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HU-Doktorandin erhält Förderpreis "Frauen + Medientechnologie"

Dr. Anna Hilsmann hat ihre Dissertation am Lehrstuhl von Prof. Dr. Peter Eisert geschrieben. Für ihre Arbeit mit dem Titel "Image Based Approaches for Photo Realistic Rendering of Complex Objects" wird sie nun mit dem Förderpreis "Frauen + Medientechnologie" ausgezeichnet
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Dr. Anna Hilsmann. Abbildung: Fraunhofer HHI

Frauen entwickeln spannende Lösungen für aktuelle Probleme der Medientechnologie und Ideen für die Medien der Zukunft. Wissenschaftlerinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich um den Förderpreis „Frauen + Medientechnologie“ der ARD.ZDF medienakademie beworben.

Eine der Preisträgerinnen ist Dr. Anna Hilsmann, die auf der Preisverleihung am 2. September in Berlin für ihre Dissertation „Image Based Approaches for Photo Realistic Rendering of Complex Objects“ mit dem zweiten Platz ausgezeichnet wurde. Diese hat sie an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät II an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) entwickelt und geschrieben.

Frau Dr. Hilsmann, Glückwunsch zu Ihrer Auszeichnung. Worum genau geht es in Ihrer Dissertation?

Dr. Anna Hilsmann: Generell geht es um bildbasierte Ansätze für verformbare Objekte. Ich arbeite im Bereich „Computer Vision und Grafik“. Dieser beschäftigt sich damit, Informationen aus Bildern herauszulesen – was unsere Augen und unser Gehirn ebenfalls machen. Die Computergrafik versucht dagegen, synthetische Bilder möglichst realistisch zu generieren. Ein großes Ziel in der Grafik ist, alles möglichst realistisch darzustellen, sodass der Mensch gar nicht merkt, dass es ein synthetisch generiertes Bild ist. Der klassische Ansatz ist ein 3D-Gitternetz-Modell mit einer Textur. Das wird recht aufwendig physikalisch simuliert – die Bewegung, Schattierung, Beleuchtung, etc. – es wird also mit physikalischen Modellen aufwendig berechnet. Da gibt es gute Verfahren, die extrem gut aussehen, aber sehr rechenaufwendig sind und zum Beispiel für Hollywood-Filme oder Produktionen mit viel Geld benutzt werden. Es gibt noch einen anderen Ansatz, der sich „bildbasiertes Rendering“ nennt. Dabei nimmt man echte Fotos von Objekten auf. Man hat also ein Objekt, das sich nicht verformen kann, und man fotografiert es aus verschiedenen Richtungen und kann so neue Ansichten generieren. Man kann den Blickpunkt ändern und um das Objekt herumfahren. Dieses Verfahren existiert nur für so genannte Starrkörperobjekte, also Objekte, die sich nicht bewegen und verformen.

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Ein Einblick in die Dissertation.
Abbildung: Dr. Anna Hilsmann

2006 wurde am Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut (HHI) für einen großen Sportartikelhersteller ein „Virtual Mirror“ entwickelt. Dabei sollte der Kunde seinen eigenen Schuh designen und die Möglichkeit haben, ihn virtuell anzuprobieren. Als ich am HHI angefangen habe, gab es die Idee, so etwas auch für Kleidung zu entwickeln. Was etwas aufwendiger ist, denn Kleidung bewegt sich und wirft Falten. Man muss berechnen, wie diese aussehen und fallen und wie die Schattierungen sind. Unsere Idee war es, auf echte Bilder zurückzugreifen. In meiner Dissertation habe ich diese bildbasierten Ansätze mit Animationsansätzen verbunden. Wir haben Bilder von Kleidungsstücken in verschiedenen Konfigurationen gemacht, unter der Annahme, dass der Faltenwurf abhängig ist von der Körperpose. So haben wir viele verschiedene Kleidungsstücke in vielen verschiedenen Körperposen aufgenommen. Die Posen bestimmten den Raum, in dem die Bilder parametrisiert und interpoliert wurden. Das bedeutet, wenn man eine neue Körperpose reingegeben hat, wurden ähnliche herausgesucht und miteinander vermischt. Damit wurden Animationsansätze aus der klassischen Computergrafik mit bildbasierten Ansätzen verbunden und dadurch ein neues Bild synthetisiert.

Welche Rolle hat die HU bei Ihrer Arbeit gespielt?

Ich habe 2007 am Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut angefangen, in der Gruppe von Prof. Dr. Peter Eisert, der einen Lehrstuhl an der HU hatte. Meine Gruppe war dann parallel an der HU und am Fraunhofer HHI tätig. Mit Peter Eisert habe ich gemeinsam meine Ideen entwickelt und wir haben erfolgreich einen Antrag bei der DFG gestellt. Dann bin ich an die Uni gewechselt: Ich habe meinen Vertrag am Fraunhofer HHI behalten, das DFG-Projekt lief aber an der Uni. Dort habe ich meine Dissertation an Peter Eiserts Lehrstuhl für Visual Computing gemacht. Zudem habe ich letztes Semester auch Vorlesungen an der HU gehalten – ein bisschen bin ich also immer noch dort verwurzelt.

Was bedeutet Ihnen der Förderpreis von ARD und ZDF für Frauen in der Medientechnologie?

Es ist natürlich eine tolle Würdigung. Und ist es etwas, was Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler brauchen. Ich finde es immer wichtig, Feedback von außen zu bekommen. Und es ist natürlich toll, wenn Gutachter meine Arbeit auszeichnungswürdig finden.

Woran arbeiten und forschen Sie aktuell?

Ich habe nach meiner Dissertation weiter an ähnlichen Themen gearbeitet – in der Dissertation habe ich mich ja hauptsächlich mit Kleidungsstücken beschäftigt. Ich hatte in den Monaten danach auch noch ein Folgeprojekt von der DFG, da ging es um Gesichter. Anfang 2015 habe ich die Leitung der Gruppe Computer Vision und Grafik hier am Fraunhofer HHI übernommen, wodurch meine eigene Forschung gerade etwas kurz kommt. Es ist aber auch sehr schön, mit den anderen Gruppenmitgliedern zu arbeiten. Jeder hat sein eigenes Forschungsgebiet und man steckt bei jedem irgendwie mit drin. Das ist auch sehr spannend.

Was geben Sie jungen Wissenschaftlerinnen als Tipp mit auf den Weg?

Ganz wichtig: Lasst euch nicht entmutigen! Ich erlebe oft - auch an mir selbst -, dass Frauen viel selbstkritischer sind und mehr Selbstzweifel haben als ihre männlichen Kollegen. Es ist auf der einen Seite von Vorteil, wenn man seine Arbeit kritisch betrachtet. Aber ein bisschen mehr Selbstbewusstsein schadet oft nicht. Macht einfach euer Ding!

Das Interview führte Kerrin Neumann

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