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Aufschlussreiche Krüge

Archäologische Tagung „Amphoras in Need of Archaeology and Archaeometry“ am 6. und 7. Juli

Frau Keweloh-Kaletta, Frau Neuenfeld, Sie haben gemeinsam die Tagung „Amphoras in Need“ organisiert. Dabei fokussieren Sie auf Funde aus dem Westen der heutigen Türkei. Auch werden Sie selbst einen Beitrag zur Konferenz leisten und beschäftigen sich darin mit Funden aus der antiken Stadt Pergamon. Warum diese Region?

Archäologie

Pergamongrabung: Funda Aşkın, Anneke Keweloh-Kaletta,
Joel Taragano, Prof. Dr. Güler Ateş (v. l. n. r.),
Deutsches Archäologisches Institut Istanbul,
Fotonummer PE2017-15675, Foto: Felix Pirson

Anneke Keweloh-Kaletta: Im Westen der Türkei befinden sich sehr viele Grabungsorte und gerade Pergamon ist einer der Glücksfälle der Archäologie. In Städten wie Athen liegt die antike Stadt unter der modernen Stadt und Grabungen ergeben sich somit meist nur, wenn bei Bauprojekten etwas freigelegt wird. Die antike, hellenistische Königsmetropole Pergamon ist im Gegensatz dazu nur in byzantinischer Zeit partiell überbaut worden. Vor rund 140 Jahren hat man begonnen, vor Ort den Pergamonaltar und weitere Tempelanlagen freizulegen und bis heute ist nicht einmal die Hälfte der Stadt archäologisch erschlossen.

Schwerpunktthema Ihrer Tagung ist die Amphorenforschung. Warum?

Keweloh-Kaletta: Amphoren sind wichtig für die Archäologie, denn sie sind zeitlich sehr gut einzuordnen. Auch kann man aus ihnen viel ableiten – antike Ess- und Trinkgewohnheiten zum Beispiel, aber auch antike Handelsnetzwerke. Anhand von Amphoren kann man untersuchen, wie sich Gewohnheiten, Güterströme und Handelsrouten änderten, denn sie sind die antiken Container. Es wurden Öl, Fischsauce, Wein, Getreide – alle möglichen Güter darin gelagert und transportiert. Ihre Existenz ist auch deshalb ein Glücksfall, weil die Henkel mit Stempeln versehen wurden und man so die Töpfernamen feststellen und die Funde anhand literarisch überlieferter, antiker Persönlichkeiten und Monatsnamen in eine chronologische Ordnung bringen kann.

Nicole Neuenfeld: Im vergangenen Jahr arbeiteten wir gemeinsam auf der Pergamongrabung der Abteilung Istanbul des Deutschen Archäologischen Instituts und unter dem Fundgut befand sich auch ein solcher gestempelter Amphorenhenkel. Als wir die Funde bearbeiteten, merkten wir, dass wir uns mit Amphoren gern besser auskennen würden. In sieben Jahren Studium hatte ich nur ein Keramikseminar – auf Grabungen ist man mit vielen verschiedenen Sachen und, je nach Grabungsort, auch mit einem komplett anderen Spektrum an Funden konfrontiert. Mit der Tagung wollen wir einen Ort schaffen, an dem Grundlagenwissen dazu vermittelt wird. Eines unserer Hauptanliegen dabei ist es, Studierenden und Nachwuchswissenschaftlern eine Plattform zu geben, sich mit erfahrenen Forschern auszutauschen.

Tagung

„Amphoras in Need“ findet am 6. und 7. Juli im Senatssaal im HU-Hauptgebäude statt. Zuhörer können sich auf die Keynote Lecture des kanadischen Forschers Marc Lawall und verschiedene weitere Experten freuen, die unter anderem moderne Analyseverfahren präsentieren werden. Möglich ist die Tagung durch die fachliche, finanzielle und infrastrukturelle Unterstützung von Dr. Sarah Japp, des Winckelmann-Instituts für Klassische Archäologie, der Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftlichen Fakultät, des August-Boeckh-Antikezentrums, des Deutschen Archäologen-Verbandes e.V. und des Deutschen Archäologischen Instituts.

Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Anneke Keweloh-Kaletta ist gerade dabei, ihre Promotion zu pergamenischer Keramik an der Humboldt-Universität abzuschließen. Seit zehn Jahren fährt die Archäologin jeden Sommer in den Westen der Türkei, um sich dort an der Pergamongrabung zu beteiligen.

Nicole Neuenfeld studiert Klassische Archäologie im Master. Ihre Begeisterung für das Fach führte die Studentin für jeweils ein Jahr nach Athen und Istanbul. Nach Grabungsprojekten in Griechenland beteiligte sich Neuenfeld im Sommer 2017 erstmals an der Pergamongrabung.

Das Interview führte Nora Lessing.

Weitere Informationen

Institut für Archäologie der Humboldt-Universität