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Humboldt-Universität zu Berlin | Presseportal | Themen | „Die Menschen wollen, dass ihre Alltagsexpertise wahrgenommen, anerkannt und wertgeschätzt wird“

„Die Menschen wollen, dass ihre Alltagsexpertise wahrgenommen, anerkannt und wertgeschätzt wird“

Was bedeutet das Leben am Wasser im Alltag der Menschen in Berlin und Brandenburg? Und welche Veränderungen entstehen durch den Klimawandel? Darüber spricht die Anthropologin Dr. des. Desirée Hetzel in der dritten Folge unserer Reihe „Die BUA und ich – Protokolle aus dem Exzellenzverbund“.


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Die Anthropologin Dr. des. Desirée Hetzel erforscht im
Projekt CliWaC, wie Menschen auf Umweltveränderungen
reagieren. Foto: Falk Weiß

Die BUA und ich – Folge 3 mit Dr. des. Desirée Hetzel

Desirée Hetzel ist Sozial- und Kulturanthropologin am Institut für Europäische Ethnologie und dem IRI THESys. Sie forscht im Bereich Umweltanthropologie und untersucht Mensch-Umwelt-Beziehungen. Hier berichtet sie über ihre Arbeit im Projekt „CliWaC“, das die Folgen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt in der Modellregion Berlin-Brandenburg erforscht.

Es fließt und mäandert, füllt tiefe oder flache Senken, ist trüb oder klar, zeigt sich an der Oberfläche oder fließt versteckt im Untergrund: In Berlin und Brandenburg ist Wasser nahezu allgegenwärtig. Gleichzeitig ist die Region eine der trockensten in Deutschland und der Klimawandel verschärft bereits bestehende Wasserprobleme: In den vergangenen Sommern sind Fließgewässer teilweise ausgetrocknet, durch intensive Dürreperioden und eine höhere Verdunstung sind die Wasserpegel der Seen stark gesunken. Auf der anderen Seite nehmen Unwetter mit Starkregen zu, setzen etwa in Berlin Straßen und Tunnel unter Wasser und überfordern die Kanalisation.

Die Bevölkerung nimmt Veränderungen sehr sensibel wahr

Das Forschungsprojekt CliWac nimmt die Veränderungen des Wasserhaushalts in drei Modellstudien in den Blick. An der Spree und in ihrem Einzugsgebiet, am Sacrower und Groß Glienicker See und in der Metropolregion Berlin untersucht es, welche Probleme bereits heute beobachtet werden und welche künftig noch zu erwarten sind. Rund 50 Wissenschaftler*innen aus allen vier Verbundpartnerinnen der BUA sind Teil des Konsortiums. Gemeinsam wollen wir herausfinden, wie sich die Region anpassen kann und welche Lösungen es für die Wasserprobleme geben könnte.

Das Wissen über den Wasserhaushalt ist sehr divers: Auf der einen Seite gibt es die wissenschaftliche Expertise verschiedener Disziplinen – mit einer naturwissenschaftlichen und einer sozialwissenschaftlichen Gruppe in CliWaC, die sich untereinander austauschen. Außerdem gibt es die fachlichen Expertinnen und Experten, die sich beruflich mit dem Thema Wasser, mit Flüssen, Seen oder Niederschlägen beschäftigen und zu denen viele Entscheidungsträger*innen in Ämtern und Behörden gehören. Und dann gibt es die Menschen vor Ort, die ebenfalls wichtiges Wissen beisteuern können. Zu den Gewässern vor ihrer Haustür hat die Bevölkerung eine alltägliche, sehr direkte Verbindung und sie nimmt Veränderungen sehr sensibel wahr. Es ist notwendig, eine Brücke zwischen diesen ganz unterschiedlichen Expertisen zu schaffen, die nebeneinander stehen und alle gleich wichtig sind. Und genau das versuchen wir in CliWaC.

Anthropologische Forschung liefert umfassende Einblicke

Die Basis meiner Untersuchungen ist die ethnografische Arbeit. Das heißt, ich arbeite mit den Menschen vor Ort zusammen und hole sie als „Alltagsexpert*innen in das Projekt. Ich frage sie, was Wasser in ihrem Alltag bedeutet, welche Veränderungen sie beobachten, was das für Folgen hat und was aus ihrer Sicht wichtig wäre, zu tun.

