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Wie wird sich die Humboldt-Universität im Humboldt-Forum präsentieren?

Interview mit dem Projektverantwortlichen Professor Wolfgang Schäffner

Wolfgang Schäffner ist Professor für Wissens- und Kulturgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU). Er leitet das Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik (HZK) und ist Sprecher des Exzellenzclusters „Bild Wissen Gestaltung. Ein interdisziplinäres Labor“. Ein Projekt des Clusters ist die Konzeptentwicklung für das Humboldt-Labor im Humboldt-Forum, das in Berlins historischer Mitte an der Stelle des alten Berliner Stadtschlosses entsteht. Die HU wird sich dort im Humboldt-Labor auf etwa 600 Quadratmetern präsentieren.

Ein Stück vom Schloss - das Humboldt-Labor

Wolfgang Schäffner
Wolfgang Schäffner
Foto: Matthias Heyde

Professor Schäffner, das Humboldt-Forum soll 2019 fertig sein. Wie wird sich die HU dort präsentieren?

Unsere Vision und große Herausforderung ist, dass wir mit dem Humboldt-Labor eine offene Universität verwirklichen möchten, dass heißt, den Besucher am Arbeits- und Erkenntnisprozess von Wissenschaftlern teilhaben lassen wollen. Der Zuschauer soll ganz nah am Geschehen unterschiedlicher Wissenschaften und interdisziplinärer Forschung sein. Es sind wissenschaftliche Experimente vorstellbar, an denen das Publikum teilnimmt und zu einem Bestandteil des wissenschaftlichen Geschehens wird. Daher wird das Humboldt-Labor eine flexible Raumstruktur bekommen, es ist Labor und Werkstatt, Ausstellungsfläche und Seminarraum, aber auch Vortragsaal oder Bühne, es zeigt wie Wissen gewonnen, gestaltet und vermittelt wird.

Gibt es für das Konzept einer „offenen Universität“ Vorbilder?

Es gibt im engeren Sinne keine Vorbilder dafür. Wir werden in den kommenden Jahren testen, welche Wissenschaften und Präsentationsformen für ein breiteres Publikum interessant sind. Im Exzellenzcluster „Bild Wissen Gestaltung. Ein interdisziplinäres Labor“ arbeiten 30 verschiedene Disziplinen zusammen: Die Arbeit dort ist nicht unbedingt darauf angelegt, im Humboldt-Labor präsentiert zu werden, doch die Prozesse, die wir erforschen, wenn wir über Forschung als Gestaltungsprozesse nachdenken, sind günstige Ansätze. Die neuen Bildtechniken, die uns Einblick in minimale Zeit- und Raumskalen ermöglichen, verändern unsere Wissenschaften so grundlegend: Diese Bildwelten und die damit möglichen neuen Erkenntnisse und Entwicklungen sind Dinge, die eine große Öffentlichkeit haben sollten. Wir sind beispielsweise gerade dabei, eine Cluster-Ausstellung für 2016 im Gropiusbau vorzubereiten. Das wird ein wichtiger Testlauf für das Lab.

Die Museen werden im Schloss außereuropäische Objekte zeigen, steigen wir in das Thema mit ein? Anders gefragt: Was macht den Beitrag der HU besonders?

Eine Zusammenarbeit mit den Standortpartnern bietet sich natürlich an. Wenn bei uns etwas stattfindet, könnten wir auf passende Objekte in den Ausstellungen der Museen referieren und umgekehrt. Denkbar wäre eine elektronische App, die schon in unserem Labor den Besuchern die thematisch zusammenhängenden Objekte zeigt und sie dorthin navigiert. Unser größtes Potenzial aber steckt nicht in tausenden Objekten, sondern in den mehr als 30.000 Köpfen von Forschenden und Studierenden. Als „universitas“ hat die HU außerdem eine global orientierte Netzwerkstruktur. Mit unseren vielen internationalen Kooperationspartnern werden wir auch fürs Humboldt-Labor zusammenarbeiten. Unser Ausgangspunkt ist daher nicht die Präsentation von Kulturgütern, also die Arbeit „über“ diese Kulturen, sondern die Arbeit „mit“ ihnen.

Abbildung: Stiftung Berliner Schloss Humboldt-Forum / unicom

Das künftige Humboldt-Forum. Grün eingefärbt: Der Standort des Humboldt-Labors
Abbildung: Stiftung Berliner Schloss Humboldt-Forum / unicom

Herr Schäffner, wenn Sie an die Zukunft des Humboldt-Labor denken: Welchen Platz nimmt das Humboldt-Labor in der Gesellschaft ein?

Für die HU und für Universitäten generell ist diese Bühne eine außerordentliche Chance, ihre essentielle Rolle in einer Wissensgesellschaft sichtbar zu machen. Wir sind ein Ort, an dem Tausende junger Studierender in ganz unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen eine hervorragende Ausbildung erhalten, die zugleich innovative und verantwortliche Forschung auf der Basis intensiver internationaler Zusammenarbeit betreiben. Diese Dimensionen der universitären Wissensproduktion in einem offenen Labor sichtbar zu machen, kann das Humboldt-Labor zu einem wirklich einzigartigen Schauplatz machen. Das alles stellt natürlich einen riesigen Aufwand dar, auch in finanzieller Hinsicht. Wir müssen alle Verantwortlichen und möglichen Sponsoren aus Politik und Wirtschaft davon überzeugen, dass eine derartige Präsentation von Wissenschaft spannender als Sport ist und dass das Humboldt-Labor einen grundlegenden Baustein für die Universität der Zukunft bildet.

Weitere Informationen

Das Interview "Ein Stück vom Schloss - das Humboldt-Forum" ist auf der Sonderseite der Humboldt-Universität zu Berlin in der Berliner Zeitung am 28. Januar 2015 erschienen.

Kontakt

Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Humboldt-Universität zu Berlin

Tel.: 030 2093-2345
pr@hu-berlin.de