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Erster HUMBOLDT-Tag der Lehre an der HU

Die Veranstaltung bot lebhafte Podiumsdiskussionen und Gelegenheiten zum Austausch darüber, was gute Lehre und gelungenes Lernen bedeutet

Prof. Obergfell
Prof. Dr. Eva Inés Obergfell, Foto: Ralph Bergel

„Wie gelingt gute Lehre?“, das fragt Prof. Dr. Eva Inés Obergfell, Vizepräsidentin für Lehre und Studium, in das bunt gemischte Publikum, das für den Tag der Lehre in den Senatssaal der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) gekommen ist. „Gute Lehre gelingt nicht von selbst.“ Sie erfordere ein ständiges Nachjustieren, denn Wissenschaft, so schrieb es Wilhelm von Humboldt, sei „etwas noch nicht ganz Gefundenes und nie ganz Auffindbares“ – Lehrende sind nicht für Lernende da, „beide sind für die Wissenschaft da“.

Die HU ist der Bedeutung der Lehre im Hochschulbetrieb in besonderer Weise verbunden – allein schon des Namens wegen. Denn ihr Gründer und Namenspate Wilhelm von Humboldt formulierte als erster, was heute als Humboldt’sches Bildungsideal die Philosophie vieler Universitäten weltweit prägt: die Einheit von Forschung und Lehre, die Freiheit von Lehren und Lernen sowie die Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden. Doch wie lässt sich dieses Ideal praktisch in gute Lehre übersetzen?

Gelegenheit zum Austausch und Vernetzen

Anlässlich dieser Frage hat die Vizepräsidentin für Lehre und Studium den HUMBOLDT-Tag der Lehre ins Leben gerufen, der künftig den Beginn des Sommersemesters einläuten soll. Er bietet Studierenden, Lehrenden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Gelegenheit, sich zu vernetzen und sich darüber auszutauschen, was gute Lehre und gelungenes Lernen bedeutet. Während der zentralen Festveranstaltung erhielten Absolventinnen und Absolventen des Zertifikatprogramms am Berliner Zentrum für Hochschullehre (BZHL) ihre Abschlusszertifikate.

Humboldt-Tag der Lehre
Absolventinnen und Absolventen "Berliner Zertifikat für
Hochschullehre 2016", Foto: Ralph Bergel

In seiner Laudatio würdigte Herr Staatssekretär Christian Rickerts, Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, das Engagement der Absolventinnen und Absolventen, die zusätzlich zu ihrer regulären Lehrtätigkeit ein umfassendes hochschuldidaktisches Qualifizierungsprogramm durchlaufen sind. Frau Prof. Dr. Silvia von Steinsdorff, Professorin am Institut für Sozialwissenschaften der HU und Trägerin des Preises für gute Lehre 2016, stellte in einem Impulsvortrag Kritikfähigkeit und Differenziertheit im Dialog zwischen Lehrenden und Studierenden im geschützten universitären Raum als Voraussetzung guter Lehre heraus. Lehre sei von Fach zu Fach, sogar von Veranstaltung zu Veranstaltung verschieden, eine differenzierte Auseinandersetzung mit anderen, aber auch der eigenen Meinung, sei unabdingbar und eine kritische Kultur im Kern der akademischen Freiheit verankert.

Lebhafte Podiumsdiskussion

Und in einer abschließenden Podiumsdiskussion diskutierten Frau Prof. Dr. Ilse Helbrecht (Direktorin des Geographischen Instituts, HU), Herr Prof. Dr. Christian Kassung (Professor am Institut für Kulturwissenschaft, HU), Herr Prof. Dr. Hans-Ulrich Heiß (Vizepräsident für Studium und Lehre, TU Berlin), Herr Stephan Klawitter (Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Juristischen Fakultät, HU) sowie Frau Anke Engemann (Studentin der Erziehungswissenschaften, HU) über das Thema.

Die Beiträge der Vortragenden und Diskutierenden warfen heterogene, teilweise kontroverse Perspektiven darauf auf, was Gute Lehre bedeutet. Schließlich liegt die Formulierung des Humboldt’schen Bildungsideals und die Gründung der HU über zweihundert Jahre zurück, die Situation an den Hochschulen sieht heute jedoch völlig anders aus: Die Studierenden sind zahlreicher und heterogener geworden, der gesellschaftliche Kontext hat sich durch Globalisierung und Digitalisierung maßgeblich verändert, das Lehrpensum hat sich vervielfacht.

Prof. Dr. Hans-Ulrich Heiß stellte das Konzept des Orientierungssemesters an der TU Berlin vor, welches unter den Diskutierenden auf großen Zuspruch stieß: „Wollen wir das Orientierungssemester nicht sofort einführen“, fragte das Publikum. Stephan Klawitter betonte die Bedeutung von Erstsemestertutorien und Anke Engemann die Notwendigkeit, individuelle Ausgangslagen der Studierenden zu berücksichtigen, um ihnen auf Augenhöhe zu begegnen, während Prof. Dr. Ilse Helbrecht zu bedenken gab, dass die finanziellen Rahmenbedingungen und die hohe Lehrverpflichtung innovativer Lehre und einer umfassenden individuellen Betreuung von Studierenden häufig im Wege stehe. Prof. Dr. Christian Kassung sprach sich für eine stärkere Trennung von Trainings- und Turnierphasen im Studium aus, damit auch Raum für das Sich-Erproben ohne Prüfungs- und Bewertungsdruck geschaffen werde.

Markt der Möglichkeiten

Im Anschluss an die Diskussion eröffnete Prof. Dr. Eva Inés Obergfell den Markt der Möglichkeiten: An 26 Stationen präsentierten verschiedene Einrichtungen der HU und einige der Absolventinnen und Absolventen des Zertifikatsprogramms des BZHL beispielhafte Lehrprojekte. Um nur eine kleine Auswahl zu nennen: Die studentische Initiative Nachhaltigkeitsbüro, eine studentische Initiative an der HU, stellte ihre Projekte mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit in der Lehre vor. Das Sprachenzentrum informierte unter dem Motto „Sprachen eröffnen Horizonte“ über ihre zahlreichen Angebote im kommenden Semester. Und die Absolventinnen und Absolventen des BZHL-Zertifikatsprogramms stellten ihre Lehrinnovationsprojekte vor, welche sie im Rahmen des Zertifikatsprogramms realisiert haben. Im Rahmen der Veranstaltung hat sich eine Themenwoche angeschlossen, innerhalb der in den Fakultäten die Fragen rund um das Thema gute Lehre näher beleuchtet wurden.

Autor: Gregor Zoch

Weitere Informationen

Kontakt

Rosmarie Schwartz-Jaroß
Studienabteilung, Referat Beruf und Wissenschaft
Humboldt-Universität zu Berlin (HU)

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