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Was ein Grabmal über die Identität verrät

Geschlechterbilder in der Trauer- und Begräbniskultur – eine Tagung von Nachwuchswissenschaftlern

„Es gibt kaum etwas Lebendigeres als den Tod und kaum ein kulturelles Zeugnis, das einen intimeren Zugang zu Selbstverständnis und Selbstdarstellung einer Epoche und ihrer Menschen bietet, als die Grabmalsplastik“, sagt Wissenschaftlerin Anett Ladegast. 
Im Umkreis des „REQUIEM-Projektes – Die römischen Papst- und Kardinalsgrabmäler der Frühen Neuzeit“ am Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität ist eine beachtliche Bandbreite von Arbeiten junger Kunsthistorikerinnen entstanden oder gerade im Entstehen. Die Forschungsarbeiten setzen sich auf eine eigene Art und Weise mit der Trauer- und Begräbniskultur, der so genannten Sepulkralkultur – der Frühen Neuzeit auseinandersetzen.

Die Konferenz „Grabmal und Identität“ am 5. Februar 2010 bietet diesen Nachwuchs-Kunsthistorikerinnen ein Forum, die Forschungen ihrer am Lehrstuhl von Prof. Horst Bredekamp angesiedelten Promotionsprojekte einem breiten Publikum zur Diskussion zu stellen.


Grabmal und Identität – Geschlechterbilder in der Sepulkralkultur
Freitag, 5. Februar 2010 von 15 bis 21 Uhr
Humboldt-Universität zu Berlin
Heilig-Geist-Kapelle, Spandauer Straße 1, 10178 Berlin


Im ersten Teil werden von Alrun Kompa (Berlin) und Laura Goldenbaum (Florenz) Grabmalstrategien vorgestellt, deren dynastische Repräsentation ganz bewusst den weiblichen Anteil ausblendet und ausschließlich männlich konnotierte Darstellungsformen etabliert. Dieses geschieht etwa mittels der Adelsfamilie Barberini in Palestrina oder anhand der Ästhetik von Totenmasken, Memorialbüsten und Bronzegisant in der italienischen Frührenaissance des 15. Jahrhunderts als geschlechtsspezifisches Bildkonzept.

Im Gegensatz dazu analysieren im zweiten Teil der Tagung Anett Ladegast (Berlin) und Judith Ostermann (Berlin) zwei Grabanlagen unter dem Motto „Hinter einem starken Mann steht ein starke Frau!“. Hier setzen Frauengrabmäler die innovativen Akzente, obwohl sie in der Forschungsrezeption zunächst im Schatten ihrer männlichen Pendants standen. Exemplarische belegt wird diese Art der Grabmalskultur durch die Frauenfrömmigkeit in S. Agostino und die starken Witwen im frühneuzeitlichen Spanien. Beispielgebend dafür ist das Grabmal der als „traurige Gräfin“ bekannten Juana Pimentel.

Drei der vier Dissertationsprojekte entstammen dem Umkreis des römischen Papsthofes und geben aufschlussreiche Einblicke in die kuriale Erinnerungskultur. In ihrer Gegenüberstellung sollen während der Tagung, die als interdisziplinäres Arbeitsgespräch zwischen Vertretern von Kunstgeschichte, Geschichte, Kultur- und Geschlechterwissenschaften konzipiert ist, allgemeine Strukturen geschlechtsspezifischer Repräsentation am Grabmal ausgemacht werden.

Nach der Präsentationen der vier Nachwuchswissenschaftlerinnen beschließt Prof. Aleida Assmann (Konstanz) mit ihrem Gastvortrag zur „Erinnerung und Trauer im Spiegel der Geschlechter“ die Tagung.




WEITERE INFORMATIONEN
Anett Ladegast M.A.
REQUIEM-Projekt
Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für Kunst- und Bildgeschichte
Dorotheenstr. 28, Raum 124
10117 Berlin
Tel: 030 2093-4295
E-Mail: a.ladegast@culture.hu-berlin.de
www.requiem-project.de