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Verraten und Verkauft

Berlin war 1933 eine der größten Industriestädte der Welt, internationales Handelszentrum und Finanzplatz ersten Ranges und eine jüdische Metropole. Die Geschichte insbesondere der kleineren und mittleren jüdischen Unternehmen ist aber bislang allenfalls in Umrissen bekannt.

Das Projekt verfolgt ein dokumentarisches und ein analytisches Ziel. Es sollen die Grunddaten der jüdischen Unternehmen in einer Datenbank erfasst und in einer monographische Studie interpretiert werden.

Das Forschungsprojekt wird seit November 2005 am Lehrstuhl für Zeitgeschichte durchgeführt und stellt das größte Teilprojekt eines komparativ angelegten Großvorhabens dar, in dessen Rahmen mit Berlin, Breslau und  Frankfurt/Main die drei größten jüdischen Gemeinden des Deutschen Reichs zwischen 1931 und 1945 untersucht werden.

Das Projekt verfolgt ein dokumentarisches und ein analytisches Ziel. Es sollen die Grunddaten der jüdischen Unternehmen in einer Datenbank erfasst und in einer monographische Studie – orientiert an den Leitbegriffen „Ausgrenzungsprozesse“ und „Gegenstrategien“ – wirtschafts- und gesellschaftsgeschichtlich interpretiert werden.

Die Geschichte der sogenannten Arisierung kann ohne die Analyse dieser Gemeinden nicht abschließend geschrieben werden, weil diese Kristallisationspunkt und Zufluchtsort jüdischen Gewerbetreibens waren.

Dies gilt insbesondere für Berlin. Wegen der schieren Menge jüdischer Gewerbeunternehmen und einer schwierigen Quellenlage sind gleichzeitig die Grundvoraussetzungen hier auch besonders aufwendig. In mehr als zwanzig verschiedenen Archiven in Deutschland, Israel und den USA wurde nach aussagekräftigen Akten und Aufzeichnungen gesucht, um einzelne Unternehmen exemplarisch darstellen zu können. Das Hauptaugenmerk lag auf der Frage, wie sich die jüdischen Unternehmen in einem immer feindlicher werdenden Umfeld behaupten konnten. Erste Ergebnisse wurden unterdes in Kooperation mit dem Aktiven Museum in der Ausstellung „Verraten und Verkauft. Jüdische Gewerbeunternehmen in Berlin 1933-1945“ im Herbst 2008 im Foyer der Universität präsentiert.

Um möglichst viele jüdische Unternehmen zu identifizieren und in ihren Grunddaten zu rekonstruieren, müssen die überlieferten Akten des Berliner Handelsregisters, die sich im Amtsgericht Charlottenburg und im Landesarchiv Berlin befinden, durchgesehen und alle Datensätze in der Datenbank einer Endkontrolle unterzogen werden.