In den vergangenen Monaten war ich dafür oft an den Gewässern unserer Modellregion unterwegs und habe mit vielen Menschen gesprochen. Zum Teil habe ich viel Zeit mit ihnen verbracht und bin mehrere Tage bei ihnen zu Hause geblieben, um ihren Alltag kennenzulernen. Das ist in der anthropologischen Forschung gängige Praxis und fördert häufig Themen zutage, die in einem nur einstündigen Gespräch oder bei kurzen Besuchen nicht auftauchen würden. Als Forscherin zeige ich damit auch Interesse am Leben und Alltag, den Sorgen, Nöten und Wünschen der Menschen. Sie erzählen mir, was in ihrem Leben gerade wichtig ist und warum das so ist. Das ergibt dann ein umfassendes Bild über ökonomische, soziale und kulturelle Bereiche des Lebens in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

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Wasser ist eine lebenswichtige Ressource. Was bedeutet sie im Alltag
der Menschen in Berlin und Brandenburg? Foto: Stefan Klenke

Wasser bedeutet Gemeinschaftsleben

In diesen Gesprächen zeigt sich: Das Thema Wasser ist sehr präsent. Die Anwohner*innen am Groß Glienicker und am Sacrower See bemerken deutliche Veränderungen. Die Uferlinie verschiebt sich, weil die Wasserpegel sinken. Für die Menschen am Westufer des Groß Glienicker Sees markierte das Wasser lange Zeit eine unüberwindbare Grenze zwischen DDR und BRD. Nach dem Mauerfall hatte man hier plötzlich wieder Zugang zum Wasser. Hier lernten die Kinder schwimmen und man traf sich zu Silvester am See mit der Dorfgemeinschaft, um das neue Jahr zu begrüßen. Im Sommer gibt es Kino auf einer Wiese, Bademöglichkeiten und Treffpunkte zum Grillen oder Angeln. Das Wasser ist immer wieder ein zentraler Anknüpfungspunkt für das Gemeinschaftsleben.

Das alles verändert sich gerade, da der Wasserspiegel massiv sinkt. Die einstigen Treffpunkte sind nun weit entfernt vom Ufer. Das macht den Menschen Sorge und sie haben viele Fragen. Es gibt dadurch aber auch neue Solidaritäten über den See hinweg, die Menschen schließen sich zusammen, um gemeinsam etwas zu tun. Dieses Nachdenken über Veränderungen in der näherenUmgebung gibt häufig auch den Anstoß, über andere Umweltveränderungen nachzudenken, die über die Region hinausgehen.

Gartenzaungespräche im Spreewald

In meinen Gesprächen geht es oft auch um Umweltveränderungen und menschliche Einflüsse. Das wird besonders in der Spreewaldregion deutlich, die sich durch den Kohleabbau stark verändert hat. Die Region befindet sich heute im Umbruch. Mit dem Ende der Kohle wird auf lange Sicht weniger Wasser in die Spree geleitet, da das Grundwasser in den Tagebauen nicht mehr abgepumpt wird. Das ist spannend, da die Spree auch für die Wasserversorgung Berlins entscheidend ist. Gleichzeitig steigt an anderen Stellen das Grundwasser und setzt wohlmöglich Grundstücke unter Wasser. Wie nehmen die Anwohner*innen diese potenziellen Konflikte wahr? Wie kann ein geeignetes Wassermanagement in der Zukunft aussehen? Und was macht das alles mit der Landschaft, die sie über Generationen hinweg kennen?

Im vergangenen Mai war ich dort lange mit dem Fahrrad unterwegs und habe unter anderem „Gartenzaungespräche“ mit Leuten, die dort wohnen oder einen Kleingarten haben, geführt. Meine Erfahrung war durchweg positiv: Die Menschen waren froh, dass jemand vorbeikommt, ihnen zuhört und auch ihre Sorgen wahrnimmt. Sie wollen wissen, was los ist, sie wollen mitreden und sie wollen Zugang zum Wasser in ihrer Region haben. Es ging oft auch um andere Themen, die den Leuten gerade auf den Nägeln brennen.

Auch Forschende können nicht vorhersagen, was passiert

Die Aussage „Wir leben in unsicheren Zeiten“ höre ich bei meinen Besuchen öfter. Die Menschen haben das grundlegende Gefühl, etwas tun zu müssen. Gleichzeitig spüren sie aber, dass das sehr schwierig ist. Wir leben in Zeiten von multiplen Krisen und die Leute sind sich unsicher, was sie als Einzelpersonen oder als Gemeinschaften überhaupt noch dagegen tun können.

