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Nur wer Spaß hat, bleibt lange am Ball

HU-Wissenschaftler Darko Jekauc erforscht den Zusammenhang von Sport und Emotionen

Zum neuen Jahr sind sie wieder da, die guten Vorsätze. Einer von ihnen lautet bei ganz vielen Menschen: Mehr Sport! Also schreiben sie sich ein in einen Kurs für Rückengymnastik, Cardio-Zumba oder Flying Pilates, voller Eifer und Elan. Doch schon nach ein paar Wochen schwindet die Begeisterung – und mit ihr das Durchhaltevermögen. Die rationale Einsicht, dass Sport gut tut, ist einfach nicht stark genug – letztlich bestimmen die Emotionen unser Handeln.

Ganz neu ist diese Erkenntnis zwar nicht. Unklar war bislang allerdings, ob und wie sich diese Emotionen steuern lassen. Diese Wissenslücke füllt nun eine Studie des Instituts für Sportwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) zur Freude an Bewegung mit Teilnehmern eines Gymnastik- und Fitnesskurses. So viel vorweg: Die positive Einstellung konnte mit gezieltem Training gefördert werden, und die Teilnehmer blieben am Ball.

Aus der Studie könnten vor allem Krankenkassen ihre Lehren ziehen, die seit langem ihre Mitglieder zu mehr Bewegung animieren, um so chronischen Krankheiten wie Diabetes, Herzleiden oder Rückenproblemen vorzubeugen. Von denen aber Studien zufolge, genauso übrigens wie in Fitness-Studios und Sportvereinen, gut die Hälfte innerhalb von sechs Monaten wieder aus dem Kurs aussteigt beziehungsweise dem Verein oder Studio nur als Karteileiche verbunden bleibt. Was für letztere nicht weiter schlimm sein mag, stellt für die Kassen ein großes Problem dar – schließlich wollen sie mit der Gesundheitsvorsorge langfristig Geld sparen.

Für die Studie hat Dr. Darko Jekauc, HU-Juniorprofessor für Sportpsychologie am Institut für Sportwissenschaft, die knapp 40 Teilnehmer einer Experimental- und einer Kontrollgruppe zugeteilt. Deren Trainer bekamen unterschiedliche Arbeitsanweisungen: Während die Trainer der Kontrollgruppe mit ihren Übungen schlicht „die gesundheitlichen Effekte maximieren“ sollten, sollten die Trainer der Kontrollgruppe solche Übungen auswählen, „die dazu beitragen, dass die Gruppe sich wohl fühlt“.

Angeregt wurde beispielsweise, lieber Gruppenübungen als Einzelübungen zu machen, die Teilnehmer über Übungen mitentscheiden zu lassen und für Abwechslung im Übungsprogramm zu sorgen. Außerdem wurde den Trainern vorgeschlagen, die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Teilnehmer anzupassen und diesen durch positives Feedback das Gefühl zu geben, Fortschritte zu machen; schließlich sollten die Trainer um der Transparenz willen ankündigen, was in der folgenden Kursstunde auf dem Programm stehe.

In der Summe zeigten diese Ansätze Wirkung: Zu Beginn des achtwöchigen Kurses waren die Teilnehmer beider Gruppen nämlich noch gleichermaßen positiv eingestellt; ihre Freude an der Bewegung erfasste das Team um Darko Jekauc nach jeder Kursstunde per Fragebogen. Doch während sich bei der Experimentalgruppe die Freude im Laufe der Zeit sogar steigerte, verflog bei der Kontrollgruppe (wo durch Übungen und Worte ständig der Gesundheitsgedanke betont wurde) bald die Euphorie. Neben der so fest gestellten Manipulierbarkeit der Emotionen liefert die Studie eine zweite Erkenntnis: „Wir konnten nachweisen, dass Freude eine direkte Determinante für die Teilnahmehäufigkeit ist“, sagt Jekauc. Mit anderen Worten: die Teilnehmer der Kontrollgruppe blieben immer mal wieder einer Kursstunde fern.

Die Konsequenz: Wer Teilnehmer an seine Sportprogramme binden möchte, sollte neben den physiologischen auch die psychologische Seiten des Trainings im Blick haben. Freilich: Es gibt die „guten“ Trainer, die ihre Kurse ganz intuitiv so gestalten, dass die Teilnehmer gerne und immer wieder kommen. Damit das aber flächendeckend gelingt, will Sportpsychologe Jekauc systematisch ergründen, wie Trainer das schaffen – also welche Komponenten ihres Verhaltens welchen Anteil daran haben, dass Kursteilnehmer bei der Stange bleiben. Und dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht etwa aus Geselligkeit den Kurs besuchen, sondern dass der Spaß an den Übungen selbst ihr Antrieb ist.

In der Experimentalgruppe lief es genau so. Deshalb lassen sich die Erkenntnisse aus der Studie auch auf Menschen übertragen, die lieber alleine Sport treiben: „Sie sollten sich eine Sportart suchen, die ihnen wirklich Spaß bringt. Denn wenn ich nur aus gesundheitlichen Gründen Sport treibe, ist die Motivation schnell dahin.“

Weitere Informationen

Der Artikel "Nur wer Spaß hat, bleibt lange am Ball" von Eva Keller ist auf der Sonderseite der Humboldt-Universität zu Berlin in der Berliner Zeitung am 24. Dezember 2014 erschienen. Die HU-Sonderseiten können Sie im HU-Presseportal abrufen.

Kontakt

Prof. Dr. Darko Jekauc
Institut für Sportwissenschaft
Tel.: 030 2093-46043
darko.jekauc@hu-berlin.de