__matter Festival 2025: Ausstellungen zu Käferholz und zu Mooren als Inspiration für bio-basierte neue Materialien
Von Käfern befallenes Holz gilt normalerweise als Abfall, als minderwertig. Moore werden häufig trockengelegt, um Platz für Neubauten zu schaffen. Zwei neue Ausstellungen des Exzellenzclusters „Matters of Activity“ der Humboldt-Universität zu Berlin stellen diese Annahmen infrage und laden Besucher*innen dazu ein, Käferholz und Moore, als vielseitig einsetzbare, lebendige Ressourcen für eine nachhaltigere Zukunft zu entdecken.
Die Ausstellung „Symbiotic Wood“
Was wäre, wenn befallenes Holz nicht als beschädigt, sondern als verwandelt betrachtet würde? Mit der Ausstellung „Symbiotic Wood“ laden Materialforscher*innen, Architekt*innen, Designer*innen, Künstler*innen und Kulturhistoriker*innen dazu ein, Holz, das von Insekten oder Pilzen befallen wurde, als ein Material zu sehen, das von vielen Arten – und eben nicht nur von uns Menschen – geformt und genutzt wird.
„Die Menschheit arbeitet seit jeher mit Holz und ist auf diesen Rohstoff angewiesen. Trotzdem behandeln wir ihn, als würden wir ihn besitzen und kontrollieren“, sagt Kuratorin Karola Dierichs. „Diese Ausstellung zeigt Pilze, Käfer und sogar Dürre als Mitbesitzerinnen und Mitgestalterinnen des Waldes.“
Der erste Teil der Ausstellung erklärt, wie Monokulturen, Forstwirtschaft und der Klimawandel Käferbefall und Pilzbefall verstärken. Der zweite Teil ändert die Perspektive: Befall wird nicht mehr als Zerstörung verstanden. Käfer und Pilze erscheinen als Co-Designerinnen einzigartiger Formen und Texturen.
Eine große Open-Air-Installation lädt die Besucher*innen ein, befallenes Holz direkt zu berühren und zu erleben. Mithilfe eines modularen Systems zeigt die Installation, wie solches Holz neu gedacht und genutzt werden kann. Beim Abschlussevent dürfen Besuchende Stücke mitnehmen und so aktiv zur Umdeutung des Materials beitragen.
Auf einen Blick
Wann: 28. Juni – 21. September 2025, Vernissage: Freitag, den 27. Juni 2025, 18 – 22 Uhr
Wo: Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin, Matthäikirchplatz, 10785 Berlin
Die Ausstellung „Symbiotic Wood“ bildet das vierte und letzte Kapitel der Ausstellungsreihe „More than Human“ des Kunstgewerbemuseums. Sie wurde in Zusammenarbeit mit dem Exzellenzcluster „Matters of Activity“ an der Humboldt-Universität zu Berlin im Rahmen des _matter Festivals 2025 entwickelt.
Weitere Informationen
Website zur Ausstellung mit weiteren Infos und Begleitprogramm
Website des Kunstgewerbemuseums zur Ausstellung
Website der Ausstellungsreihe „More than Human“
Fotos zum Download:
Käferbefallenes Fichtenholz. Copyright: Pelin Asa, MPICI & MoA
Die Ausstellung „Swamp Things!“
Moore – also Niedermoore, Hochmoore, Sümpfe und Feuchtwiesen – werden oft als unbrauchbares Land entwässert. In Berlin erinnern heute noch rosafarbende Rohre auf Baustellen an die Feuchtgebiete, die für die Stadtentwicklung trockengelegt wurden. Moore speichern jedoch, wenn sie intakt sind, doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Welt zusammen. Die Ausstellung „Swamp Things!“, kuratiert von Charlett Wenig und Lucy Norris, fordert uns auf, diese Ökosysteme nicht nur zu bewahren, sondern aktiv wiederherzustellen und mit ihnen zu arbeiten: "Die Wiederbelebung dieser vernachlässigten Landschaften ist eine entscheidende Klimastrategie", sagt Charlett Wenig. "Und das ist noch nicht alles. Die Ausstellung erkundet auch das ungenutzte Potenzial der Pflanzen, die in diesen feuchten Umgebungen gedeihen."
Die Ausstellung arbeitet mit heimischen Gräsern aus den brandenburgischen Mooren und erkundet das lebendige Potenzial von Moorpflanzen als sinnliche Materialien durch Korbflechttechniken, Open-Source-Wickelmaschinen und multimodale Workshops. Diese Pflanzen sind nicht nur Biomasse – sie sind aktive Materialien, voller Textur, Stärke und Geschichte. Besucher*innen sind eingeladen, Moore als Orte der Widerstandskraft und regenerativen Kreativität zu sehen – und sich eine Zukunft mit Mooren vorzustellen, nicht trotz ihnen.
Auf einen Blick
Wann: 8. Juli – 20. Juli 2025, dienstags bis sonntags von 12 – 20 Uhr (Eintritt frei), Vernissage am Montag, den 7. Juli 2025, 18 – 20 Uhr
Wo: BHROX bauhaus reuse, Ernst-Reuter-Platz, 10587 Berlin
Die Ausstellung „Swamp Things!“ ist ein Projekt von BHROX bauhaus reuse in Kooperation mit dem Exzellenzcluster „Matters of Activity“ an der Humboldt-Universität zu Berlin, dem Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung, des Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie und der weißensee kunsthochschule berlin im Rahmen des _matter Festivals 2025.
Weitere Informationen
- Website zur Ausstellung mit weiteren Infos und Begleitprogramm
- Website des BHROX bauhaus reuse zur Ausstellung
- Foto zum Download
Über den Veranstalter „Matters of Activity“
Die Ausstellungen finden im Rahmen des __matter Festivals 2025 statt, einem Wissenschaftsfestival für Materialkultur in Berlin, welches von April bis Oktober 2025 an zwölf Orten in Ausstellungen, Workshops und Diskussionen unser Verständnis von Materialien als passive, ahistorische Stoffe radikal in Frage gestellt. Das __matter Festival wird organisiert vom DFG-finanzierten Exzellenzcluster „Matters of Activity“ der Humboldt-Universität zu Berlin. Als ein international führendes Zentrum für integrative Materialforschung verbindet der Cluster lokale wissenschaftliche und kulturelle Einrichtungen mit einem vielfältigen globalen Netzwerk.
„Matters of Activity“ bündelt vielfältige Kompetenzen aus den Geistes-, Sozial-, Natur- und Medizinwissenschaften und bezieht Design und Kunst in die Grundlagenforschung ein. Der Cluster „Matters of Activity“ hat das Ziel, Grundlagen für eine neue Kultur des Materialen zu schaffen. Bei den Exzellenzclustern handelt es sich um groß angelegte Forschungsprojekte, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler interdisziplinär und auch über verschiedene Einrichtungen hinweg zu innovativen Themen forschen.