Wir können auch als Forschende nicht vorhersagen, was passiert. Und wir haben kein Patentrezept für eine Lösung. Aber trotz aller Unsicherheiten es ist wichtig, darüber zu sprechen und zu kommunizieren, wie mögliche Lösungswege aussehen könnten. Die Menschen wollen, dass ihre Alltagsexpertise, ihr Wissen über das Leben am und mit dem Wasser in diesem Diskurs wahrgenommen, anerkannt und wertgeschätzt wird. Wie können wir besser miteinander ins Gespräch kommen? Wo erhalten wir verlässliche Informationen? Diese Fragen bewegen die Menschen.

Die Erkenntnisse meiner ethnografischen Forschung nutze ich, um Empfehlungen für die Politik abzuleiten und ich bringe sie auch in ein Wissenschaftskommunikationsprojekt ein, das mit Veranstaltungen vor Ort präsent ist. Das Projekt „AnthropoScenes“, gleitet von Pauline Münch, arbeitet mit Künstler*innen und Schauspieler*innen zusammen, um wissenschaftliche Erkenntnisse auf neue Art und Weise zu vermitteln. Dazu gehört etwa eine partizipative Kunstinstallation im Spreewald, die verschiedene Perspektiven einfängt und die Menschen vor Ort einbindet. Es geht immer darum, miteinander ins Gespräch zu kommen, Impulse und Denkanstöße zu liefern und einen Dialog aufzubauen. Denn nur gemeinsam werden wir Lösungen finden.

Zum Projekt

Das Forschungsprojekt „Climate and Water under Change“ (CliWaC) erforscht durch den Klimawandel verursachte Risiken zur Verfügbarkeit und Qualität von Wasser. Gemeinsam mit Wirtschaft, Verwaltung, Wirtschaft und Politik sucht das Konsortium nach Lösungen für eine nachhaltige Nutzung der Ressource Wasser. Das Vorhaben Projekt wird von 2021 bis 2024 als Einstein Research Unit von der Berlin University Alliance (BUA) und der Einstein Stiftung Berlin gefördert. Beteiligt sind alle vier Verbundpartnerinnen der BUA.

Weitere Informationen

Über die Reihe „Die BUA und ich“ – Protokolle aus dem Exzellenzverbund

Die Humboldt-Universität bildet gemeinsam mit der Freien Universität Berlin, der Technischen Universität Berlin und der Charité – Universitätsmedizin den Exzellenzverbund Berlin University Alliance (BUA). In der Reihe „Die BUA und ich“ berichten Forschende und Mitarbeitende der HU von ihren Projekten, die mit Exzellenzmitteln gefördert werden.

„Die BUA und ich“ – Folge 1: Dr. Yong-Mi Rauch

„Die BUA und ich“ – Folge 2: Prof. Dr. Manuela Bojadžijev

 

Humboldt-Universität zu Berlin | Presseportal | Themen | Das Leitbild Lehre als Gemeinschaftsaufgabe

Das Leitbild Lehre als Gemeinschaftsaufgabe

Das Leitbild Lehre wurde im Dezember 2023 verabschiedet. Es bildet ein gemeinsames Selbstverständnis der Studierenden, Lehrenden, Wissenschaftsadministration und Universitätsleitung der HU.


Das Leitbild Lehrewurde im Dezember 2023 verabschiedet. Es bildet ein gemeinsames Selbstverständnis der Studierenden, Lehrenden, Wissenschaftsadministration und Universitätsleitung der HU.

Das Leitbild Lehre knüpft realitätsnah an Vorhandenes an und soll eine universitätsweite und in die Zukunft gerichtete Orientierung bieten. Es versteht sich als fakultätsübergreifender strategischer Diskurs- und Handlungsrahmen in Bezug auf übergeordnete didaktische Prinzipien, grundlegende Qualifikationsziele und zu vermittelnde Kompetenzen. Im Leitbild werden die Grundsätze des Studiums sowie Anforderungen an Studierende, Lehrende und unterstützende Strukturen artikuliert.

Das Leitbild Lehre ist eine Gemeinschaftsaufgabe der gesamten Universität. Deshalb wurde es in einem diskursiven und partizipativen Prozess gemeinsam formuliert.

