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Schlafen, Wachen, Aufmerksamkeit – wie lernen wir am besten?

Grünes Licht für Forschungsvorhaben an der Humboldt-Universität und Charité Berlin

Schlafen, Wachen, Aufmerksamkeit – wie lernen wir am besten? Mit dieser Frage werden sich Wissenschaftler der Charité - Universitätsmedizin Berlin und der Humboldt-Universität in einem neuen Forschungsverbund in den nächsten fünf Jahren beschäftigen. Im Rahmen der Förderinitiative „Bernstein Fokus: Neuronale Grundlagen des Lernens“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) wird das Projekt mit 2,5 Millionen Euro gefördert.

Langfristiges Ziel der Forschung ist es, verbesserte Lernstrategien oder Rehabilitationsverfahren nach einem Schlaganfall oder einer Hirnstörung zu entwickeln. Wie und was wir lernen, hängt von den Zuständen unseres Gehirns ab. Je nachdem, ob wir schlafen, wach sind, uns konzentrieren oder dösen, herrschen in einigen Hirnregionen entsprechende Aktivitätsmuster vor: Große Gruppen von Zellen senden gleichzeitig Impulse aus, die man im Elektroenzephalogramm als Oszillationen messen kann.
Es ist bekannt, dass solche Oszillationen beim Lernen und Erinnern eine wichtige Rolle spielen. So weiß man zum Beispiel, dass in bestimmten Schlafphasen das, was wir über den Tag erlebt haben, reaktiviert und gefestigt wird – dabei treten Oszillationen auf. Auch über den ganzen Tag hinweg beeinflussen verschiedene Oszillationen die Art und Weise, wie wir Geschehenes rekapitulieren und uns einprägen. „Lernen passiert ständig und auf verschiedenen Zeitskalen", unterstreicht Dr. Petra Ritter von der Klinik für Neurologie an der Charité, die zusammen mit dem HU-Biologen Richard Kempter das Projekt koordiniert.

Bei Krankheiten wie Demenz oder Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist bekannt, dass in definierten Hirnbereichen bestimmte Oszillationen verändert sind. Möglicherweise lassen sich Oszillationen so beeinflussen, dass das Lernen erleichtert wird. „Es gibt bereits heute private Anbieter von Geräten, mit denen man angeblich die Oszillationen beeinflussen und dadurch besser lernen kann. Noch ist aber wissenschaftlich nicht ausreichend geklärt, ob solche Geräte funktionieren können und wie weit ihr Potential reicht", berichtet Dr. Ritter.

Im Forschungsverbund arbeiten Wissenschaftler aus Medizin über Biologie und Psychologie bis zu Physik und Mathematik zusammen. Eine wesentliche Rolle spielen Wissenschaftler aus dem Bereich Computational Neuroscience. Mit verschiedenen Methoden soll untersucht werden, wie Oszillationen und Lernen zusammenhängen. In jedem Projekt arbeiten Experimentatoren und Theoretiker eng zusammen. Weitere Verbundpartner forschen an der Universität zu Lübeck, der Ruhr-Universität Bochum und am Universitätsklinikum Leipzig.  

Die Förderinitiative „Bernstein Fokus: Neuronale Grundlagen des Lernens“ ist Teil eines deutschlandweiten Programms zur Förderung des Wissenschaftsbereichs „Computational Neuroscience“, dem auch die 2004 und 2008 gegründeten Berliner „Bernstein Zentrum für Computational Neuroscience“ und „Bernstein Fokus Neurotechnologie“ angehören.


Ansprechpartner:

Dr. med. Petra Ritter

Berlin NeuroImaging Center
Charité Campus Mitte, Dept. Neurology
Charitéplatz 1
10117 Berlin, Germany
Tel: (0)30 450 560 005
E-Mail: petra.ritter@charite.de


Dr. Katrin Weigmann
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Nationales Bernstein Netzwerk Computational Neuroscience
Tel.: (0)551 5176 434
E-Mail: weigmann@nld.ds.mpg.de