Exzellenz-Initiative

Exzellenzcluster „Creative Destruction“

„Destruktive und kreative Energien stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang.“

Herfried Münkler

Vom Petersdom zum Kühlschrank

Wer heute bei einer Papstaudienz vor der Peterskirche steht oder sie im Fernsehen sieht, ahnt meist nicht, dass der heutige Bau durch die brutale Zerstörung einer der bedeutendsten Kirchen der Christenheit entstand: Bevor die Fundamente für einen Neubau gelegt werden konnten, musste eine noch auf den Kaiser Konstantin zurückgehende Basilika mit herrlichen Mosaiken und kostbaren Säulen einfach dem Erdboden gleichgemacht werden. Heute steht nun ein prächtiger Barockbau. Von dem berühmten antiken Kirchenbau zeugen nur noch Abbildungen und ein paar verstreute Reste.
Diesen unmittelbaren Zusammenhang zwischen destruktiver und kreativer Energie hat bereits der Ökonom Josef A. Schumpeter (1883-1950) beobachten können, indem etwa die Erfindung des Kühlschranks Tausende von Eislieferanten hat arbeitslos werden lassen. Sein Paradigma der „Kreativen Zerstörung“, das ursprünglich für wirtschaftliche Analysen entwickelt wurde, stellt auch für die genauere Beschreibung von Prozesses radikaler Veränderung erkenntnistheoretischer, symbolischer, politischer und sozialer Systeme ein vielversprechendes Werkzeug dar. Als institutioneller Rahmen wird das „Harnack-Kolleg für Transdisziplinäre Studien“ gegründet, in dem disziplinübergreifende Studiengruppen zusammenarbeiten können.
Die Humboldt-Universität baut mit diesem Exzellenzcluster auf bestehenden Forschungsverbünden wie den Sonderforschungsbereichen „Ökonomisches Risiko“ (SFB 649), „Transformationen der Antike“ (SFB 644) und "Repräsentation sozialer Ordnungen im Wandel" (SFB 640) sowie dem interdisziplinären „August Boeckh Antikezentrum“ auf.