Weitere Informationen

Zum Leitbild Lehre

Zum Rückblick auf YouTube: Kick-Off zum „Leitbild Lehre“ an der HU 

Humboldt-Universität zu Berlin | Presseportal | Themen | Vielversprechende Forschungsideen auf dem Weg zum Exzellenzcluster

Vielversprechende Forschungsideen auf dem Weg zum Exzellenzcluster

Die Berlin University Alliance geht mit drei neuen Initiativen in die nächste Runde des Exzellenzwettbewerbs


Die Vorauswahl für die neuen Exzellenzcluster in der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder ist abgeschlossen. Heute gab das von Wissenschaftsrat und Deutscher Forschungsgemeinschaft (DFG) eingesetzte Expertengremium bekannt, welche Initiativen sich mit einem ausführlichen Vollantrag bewerben dürfen. Diese erste Hürde auf dem Weg zum Exzellenzcluster haben auch drei Initiativen aus dem Berliner Exzellenzverbund erfolgreich genommen, deren Antragsskizzen die Jury überzeugen konnten.

Die Charité – Universitätsmedizin Berlin geht mit zwei Vollanträgen in die nächste Runde des Exzellenzwettbewerbs. Die Humboldt-Universität zu Berlin und die Freie Universität Berlin sind als antragstellende Einrichtungen daran beteiligt. Das Vorhaben „ImmunoPreCept“ forscht an den Schnittstellen von Gesundheit und Krankheit, um Erkrankungen früher zu erkennen und präventiv zu behandeln. Bei „INTERACT“ geht es um die Ursachen von Multimorbidität – also mehreren gleichzeitigen Erkrankungen. Die Forschenden fokussieren sich hier auf die gestörte Kommunikation zwischen einzelnen Organen. An diesem Antrag ist auch die Technische Universität Berlin antragstellend beteiligt. Die Freie Universität Berlin ist mit der Antragsskizze „Center for Chiral Electronics“ erfolgreich, die sie gemeinsam mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Universität Regensburg eingereicht hat. Das Forschungsziel ist es, Grundlagen für eine energieeffizientere und zugleich ultraschnelle Elektronik zu entwickeln.

Bis zum 22. August müssen die potenziellen neuen Exzellenzcluster ihre Vollanträge bei der DFG einreichen, die im Mai 2025 über eine Förderung entscheidet. Mit den Exzellenzclustern fördert die seit 2019 bestehende Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder Spitzenforschung an deutschen Universitäten und stärkt ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit. Bundesweit hatten sich 143 neue Initiativen in der aktuellen Wettbewerbsrunde um eine Förderung als Exzellenzcluster beworben und dafür ihre Antragsskizzen eingereicht. 41 dürfen nun mit Vollanträgen in die Entscheidungsrunde gehen.

Berliner Exzellenzverbund hat bisher sieben Exzellenzcluster

Die HU hat mit Matters of Activity. Image Space Material bereits einen eigenen Exzellenzcluster und ist bei drei weiteren Clustern antragstellend beteiligt: Science of Intelligence (SCIoI), Berlin Mathematics Research Center MATH+ sowie NeuroCure – Comprehensive Approaches to Neurological and Psychiatric Disorders. Darüber hinaus sind Wissenschaftler*innen der HU auch an den drei weiteren bestehenden Clustern der Berlin University Alliance Contestations of the Liberal Script (SCRIPTS), Unifying Systems in Catalysis (UniSysCat) und Temporal Communities: Doing Literature in a Global Perspective beteiligt. Die bestehenden Cluster müssen ebenfalls bis zum 22. August ihre Anträge auf eine Fortsetzung der bisherigen Förderung einreichen. Die Weiter- beziehungsweise Neuförderung der Exzellenzcluster beginnt im Januar 2026. Die siebenjährige Förderphase umfasst bis zu zehn Millionen Euro jährlich.

Weitere Informationen

Zur gemeinsamen Pressemitteilung der BUA

Humboldt-Universität zu Berlin | Presseportal | Themen | Ein frischer Look für die Humboldt-Universität: Das neue Corporate Design

Ein frischer Look für die Humboldt-Universität: Das neue Corporate Design

Die HU hat ein neues, weiterentwickeltes Corporate Design, das ein modernes Erscheinungsbild der Humboldt-Universität vermittelt.


Die wesentlichen Markenelemente der HU, das „HU-Blau“ und die Hausschrift „HU-Scala“, bleiben unverändert, das Logo mit dem Konterfei der zwei Humboldt-Brüder, ist onlinegerecht minimal angepasst und auch die Hintergrundfarben stehen für Kontinuität. Neu sind die ergänzende Akzentschrift D-Din, das offene Farbkonzept für Akzentfarben, die fotografische Bildsprache und grafische Designelemente. Sie schaffen Gestaltungsspielräume und machen das Design vielseitig anwendbar, dennoch stets wiedererkennbar.

Die neuen gestalterischen Möglichkeiten im Rahmen des Corporate Designs ermöglichen eine Kommunikation, die der Vielfalt der Inhalte, der Kommunikationsmedien und der adressierten Zielgruppen gerecht wird.

