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Burkhardt Wolf erhält den Scherer-Preis

Er wird für seine Habilitationsschrift geehrt: Fortuna di mare – Literatur und Seefahrt

Der Literaturwissenschaftler Dr. Burkhardt Wolf von der Humboldt-Universität zu Berlin erhält den Scherer-Preis 2014. Er wird für seine an der Humboldt-Universität entstandene Habilitationsschrift Fortuna di mare – Literatur und Seefahrt geehrt. Den mit 5.000 Euro dotierten Preis bekommt er am 24. April 2014 im Rahmen eines festlichen Abendessens in Berlin verliehen.

„Burkhardt Wolf geht mit seiner interdisziplinär angelegten Untersuchung zu Literatur und Seefahrt über die Fachgrenzen der Literaturwissenschaft hinaus, und es gelingt ihm damit eine kulturwissenschaftliche Neuperspektivierung literarischer Texte“, so Nils Fiebig, Sprecher des Vorstandes der Richard M. Meyer Stiftung.

Fortuna di mare bezeichnete seit der italienischen Renaissance neben der antiken Glücksgöttin auch das versicherungstechnische Problem der See-Gefahren. Von dieser Figur ausgehend, widmet sich die Arbeit dem Meer und der Seefahrt einerseits begriffsgeschichtlich und metaphorologisch, etwa mit Blick auf das ‚Staatsschiff’ und den ‚Kapitän’, auf geopolitische Einteilungen wie die zwischen ‚Land und Meer’. Die Arbeit analysiert ferner terminologische Unterscheidungen wie ‚Gefahr und Risiko’ oder die kulturpolitische Vorstellung vom Meer als einem Archiv fürs ‚kulturelle Erbe der Menschheit’. Andererseits arbeitet sie – von antiken Zeugnissen bis hin zu modernen Texten – die enge Verknüpfung zwischen abendländischer Literatur und Seefahrt auf. Das untersuchte Feld reicht dabei von alten Segelhandbüchern über kultische, religiöse und kosmographische Deutungen maritimer ‚Erfahrungen’ bis hin zur Geopolitik des frühen 20. Jahrhunderts. Der Schiffbau, die spätmittelalterliche Geburt der Versicherung oder die experimentelle Entwicklung neuzeitlicher Navigation werden hier in ihren technik-, wirtschafts- und literaturhistorischen Überlagerungen thematisiert, wie die Studie überhaupt das Schiff und die Seefahrt als anthropologisches, soziales und politisches Experimentierlabor begreift.

Burkhardt Wolf ist Privatdozent und zurzeit Gastprofessor an der University of California, Santa Barbara. Zuvor war er unter anderem wissenschaftlicher Mitarbeiter in Weimar, Postdoktorand in Paderborn und Berlin sowie Doktorand am DFG-Graduiertenkolleg „Codierung von Gewalt im medialen Wandel“ an der Humboldt-Universität zu Berlin. In Forschung und Lehre arbeitet er auf dem Gebiet der Neueren deutschen Literatur im komparatistischen Kontext. Seine Forschungsschwerpunkte eröffnen insbesondere die wissens-, kultur- und medienwissenschaftlichen Perspektiven der Literaturgeschichte. Sie umfassen die Poetik politischer Repräsentationen und Sozialtechnologien; Literatur als Praxis der Archivierung; literarische Anthropologie und Affektgeschichte; die Diskursgeschichte von Gefahr und Risiko; die Mentalitätsgeschichte von Gewalt und Religion; die Kultur- und Literaturgeschichte des Meeres und der Seefahrt. Neben zahlreichen Aufsätzen publizierte Burkhardt Wolf unter anderem Von der Kunst kleiner Ereignisse. Zur Theorie einer 'minoritären Literatur': Alexander Kluge und Gilles Deleuze (1998) und Die Sorge des Souveräns. Eine Diskursgeschichte des Opfers (2004).

„Fortuna di mare“ erschien 2013 im Verlag diaphanes.

Der Scherer-Preis wird alle zwei Jahre von der Richard M. Meyer Stiftung in Kooperation mit der Humboldt-Universität zu Berlin und der Freien Universität Berlin für Dissertationen oder Habilitationen auf dem Gebiet der älteren und neueren deutschen Literatur vergeben.

Kontakt

Nils Fiebig 
Richard M. Meyer Stiftung

Tel.: 040 2275-9067
n.fiebig@richard-m-meyer-stiftung.de

Ibou Diop
Humboldt-Universität zu Berlin

Tel.: 030 2093-2945
ibou.diop.1@hu-berlin.de