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Historische Instrumentensammlung

Physiologische Forschungsgeschichte der HU und der Charité in Form von historischen Instrumenten

Die Sonderausstellung "Synth" im Tieranatomischen Theater der Humboldt-Universität zu Berlin
Die Sonderausstellung "Synth" im Tieranatomischen Theater
der Humboldt-Universität zu Berlin,
Foto: Jan-Peter E.R. Sonntag

Fein säuberlich aufgereiht schweigen die Stimmgabeln in der Vitrine. Einmal angeschlagen erklingt von ihnen ein sanfter, kontinuierlicher Ton. Früher nutzte sie die physiologische Forschung, um die Tonempfindlichkeit des menschlichen Ohres zu testen. Heute sind sie als historische Relikte Zeugen einer traditionsreichen Geschichte physiologischer Forschung an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) und an der Charité-Universitätsmedizin Berlin. Eine umfangreiche Sammlung an historischen Instrumenten besitzt das Johannes-Müller-Zentrum für Physiologie der Charité. 1975 wurde bei einer Bodenentrümpelung am damaligen Physiologischen Institut der HU eine Vielzahl an historischen Gerätschaften gefunden, die kurze Zeit darauf als Sammlung zusammengestellt wurden. Alte Inventarisierungsmarken an den Instrumenten geben Aufschluss darüber, dass die Geräte tatsächlich zum historischen Bestand der Universität gehören.

Das Erbe von Helmholtz

Zu den wissenschaftsgeschichtlich spannenden Instrumenten der Sammlung gehören unter anderem Hinterlassenschaften von Hermann von Helmholtz, der 1877/78 auch Rektor der HU war. Dazu zählt der 1850 von ihm entworfene Augenspiegel. Durch zusätzliche Spiegelung des Lichts ist es damit möglich durch die Augenlinse eines Menschen die Netzhaut und den Sehnerven zu beobachten. Ohne diese Spiegelung ist einem Betrachter diese Beobachtung nicht möglich, da der Schatten des Beobachterkopfes das dafür nötige Licht verdeckt. Mit der Überwindung dieser Schattenwirkung revolutionierte der Augenspiegel die damalige Augenheilkunde und führte zu neuen Diagnosemethoden.

Auch im Bereich der Hörphysiologie und der Akustik setzte Helmholtz neue Maßstäbe. In der Sammlung enthalten sind unter anderem 16 unterschiedlich große Kugelresonatoren. Diese 1863 aus Metall gefertigten Kugeln können mithilfe einer Verjüngung auf einer Seite in den äußeren Gehörgang eingeführt werden. Je nach Größe des Resonators wird dabei eine bestimmte Frequenz verstärkt und kann so herausgehört werden. Ohne eine solche Verstärkung wird Schall in der Regel als ein Gemisch aus verschiedenen Frequenzen wahrgenommen. Ähnliche Instrumente werden auch heute noch dazu verwendet, um beispielsweise die Akustik in Konzertsälen für ideale Hörempfindungen zu optimieren.

Wissenschaftsgeschichte trifft Kunst

Ein Großteil der Sammlung ist zwar in einem Archiv untergebracht und der Öffentlichkeit nicht frei zugänglich, mit anderen Institutionen und auch mit Künstlern findet jedoch ein reger Leihverkehr statt. Der Kolumbianer François Bucher inszeniert die Kugelresonatoren von Helmholtz als Kunstwerk und präsentiert seine Ausstellungen auf der ganzen Welt, beispielsweise 2014 im spanischen Sevilla. Der aus Berlin stammende Musiker Phillip Sollmann, der auch als DJ Efdemin bekannt ist, nähert sich den historischen Instrumenten hingegen musikalisch an. So implementiert er in seinem Stück „Monophonie“ die Doppelsirene von Helmholtz und verwandelt damit das historische Forschungsinstrument in ein modernes Musikinstrument. Erstaufgeführt wurde das Stück im Februar 2017 an der Berliner Volksbühne.

Die Kammeroper "Sinus" von Jan-Peter E.R. Sonntag im Hörsaal des Tieranatomischen Theaters
Die Kammeroper "Sinus" von Jan-Peter E.R. Sonntag im
Tieranatomischen Theater,
Foto: Jan-Peter E.R. Sonntag

Herauszuheben ist außerdem die Sonderausstellung „Synth“ des Künstlers Jan-Peter E.R. Sonntag im Tieranatomischem Theater der HU. In einem großen historischen Bogen sollen dabei von der Physiologie des 19. Jh. bis zur heutigen Berliner Elektroszene technische und ästhetische Verknüpfungen aufgezeigt werden, darunter sind auch einige Exponate aus der historischen Instrumentensammlung zu sehen. Die Ausstellung läuft noch bis zum 15. Juli 2017 und ist eine Koproduktion mit dem Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik der HU. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei.

Einige Objekte der Sammlung sind auch im Foyer des CharitéCrossOver (CCO) ausgestellt und können dort öffentlich besichtigt werden. Für Interessierte gibt es darüber hinaus die Möglichkeit einen Katalog zu bestellen, der Informationen über die Geschichte des Johannes-Müller-Zentrums für Physiologie sowie detaillierte Beschreibungen der einzelnen Objekte der Sammlung bietet.

Autor: Adrian Ladenberger

Weitere Informationen:

Die Sonderausstellung "Synth" im Tieranatomischen Theater

Die Webseite von Jan-Peter E.R. Sonntag zur Sonderausstellung "Synth"

Katalogbestellung "Historische Instrumentensammlung"

Kontakt:

Prof. Dr. med. Andreas Patzak
Johannes-Müller-Zentrum für Physiologie
Charité-Universitätsmedizin Berlin

Tel.: 030 450 528 220
andreas.patzak@charite.de