Jan-Hendrik Olbertz ist neuer Präsident der Humboldt-Universität
Der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz hat sein Amt
als Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin angetreten. Die
feierliche Inauguration fand am Abend im Auditorium maximum der
Humboldt-Universität statt. Zugegen waren mehr als 650 Gäste, darunter
der Regierende Bürgermeister der Stadt Berlin, Klaus Wowereit, Berlins
Bildungssenator Jürgen Zöllner und die Präsidentin der
Hochschulrektorenkonferenz, Margret Wintermantel.
In seiner Antrittsrede im Anschluss an die feierliche Amtsübergabe sagte Olbertz, dass „handfeste Aufgaben“ auf ihn und die Mitglieder der gesamten Universität warten. Neben der Entwicklung eines exzellenten Forschungsprofils mit guter Vernetzung im Berliner Raum, einer spürbaren Verbesserung der Lehre mit rascher Behebung der Umsetzungsprobleme der Bachelor-Master-Reform und der Nachwuchsförderung möchte Olbertz neue Formen einer qualifizierten und kultivierten Mitbestimmung einführen. Zu seinen Vorhaben zählt auch eine längerfristige Strukturplanung mit profilierten Forschungsschwerpunkten und einem austarierten Angebots- und Fächerspektrum. Zudem werde er eine Fakultätsreform anstoßen, die stärkere Selbstgestaltungsspielräume für die Fakultäten bewirken soll. Nicht zuletzt erhalte die Humboldt-Universität „hoffentlich die Aufforderung, einen Langantrag für die Exzellenz-Initiative von Bund und Ländern in der dritten Förderlinie – Zukunftskonzepte – zu stellen“, so Olbertz.
Der 56-Jährige plädiert dafür, der Lehre insgesamt entschieden mehr
Aufmerksamkeit zu widmen. Für die nötige Balance zwischen Bildung und
Ausbildung bedeute dies, in der Curriculumentwicklung wie in der
Lehrpraxis, den Erwerb methodischer Kompetenz in den Vordergrund zu
stellen. Olbertz sieht den Universalitätsanspruch der Bildung als eine
Kernaufgabe der Universität an. Deshalb gelte es, alle Potenziale des
akademischen Nachwuchses zu fördern, was neben der Durchsetzung von
Geschlechtergerechtigkeit auch einschließe, Kindern aus bildungsfernen
Schichten oder jungen Menschen mit Migrationshintergrund mehr
Aufmerksamkeit und Förderung zuteil werden zu lassen. „Die
Humboldt-Universität ist für diese Aufgabe prädestiniert und kann hier
in naher Zukunft eine Schlüsselfunktion übernehmen.“
Gleichsam müssten, um die genannten Ziele zu erreichen, „alle Potenziale
und Ressourcen aufgeschlossen werden“ – vom Mittelbau bis zur
Universitätsverwaltung. „Ich wünsche mir eine Verwaltung, die
servicebewusst und effektiv arbeitet, Kreativität und Fantasie
entwickelt, die mitdenkt, kluges Ermessen walten lässt und in der Lage
ist, neben spezialisierter Kompetenz und Zuständigkeit auch
Querschnittsaufgaben zu erfüllen.“ Das wiederum setze voraus, dass die
Politik die rechtlichen Grundlagen des Verwaltungshandelns vereinfacht.
Olbertz hob hervor, wie wichtig ihm bei seiner täglichen Arbeit das
Vertrauen zwischen den Mitgliedergliedergruppen der Universität, aber
auch das Vertrauen der Senatsverwaltung in die Arbeit der Universität
und umgekehrt seien. „Vertrauen kann nicht durch Bürokratie ersetzt werden.“
„Diese Veränderungen“, schloss Olbertz seine Rede, „werden nicht
konfliktfrei durchzusetzen sein. Aber es könnte sich lohnen.“ Die 200
Jahre alte Gründungsidee der Humboldt-Universität liefere bis heute die
aufgeklärten, auf Wissenschaft als Quelle von Erkenntnis und Humanität
gerichteten Anknüpfungspunkte für notwendige Reformen. „Abschied zu
nehmen gilt es daher von einer Illusion, nicht von einem Maßstab.
Humboldt ist für uns nicht Programm, sondern Referenz“, so der neue
Präsident.
Olbertz Amtszeit beträgt fünf Jahre. Der 56-Jährige folgt dem Theologen
Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph Markschies, der bereits im September 2009
angekündigt hatte, zu Gunsten seiner wissenschaftlichen Tätigkeit als
Lehrstuhlinhaber für Ältere Kirchengeschichte an der Theologischen
Fakultät der Universität nicht wieder zu kandidieren.
Jan-Hendrik Olbertz wurde am 2. Oktober 1954 in Berlin geboren und ist
in Rostock aufgewachsen. Vor seinem Lehramtsstudium 1974 bis 1978 in den
Fächern Deutsch und Musik an der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg arbeitete er als Horterzieher. Es folgte ein
Forschungsstudium der Erziehungswissenschaft, das er 1981 mit der
Promotion zum Dr. paed. mit einer Arbeit „Über den Zusammenhang von
Studienmoral und studentischer Selbsttätigkeit - eine
hochschulpädagogische Untersuchung“ abschloss. 1989 habilitierte sich
Olbertz mit dem Thema „Akademisches Ethos und Hochschulpädagogik - eine
Studie zu interdisziplinären theoretischen Grundlagen der moralischen
Erziehung an der Hochschule“. 1992 wurde er zum Professor für
Erziehungswissenschaft an der Universität Halle-Wittenberg berufen. Von
2000 bis 2002 war er Direktor der Franckeschen Stiftungen in Halle, von
2002 bis 2010 Kultusminister des Bundeslandes Sachsen-Anhalt. Seit 2005
ist Olbertz Mitglied im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages.
Bilder der Amtsübergabe sind unter folgendem Link abrufbar:
http://www.hu-berlin.de/pr/journalisten/bilderservice/inauguration/
WEITERE INFORMATIONEN
Mirja Meyerhuber
Humboldt-Universität zu Berlin
Pressesprecherin des Präsidenten
Tel. 030 2093-2090
E-Mail: mirja.meyerhuber@uv.hu-berlin.de
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