Mitarbeitende der HU können das gedruckte Corporate Design Manual in der Hausdruckerei via Mail unter druck.auftrag@hu-berlin.de  bestellen.

Weitere Informationen

Zum Corporate Design der HU

Download: Corporate Design Manual (PDF)

 

 

Humboldt-Universität zu Berlin | Presseportal | Themen | Willkommen an der Humboldt-Universität

Willkommen an der Humboldt-Universität

Informationen zum Studienbeginn zum Wintersemester 2023/24 sowie eine Übersicht über zentrale Informationsveranstaltungen und Veranstaltungen von Instituten und Fakultäten.


Orientierungswoche

Ab dem 25. September 2023 bietet die allgemeine Studienberatung der Humboldt-Universität verschiedene Online-Info-Veranstaltungen über das Studium an der HU an. Auch die verschiedenen Institute und Fakultäten haben ein Programm für ihre neuen Student:innen zusammengestellt und vermitteln fächerspezifische Inhalte. Angebote der jeweiligen Fachschaften für ihre neuen Kommiliton:innen werden zumeist via den sozialen Medien kommuniziert. Eine Übersicht der Fachschaftsinitiativen etc. findet sich in der Social-Media-Directory.

Offizielle Immatrikulation

Die Immatrikulationsfeier der Humboldt-Universität findet am 16. Oktober 2023 auf dem Campus Nord statt.

Ort: Hörsaalzelt Audimax II auf dem Campus Nord der Humboldt Universität – Zugang über Philippstraße 13 oder Luisenstraße 56

Mehr zum Semesterstart an der Humboldt-Universität lesen

Humboldt-Universität zu Berlin | Presseportal | Themen | „Die BUA und ich“ – Protokolle aus dem Exzellenzverbund

„Die BUA und ich“ – Protokolle aus dem Exzellenzverbund

Die HU bildet gemeinsam mit der FU, der TU und der Charité den Exzellenzverbund Berlin University Alliance (BUA). In der Reihe „Die BUA und ich“ berichten Forschende und Mitarbeitende der HU von ihren Projekten, die mit Exzellenzmitteln gefördert werden.


„Sammlungen müssen zukunftsfähig werden“

Folge 1: Dr. Yong-Mi Rauch, Universitätsbibliothek

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Dr. Yong-Mi Rauch leitet die Abteilung
Historische Sammlungen der Universitätsbibliothek
Foto: Stefan Klenke

Dr. Yong-Mi Rauch ist Literaturwissenschaftlerin und Leiterin der Abteilung Historische Sammlungen der HU-Universitätsbibliothek. Hier erzählt sie von ihrer Arbeit im Projekt „Digitales Netzwerk Sammlungen“, das von der Berlin University Alliance gefördert wird, und verrät, warum das Kugelstabmodell eines Perowskit-Kristalls für sie wichtig ist.

Wer sich mit den Berliner Universitätssammlungen beschäftigt, ist von der enormen Vielfalt schnell überwältigt: Wir haben mit so verschiedenen Objekten wie historischen Karten, Pflanzen, anatomischen Tierpräparaten, Lehrmodellen, Fotosammlungen und Architekturplänen zu tun. Allein an den Einrichtungen der Berlin University Alliance gibt es über 100 wissenschaftliche Sammlungen, an der Humboldt-Universität mehr als 30. Natürlich finde ich die Historischen Sammlungen der Universitätsbibliothek besonders faszinierend, weil ich mich als Sammlungsleiterin intensiv mit ihnen beschäftigt habe. Zu ihnen gehören wertvolle Gelehrtenbibliotheken wie die Arbeits- und Privatbibliothek der Brüder Grimm in rund 6000 Bänden, die sprachwissenschaftliche Sammlung von Wilhelm von Humboldt und zahlreiche weitere außergewöhnliche Provenienzen. Mein Interesse beschränkt sich jedoch selbstverständlich nicht auf Bücher. Die Sammlungen an Instituten, Lehrstühlen und Universitätsmuseen in Berlin sind für mich gerade deshalb faszinierend, weil sie weniger einheitlich als Bibliotheksbestände sind, oft noch deutliches Erschließungspotenzial besteht und sie deshalb häufig Überraschungen mit sich bringen. Da Universitätssammlungen weitgehend dezentral organisiert und über die ganze Stadt verstreut sind, sind sie leider für Externe nicht immer gut zu finden.

