Presseportal

Lehrerberuf verliert Anziehungskraft in Europa

Ergebnisse der Studie über politische Maßnahmen zur Verbesserung der Attraktivität des Lehrerberufs

Eine enge Verknüpfung zwischen Bildung und Praxis in der Lehre ist ausschlaggebend für eine gute Vorbereitung auf den Beruf.  Dennoch fühlt sich europaweit die Mehrheit der künftigen Lehrerinnen und Lehrer ungenügend vorbereitet, insbesondere für die Führung der Klasse und die Bewertung der Schüler. Das hat eine Studie der europäischen Kommission in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Humboldt-Universität zu Berlin herausgefunden.

Die Alterung der Lehrer in mehreren Ländern stellt ein Risiko in Bezug auf die drohende  Knappheit an erfahrenen Lehrern dar. Das ist besonders der Fall in Deutschland, Italien und Schweden, wo viele qualifizierte und erfahrene Lehrer in Rente gehen. In vielen Ländern wird die wachsende Knappheit durch höhere Lehrdeputate für Lehrer, mehr Schüler in den Klassen und eine Anhebung des Rentenalters kompensiert. Der scharfe Wettbewerb zwischen Schulen, Regionen und sogar Ländern verschlimmert die Unausgeglichenheit zwischen Angebot und Nachfrage von qualifizierten Lehrern. Die Studie hat außerdem herausgefunden, dass in den meisten Ländern Europas Studenten, Lehrer und Schulleiter das Gefühl haben, dass ihre Arbeitsbedingungen sich verschlechtert haben. Die Herausforderung, sich den ständigen Änderungen im Bildungssystem anpassen zu müssen, und der Verlust an Eigenständigkeit und Selbstinitiative werden von den Lehrern kritisiert.

Die Studie wurde seitens der EU aus der Erkenntnis heraus bestellt, dass einige europäische Länder schon mit einem Mangel an qualifizierten Lehrkräften konfrontiert sind oder es werden. In den meisten europäischen Ländern hat der Lehrerberuf viel an Anziehungskraft für die besten Kandidaten verloren. Die Hauptgründe dafür sind: Prestigeverlust für den Lehrerberuf, Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und relativ niedrige Gehälter im Vergleich zu anderen geisteswissenschaftlichen Berufen. In einigen Ländern wie Irland, Finnland, Schottland ist der Lehrerberuf unter den besten Studenten immer noch sehr geschätzt. Die Studie schlägt vor, eine effiziente Erstausbildung der Lehrer durch ein „konkurrierendes Modell“ der akademischen und professionellen Wissensvermittlung und der praktischen  Erfahrung zu erreichen.

Originalveröffentlichung

Alain Carlo (Projektleiter),  Alain Michel (Wissenschaftliche Koordinator), Jean-Charles Chabanne, Dominique Bucheton, Patrick Demougin, Jean Gordon, Michèle Sellier, Jean Paul Udave, Serge Valete, Mihaly Bacsai, Pedtag Bejakovic, Xavier Bihan, Maria Blanco, Anna Butasova, Dumitru Chirlesan, Evangelia Kourti, Per Ravna, Eleonora Salvadori, Ines Schäfer, Necmettin Sevil, Jon Tan, Alejandro Tiana Ferrer,Jolanta Zajac, Vaiva Zuzeviciute (2014) How to make the teaching profession more attractive

Weitere Informationen

http://ec.europa.eu/education/news/2014/2010428-teaching-profession-attractive_en.htm

Kontakt

Xavier Bihan
Institut für Romanistik
Humboldt-Universität zu Berlin

Tel: 030 2093 5151
xavier.bihan@rz.hu-berlin.de