem Spekulations-Workshop für Interessierte am Berlin Science Week CAMPUS im Museum für Naturkunde. Mit einer partizipativen Performance der Leipziger Künstlerin Doris Dziersk fand „Airbound“ schließlich einen erfolgreichen Abschluss.

Dr. Kristin Werner, Koordinatorin des Experimentallabors CollActive Materials

CollActive Materials

CollActive Materials ist ein Experimentallabor für Wissenschaftskommunikation der Berliner Exzellenzcluster »Matters of Activity« (Humboldt-Universität zu Berlin) und »Science of Intelligence« (Technische Universität Berlin), gefördert von der Berlin University Alliance. Ziel des Projektes ist es, Spekulatives Design als neuen Ansatz für den Wissensaustausch zwischen Forschung, Gesellschaft und Design zu entwickeln und damit gemeinsame Begegnungen auf Augenhöhe möglich zu machen. Als experimentelles, transdisziplinäres Projekt bringt CollActive Materials materielle Alltagspraktiken aus diversen gesellschaftlichen Kontexten mit Forschungspositionen in ein offenes Gespräch.