Generalplan Ost: Wissenschaft, Planung, Vertreibung
Im Juni 1942 übergab der Berliner Agrarwissenschaftler Prof. Konrad
Meyer den Nationalsozialisten eine als „Generalplan Ost“ bekannt
gewordene Denkschrift zur „Germanisierung“ der Ostgebiete. Der Plan sah
vor, innerhalb von 25 Jahren fast fünf Millionen Deutsche im
annektierten Polen und im Westteil der eroberten Sowjetunion
anzusiedeln. Millionen slawischer und jüdischer Bewohner dieser Region
sollten versklavt, vertrieben und ermordet werden. Die Pläne der
Nationalsozialisten waren bezeichnend für den verbrecherischen
Charakter ihrer Politik. Zugleich belegen sie die Skrupellosigkeit der
daran beteiligten Experten, deren Arbeiten von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG) in beträchtlichem Umfang finanziert
wurden.
Unter dem Titel „Wissenschaft, Planung, Vertreibung – Der Generalplan
Ost der Nationalsozialisten“ zeigt die Deutsche Forschungsgemeinschaft
vom 17. Januar bis 23. Februar 2008 im Foyer der Humboldt-Universität
zu Berlin (Unter den Linden 6, 10117 Berlin) eine Ausstellung, die von
der engen Verbindung akademischer Forschung, rationaler Planung und
Forschungsförderung im Dienste der nationalsozialistischen Eroberungs-
und Vernichtungspolitik berichtet. In drei Abteilungen skizziert die
Ausstellung die Vorgeschichte des Generalplans Ost, beleuchtet die
Rolle der Wissenschaft sowie die Planungen für eine ethnische
Neuordnung Osteuropas während des Zweiten Weltkriegs und wirft einen
Blick auf die Realitäten von Umsiedlung, Vertreibung und Völkermord
zwischen 1939 und 1945. Zur Ausstellung erscheint ein kostenloser
Katalog.
Zur Aufarbeitung ihrer Geschichte hat die DFG eine Forschungsgruppe
unter Leitung der Historiker Prof. Rüdiger vom Bruch (Berlin) und Prof.
Ulrich Herbert (Freiburg) eingerichtet, deren Ziel es unter anderem
ist, die Rolle der Deutschen Forschungsgemeinschaft während der Zeit
des Nationalsozialismus aufzuklären. Die von Dr. Isabel Heinemann, PD
Dr. Willi Oberkrome, Dr. Sabine Schleiermacher und Prof. Patrick Wagner
wissenschaftlich ausgearbeitete Ausstellung ist ein Teil dieser
Bemühungen, die zugleich einen Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte im
20. Jahrhundert leisten wollen.
Die Ausstellung wird am Mittwoch, den 16. Januar 2008 um 16.30 Uhr von
Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph Markschies, Präsident der
Humboldt-Universität zu Berlin, und Prof. Dr. Peter Funke, Mitlied des
Senats der Deutschen Forschungsgemeinschaft, im Senatssaal eröffnet.
Dr. Sabine Schleiermacher von der Berliner Charité informiert in einem
Vortrag über das Thema „Die DFG und der Generalplan Ost – Die
wissenschaftliche Fundierung nationalsozialistischer
Umsiedlungspolitik“. Prof. Dr. Otto Kaufmann, Dekan der
Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität
berichtet über die Beteiligung Berliner Agrarwissenschaftler am
Generalplan Ost. In die Ausstellung einführen wird Projektkoordinator
Prof. Dr. Rüdiger vom Bruch.
„WISSENSCHAFT, PLANUNG, VERTREIBUNG – Der Generalplan Ost der
Nationalsozialisten“, eine Ausstellung der Deutschen
Forschungsgemeinschaft, vom 17. Januar bis 23. Februar 2008 im Foyer
der Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, 10117 Berlin,
montags bis freitags von 9 bis 21 Uhr, samstags von 9 bis 17 Uhr,
sonntags geschlossen, Eintritt frei
Hinweis für Redaktionen:
Anlässlich der Ausstellungseröffnung findet am 16. Januar 2008, um
14.00 Uhr im Foyer der der Humboldt-Universität Unter den Linden
6, eine Pressevorbesichtigung statt. Als Gesprächspartner stehen Dieter
Hüsken (Gestalter der Ausstellung), Prof. Rüdiger vom Bruch (Historiker
und Ko-Projektleiter), Dr. Sabine Schleiermacher (Charié) zur
Verfügung.
Christine Schniedermann
Tel.: +49 (0)30/2093-2090
Fax: +49 (0)30/2093-2447
E-Mail: christine.schniedermann@uv.hu-berlin.de
URL: www.hu-berlin.de