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Digitales Klassenzimmer

Im Anschluss an sein Studium gründete Stephan Bayer mit Unterstützung der Humboldt-Innovation ein Lernportal für Schüler: sofatutor. Das Portal ist derzeit sehr gefragt. Wir sprachen mit ihm über den aktuellen Digitalisierungsschub im regulären Unterricht.

Herr Bayer, am 13. März wurden deutschlandweit alle Schulen geschlossen. Nun soll via Internet unterrichtet werden. Kommen die Schulen nun zu sofatutor?

Der Andrang ist enorm. Viele Lehrerinnen und Lehrer und Schuldirektorinnen - und direktoren fragen uns nach Unterstützung für digitalen Fernunterricht. Wir haben ein Team gebildet, das sich kümmert. Täglich nehmen hunderte Lehrerinnen und Lehrer an unserer kostenlosen Fortbildung teil, die wir eingerichtet haben. Von rund acht Millionen Schülerinnen und Schüler in Deutschland sind in den vergangenen Wochen etwa eine Million durch die akute Nachfrage der Schulen zu unseren Angeboten vermittelt worden. Unsere rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten seit Mitte März im Prinzip ununterbrochen. Wir sind Expertinnen und Experten für digitale Lernformate und können in der akuten Corona-Krise helfen. Unsere Angebote sind gut für Schulen geeignet, aber ein kompletter Ersatz für die Schule sind sie nicht. 2009 gingen wir als Online-Nachhilfe für Schülerinnen und Schüler aller Altersklassen und Schulformen an den Start. Vor allem Eltern haben Ihre Kinder bei uns angemeldet. Was in der Schule Thema ist, können die Kids sich bei uns nochmal vor Augen führen und üben.

Wie funktioniert ihr Konzept für digitales Lernen?

Unser Angebot basiert auf drei Säulen. Erstens: Wir haben über 10.000 Filme produziert, alle zwischen drei und sechs Minuten lang. Jeder von ihnen thematisiert einen winzigen Teil des Lehrplans. Für jede der binomischen Formeln etwa haben wir einen Film produziert. Am Anfang haben wir immer einen Helden mit einem Problem, dann kommt der Theorieteil dazu, schließlich die Lösung – mit einem Lacher verbunden. Haben Schülerinnen und Schüler sich ein Thema darüber erschlossen, kommt Teil zwei: die Übungen. Das sind entweder interaktive Online-Übungen oder Arbeitsblätter, die man auch sich auch auf Papier ausdrucken kann. Drittens bieten wir noch den Hausaufgaben-Chat an. Wer mit irgendetwas nicht weiterkommt, kann sich an unsere 60 Lehrkräfte wenden, die normalerweise nachmittags erreichbar sind – seit Mitte März ganztägig.

Wie sichern Sie die Qualität ihrer Angebote?

Die Inhalte werden von didaktischen Expertinnen und Experten erstellt, die auch Schulbücher schreiben könnten. Medienexpertinnen und Medienexperten bereiten diese Inhalte auf verständliche, interessante und unterhaltsame Weise auf, damit die Schülerinnen und Schüler auch am Ball bleiben. Alles muss hundertprozentig korrekt sein, sonst könnte man es gleich bleiben lassen. Dass dies so ist, zeigt sich auch daran, dass wir schon seit Jahren von Lehrkräften als seriöse Anbieter empfohlen werden. Aber beim Online-Lernen muss die spezifische Aufbereitung stimmen. Fernunterricht mit digitalen Werkzeugen funktioniert völlig anders, als im Klassenzimmer. Diese Möglichkeiten richtig einzusetzen, muss Schule in Deutschland noch lernen. Auch nach Corona wird dies eine wichtige Ergänzung zum Präsenzunterricht in der Schule sein können.

Digitalisierung der Schulen ist schon lange ein politisches Thema. Was muss da noch passieren?

Der Bund hat den Ländern immerhin rund 5,5 Milliarden Euro für Digitalisierung der Schulen bereitgestellt. Diese Investition soll WLAN an die Schulen bringen, Geräte und andere Infrastruktur. Über Inhalte und didaktische Konzepte hat dabei aber noch niemand gesprochen. Im Rahmen der Corona-Soforthilfe von 100 Millionen Euro bestünde die Möglichkeit, dies nachzuholen. Wir erleben bei sofatutor ja gerade, wie groß das Interesse bei Lehrern ist, sich Know-how dazu anzueignen. Das ist nicht nur eine Minderheit digital Interessierter, da sind nun auch jene mit dabei, die das bislang für unnötig hielten. Das deutsche Schulsystem wurde nun aufgrund der besonderen Umstände ins kalte Wasser geworfen. Die Möglichkeiten der Digitalisierung können aber für alle Lernenden und Lehrenden ein großer Gewinn sein, auch wenn die Lage sich wieder entspannt hat.

Interview: Lars Klaaßen

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