Von Büchern zu Perowskit

Im Projekt „Digitales Netzwerk Sammlungen“ arbeite ich mit vielen Kolleginnen und Kollegen daran, die Sichtbarkeit und den Zugang zu diesen Sammlungen zu erleichtern. Damit die Sammlungen zukunftsfähig werden, ist es wichtig, dass sie digital präsent sind und mit digitalen Instrumenten erschlossen werden können. Dafür verlasse ich zeitweise das gewohnte Bibliotheksumfeld und lerne viele weitere, für mich oft neuartige Bestände kennen. Einen wichtigen Partner habe ich beispielsweise in der Kristallographischen Lehrsammlung am Institut für Physik in Berlin Adlershof gefunden. Diese Sammlung enthält unter anderem 350 mineralogische Polyedermodelle und rund 80 Kristallgittermodelle aus den Werkstätten der HU, die aktiv in der Lehre eingesetzt werden. Für mich ist das erst einmal ein völlig fachfremdes Gebiet, und dennoch gibt es über die Disziplinen hinweg viele Anknüpfungspunkte und großes Lernpotenzial.

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DKristallstruktur (Elementarzelle) der kubischen
Modifikation von Perowskit (BaTiO3), Modell aus der
Kristallographischen Lehrsammlung der
Humboldt-Universität zu Berlin, entstanden
zwischen 1950 und 1990, Foto: Bernhard Ludewig

Für unser Projekt ist aus dieser Kristallographischen Lehrsammlung das Kugelstabmodell eines Perowskit-Kristalls ein ganz besonderes Objekt geworden. Die Verbindungen zwischen den einzelnen Atomen erscheinen mir sinnbildlich für den Vernetzungsgedanken, den wir in unserem Projekt verfolgen. Es ist unser Ziel, eine forschungsunterstützende Infrastruktur aufzubauen und all jene miteinander zu vernetzen, die mit Sammlungen arbeiten und sie betreuen. Ein Schritt auf diesem Weg ist es, die Modelle zu digitalisieren und adäquat zu beschreiben, um sie in einem Online-Portal präsentieren zu können, auf das andere Forschende zugreifen können.

Digitalisierung bedeutet nicht nur, dass man ein Foto oder einen Scan des Objekts anfertigt. Ganz wesentlich ist es auch, die Objekte strukturiert mit Metadaten zu beschreiben, also mit allen grundlegenden Informationen, aber vertretbarem Aufwand. Je nach Fach sind dafür unterschiedliche Daten wie etwa Personen, Fundorte, Klassifizierungen oder Identifikationsnummern notwendig. Zur Beschreibung können auch normierte Schlagwörter eingesetzt werden, mit denen Bestände über die disziplinären Grenzen hinweg untereinander verknüpft werden können. Der Weg von teilweise handschriftlichen Verzeichnissen hin zu einer digitalen Repräsentation war für mich und mein Team sehr aufschlussreich. Wir konnten an solchen Beispielen Digitalisierungsmethoden ausprobieren und Verfahren entwickeln, die wir dann wieder in anderen Sammlungen anwenden können. Der enge Austausch mit den Fachleuten vor Ort, die die Sammlung betreuen, ist bei der Arbeit essentiell. Häufig sind die Sammlungsverantwortlichen in erster Linie Forschende, die sich vorrangig mit wissenschaftlichen Fachfragen befassen und weniger mit Standards der Erschließung, Inventarisierung oder Digitalisierung. Wenn Fach- und Bibliotheksexpertise zusammenkommen, ergänzen sich die Kompetenzen, und die Zusammenarbeit kann sehr ertragreich sein. Überhaupt ist das eine wichtige Facette unseres Projekts: Der Austausch und Wissenstransfer im Bereich Sammlungen über Fach- und Institutionsgrenzen hinweg. Wir möchten die Akteure vernetzen und ihre Zusammenarbeit in der Sammlungsdigitalisierung unterstützen, nicht nur über Infrastruktur, sondern auch über gemeinsame Workshops, Veranstaltungen und Kooperationen.

Schlummerende Schätze heben

Sammlungen wurden häufig für einen ganz bestimmten Zweck aufgebaut oder angeschafft. Im Laufe ihrer Geschichte werden sie aber oft für unterschiedliche Forschungsfragen herangezogen und können für andere Fachrichtungen interessant werden. Das können wir gut am Beispiel der Kristallographischen Lehrsammlung beobachten. Durch die Digitalisierung sind Forschende außerhalb der Physik und Naturwissenschaften darauf aufmerksam geworden, die anhand der Objekte nun auch kulturwissenschaftliche oder bildungsgeschichtliche Fragen untersuchen wollen.

