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Fünf-Punkte-Plan zur Integration der Hobbyangler in eine nachhaltige Fischerei- und Gewässerschutzpolitik

Plan des Forschungsteams richtet sich an nationale und internationale politische Entscheidungsträger

Fisch
Eine verbesserte Fischerei- und Naturschutzpolitik spiegelt die
Bedürfnisse der Angelfischerei stärker wieder als bisher der Fall.
Foto: Florian Möllers

Weltweit gibt es etwa fünf Mal mehr Hobbyangler als Berufsfischer. Bisher berücksichtigt die internationale Fischerei- und Gewässerschutzpolitik die Bedürfnisse und Eigenheiten dieser 220 Millionen Angler kaum. Das führt zu Nutzungskonflikten und wird dem Management von Fischbeständen nicht gerecht. Ein internationales Team aus Fischereiwissenschaftlern, Ökonomen, Soziologen und Ökologen um Robert Arlinghaus vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und des Albrecht Daniel Thaer-Instituts für Agrar- und Gartenbauwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) hat nun einen Fünf-Punkte-Plan für eine Reform vorgelegt.

In der öffentlichen und politischen Wahrnehmung wird die soziale, wirtschaftliche und ökologische Bedeutung der hobbymäßig ausgeübten Angelfischerei im Vergleich zur kommerziellen Fangfischerei stark unterschätzt. Dabei übersteigen die von der Freizeitfischerei abhängigen Arbeitsplätze in vielen Regionen die volkswirtschaftliche Bedeutung der Erwerbsfischerei. Jede zehnte Person in Industrienationen angelt während der Freizeit. Das sind rund 220 Millionen Menschen weltweit – in Deutschland rund vier Millionen Angler, deren Ausgaben etwa 52.000 Arbeitsplätze stützen.

Zwar entnimmt die kommerzielle Fischerei den Gewässern etwa acht Mal mehr Fisch als die Hobbyfischerei. In den Binnengewässern der gemäßigten Breiten sind Freizeitangler jedoch mittlerweile die Hauptnutzer von Wildfischbeständen. Auch in der Küsten- und Meeresfischerei steigt die Bedeutung der Angelfischerei kontinuierlich. Trotz alledem orientiert sich die Bewirtschaftung der Gewässer und ihrer Fischbestände überwiegend an den Bedürfnissen von Berufsfischern oder vom Naturschutz. Dies kann zu Konflikten führen, wie aktuelle Beispiele beim Ostseedorsch oder dem Red Snapper im Golf von Mexico zeigen.

Unter Federführung von Prof. Dr. Robert Arlinghaus vom IGB und der HU hat ein internationales Team aus Fischereiforschern, Soziologen, Ökonomen und Ökologen aus Deutschland, Spanien, Kanada und den USA in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America nun einen Fünf-Punkte-Plan für die Reform der globalen Fischerei- und Gewässerschutzpolitik vorgelegt. Die Vorschläge berücksichtigen die spezifischen Eigenheiten und Charakteristika der Angelfischerei und richten sich vor allem an nationale und internationale politische Entscheidungsträger. „Selbst Länder mit einer starken Fischereipolitik scheitern daran, die Angelfischerei effektiv in das Fischerei- und Naturschutzmanagement zu integrieren. Wir sind überzeugt, dass Gewässerbewirtschaftungs- und Schutzmaßnahmen effektiver wären, wenn die Interessen der Angler gleichrangig zu denen der Berufsfischer und des Naturschutzes berücksichtigt würden“, erläutert Robert Arlinghaus, Hauptautor der Studie, seine Erwartungen an einen Reformprozess.

Fünf-Punkte-Plan zur Reform der Fischerei- und Gewässerschutzpolitik

1. Angelfischereiliche Ziele explizit in die Gewässerbewirtschaftung integrieren

2. Anglerorganisationen bilden und in die Bewirtschaftung einbinden

3. Variable Bewirtschaftungsansätze zulassen und lokal umsetzen

4. Die richtigen Instrumente einsetzen

5. Das Monitoring verbessern

„Die fünf Schritte zur Politikreform fordern Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Interessensvertretungen zu einem proaktiven Umgang mit der Angelfischerei auf. Angler sollten gleichberechtigt zu anderen Naturnutzungen und -ansprüchen behandelt werden. Nur so lassen sich die ständig steigenden Konflikte mit anderen Ansprüchen an die Gewässer und Fischbestände adressieren. Es gilt die Fischerei und die Natur als Ganzes in guter Qualität zu bewahren, das geht nur durch Mit- statt Gegeneinander“, resümiert Arlinghaus.

Weitere Autoren der Pressemitteilung: Dominique Niessner und Robert Arlinghaus

Publikation

Arlinghaus, R., Abbott, J.K., Fenichel, E.P., Carpenter, S.R., Hunt, L.M., Alós, J., Klefoth, T., Cooke, S.J., Hilborn, R., Jensen, O.P., Wilberg, M.J., Post, J.R., Manfredo, M.J. (2019). Governing the recreational dimension of global fisheries. Proceedings of the National Academy of Sciences, im Druck.

DOI: 10.1073 

Link zur Studie

Weitere Informationen

Vollständige Pressemitteilung des IGB

Kontakt

Prof. Dr. Robert Arlinghaus
Professor für Integratives Fischereimanagement an der HU und am IGB

Tel: +49 (0)30 64181 653
arlinghaus@igb-berlin.de