Das Interesse der Universitäten an ihren wissenschaftlichen Sammlungen steigt. Es gibt aber auch „verwaiste“ Bestände, die niemand betreut und die deshalb auch kaum wahrgenommen werden. Wenn es bestimmte Forschungsfragen, Ausstellungen oder Lehrprojekte gibt, können solche Bestände wieder in den Fokus rücken und quasi wiedererweckt werden. Damit das schlummernde Potenzial solcher Bestände genutzt werden kann, ist es wichtig, dass ein Überblick über diese Ressourcen in der BUA und ein gebündelter Zugang entstehen – deshalb entwickeln wir im Projekt eine gemeinsame Online-Sammlungsplattform.

Fahrplan für eine nachhaltige Sammlungsinfrastruktur

In welchen Schritten sollte Digitalisierung ablaufen, um nachhaltige und gut nutzbare Ergebnisse zu erzielen? Welche Methoden sind dafür je nach Sammlung und Fach geeignet? Wo liegen übergreifende Anforderungen? Wie können die Objekte besser verfügbar und sichtbar werden? Zu diesen Themen haben wir in den vergangenen zwei Jahren viele praktische Fallstudien durchgeführt, Methoden erprobt, Verfahren entwickelt und als Ergebnis eine Handlungsempfehlung vorgelegt: Einen Fahrplan, der anhand von Fallbeispielen und Erfahrungen zeigt, wie diese Aufgaben zu lösen sind und welche zeitlichen und finanziellen Ressourcen gebraucht werden. In den kommenden Monaten wollen wir unsere Arbeit weiterführen, unser Konzept umsetzen und einen gemeinsamen Webauftritt der Universitätssammlungen an der BUA aufbauen, in dem nach Fächern und Objekttypen gefiltert werden kann. Sammlungen, die bisher digital nicht oder schwach präsent sind, wollen wir auf ihrem Weg durchs digitale Zeitalter unterstützen.

Zum Projekt

Das Projekt „Digitales Netzwerk Sammlungen“ wurde von 2021 bis 2023 mit Mitteln aus der Exzellenzstrategie gefördert. Es verfolgt das Ziel, eine nachhaltige Sammlungsinfrastruktur für die wissenschaftlichen Sammlungen der BUA-Verbundpartnerinnen aufzubauen und die Zusammenarbeit der Akteure im BUA-Verbund zu stärken. Das Projekt ist im Schwerpunkt „Sharing Resources“ der BUA angesiedelt, der sich dafür einsetzt, Forschungsinfrastrukturen im Berliner Forschungsraum effizienter zu nutzen. Sammlungen sind ein Teil dieser komplexen Forschungsinfrastruktur, die für die vier Verbundpartnerinnen transparent und zugänglich sein sollen. 

Weitere Informationen

Blog des Netzwerks Digitale Sammlungen

Humboldt-Universität zu Berlin | Presseportal | Themen | Verbunden durch die Luft

Verbunden durch die Luft

Die Ausstellung »AIRBOUND. Sensing Collective Futures«, lud vom 20. Oktober bis zum 9. November dazu ein, einen neuen Blick auf Luft als Material, als verbindendes soziales Element und als entscheidender Raum für Zukunftsverhandlungen zu werfen


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Ausstellung „Airbound“, Foto: Michelle Mantel

Allgegenwärtig und doch unsichtbar: Luft begleitet uns Menschen täglich und ist essenzielle Lebensgrundlage. Die Ausstellung »AIRBOUND. Sensing Collective Futures«, lud vom 20. Oktober bis zum 9. November dazu ein, einen neuen Blick auf Luft als Material, als verbindendes soziales Element und als entscheidender Raum für Zukunftsverhandlungen zu werfen. Sie wurde im Experimentallabor CollActive Materials gemeinsam von Menschen aus der Forschung, der Kunst, dem Design und der Gesellschaft entwickelt.

Luft ist ein Material, das eine grundlegende Rolle dabei spielen wird, welche Zukünfte uns Menschen möglich werden. Das Wissen um den Klimawandel, der zerstörerische Umgang mit Ressourcen und die damit einhergehenden ökologischen und sozialen Ungerechtigkeiten – all das steht dabei zur Debatte. „Wir glauben, dass die Luft das entscheidende Material im Anthropozän sein wird“, sagt Martin Müller, Kulturwissenschaftler und Forschender am Exzellenzcluster Matters of Activity. Er und die Medienwissenschaftlerin Léa Perraudin, die ebenfalls am Exzellenzcluster forscht, leiten das von der Berlin University Alliance (BUA) geförderte Projekt CollActive Materialsund haben die Ausstellung »AIRBOUND. Sensing Collective Futures« kuratiert.

Was wäre, wenn… Luft in Zukunft anders wirken würde?

Wie sähe eine Klima-Zukunft aus, in der Überleben nur noch durch technische Eingriffe ins Wetter möglich ist? Wie würden Menschen in einer Zukunft ohne saubere Luft zum gemeinsamen Singen zusammenkommen? Was wäre, wenn das Zusammenleben in Städten durch neue Formen von Kooperation mit der Luft geprägt ist? Mit diesen spekulativen Szenarien waren die rund 650 Besucherinnen und Besucher der Ausstellung dazu eingeladen, die Rolle der Luft in ihrem gegenwärtigen und zukünftigen Alltag zu reflektieren, unterstützt von Momentaufnahmen aus der Kulturgeschichte der Luft und der besonderen Versuchsanordnung im Ausstellungsraum.

Zukunftsszenarien an der Schnittstelle von Gesellschaft, Design und Forschung

Die Szenarien und Geschichten möglicher Zukünfte stammen aus einem langfristigen Designprozess, den CollActive Materials mit Menschen aus der Zivilgesellschaft, dem Design und der Forschung in diesem Jahr erarbeitet hat. Das “Experimentallabor für Wissenschaftskommunikation“ CollActive Materials erkundet, ob und wie spekulatives Design neue Formen des Sich-Begegnens zwischen Wissenschaft und Gesellschaft möglich machen kann. Durch Spekulation werden Gespräche auf Augenhöhe auf ganz neue und einzigartige  Weise möglich: Alltags- und akademisches Wissen, persönliche Erfahrungen und aktuelle Forschungsthemen ergänzen sich. Die in der Spekulation entstehenden Szenarien wiederum bieten einen materialisierten Anlass für Austausch, Diskussion und Verhandlung. Im Sinne des „Design for Debate“: Wollen wir in diesen Zukünften leben?

Die Grundlagen der ausgestellten Zukunftsszenarien entstanden in drei ganztägigen Workshops im Frühjahr 2023. Dafür lieferten Forschende der am Projekt beteiligten Exzellenzcluster „Matters of Activity“ und „Science of Intelligence“ sowie weitere Gäste Impulse aus der Wissenschaft, die in die Spekulationen einflossen. Auf Basis der Ergebnisse erarbeiteten Gestaltende und Künstler*innen schließlich die interaktiven Exponate der Ausstellung.

Aus der Uni in die Stadtgesellschaft hinein

„Besonders wichtig war es uns, aus den Räumlichkeiten der Universität heraus in die Stadt zu gehen, um so einen offenen Austausch möglich zu machen“, erklärt Léa Perraudin. „Für solch kollaborative und experimentelle Gestaltungsprozesse fehlt es im akademischen Kontext nach wie vor an Vorbildern.“ Diese Grundeinstellung des Projekts fand sich auch vor Ort wieder: Durch eine ebenerdige Fensterfront lud die Ausstellung Vorbeikommende niederschwellig ein, sich umzusehen und ihre eigenen Gedanken zum Thema in der wachsenden Ausstellung beizutragen – mitten am Moritzplatz in Berlin-Kreuzberg. Ergänzend zur Ausstellung präsentierte sich das Projekt auch den Besucherinnen und Besuchern der Berlin Science Week – mit einem Spekulations-Workshop für Interessierte am Berlin Science Week CAMPUS im Museum für Naturkunde. Mit einer partizipativen Performance der Leipziger Künstlerin Doris Dziersk fand „Airbound“ schließlich einen erfolgreichen Abschluss.

Dr. Kristin Werner, Koordinatorin des Experimentallabors CollActive Materials

CollActive Materials

CollActive Materials ist ein Experimentallabor für Wissenschaftskommunikation der Berliner Exzellenzcluster »Matters of Activity« (Humboldt-Universität zu Berlin) und »Science of Intelligence« (Technische Universität Berlin), gefördert von der Berlin University Alliance. Ziel des Projektes ist es, Spekulatives Design als neuen Ansatz für den Wissensaustausch zwischen Forschung, Gesellschaft und Design zu entwickeln und damit gemeinsame Begegnungen auf Augenhöhe möglich zu machen. Als experimentelles, transdisziplinäres Projekt bringt CollActive Materials materielle Alltagspraktiken aus diversen gesellschaftlichen Kontexten mit Forschungspositionen in ein offenes Gespräch.