Gewalträume – Wege und Auswege
Menschen müssen nicht töten, aber sie können es jederzeit. Es ist die
Vorstellungskraft, die jede Gewalt möglich macht. Wenn sich
Möglichkeiten eröffnen, wird es immer Menschen geben, die die Faust und
nicht das Argument sprechen lassen. Im Krieg, im Ausnahmezustand, in
Lagern und Gefängnissen ist die Versuchung groß, dass die Gewalt außer
Kontrolle gerät. Es muss nach den Ermöglichungsräumen der Gewalt, nicht
nach Motiven oder gesellschaftlichen Ursachen gefragt werden.
Historiker und Soziologen haben oft nur nach dem Beginn der Gewalt
gefragt und vernachlässigt, unter welchen Umständen Gewalt endet, wie
man aus ihr herausfindet und verhindert, dass sie erneut ausbricht. Es
gibt nicht nur Ermöglichungsräume, sondern auch Ausstiegs,- Präventions-
und Therapieräume der Gewalt. Der Sonderforschungsbereich (SFB) 640 an
der Humboldt-Universität lädt ein zur Tagung:
10. bis 11. Dezember 2010
Auditorium des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrums
Geschwister-Scholl-Straße 3, 10117 Berlin
Ziel der Tagung ist es, das Konzept des Gewaltraumes auf seine
Möglichkeiten und Grenzen zu überprüfen. Welche Räume begünstigen,
welche hemmen die Ausübung von Gewalt? Wie ist das Verhältnis zwischen
Akteuren und Strukturen eingerichtet und wie kann es gelingen, sich der
Gewalt wieder zu entziehen?
Die vier 90-minütigen Gesprächsrunden folgen einer Dramaturgie. Am
Anfang steht die Frage, unter welchen Umständen Gewalt entsteht und wie
sie sich verbreitet, am Ende steht die Frage, unter welchen Umständen
Gewalt eingehegt werden kann.
Unter den Referenten und Kommentatoren der Podiumsdiskussionen sind
Harald Welzer , Sozialpsychologe und Autor des Buches „Opa war kein
Nazi“, Michael Wildt Professor für Deutsche Geschichte im 20.
Jahrhundert mit Schwerpunkt im Nationalsozialismus an der
Humboldt-Universität und Autor des Werks „Generation des Unbedingten“
sowie Kriminalpsychiater Hans-Ludwig Kröber, der unter anderem als
Berater des Vatikan zum Thema Pädophilie und als Forensiker im Fall
Josef Fritzl tätig war.
Prof. Dr. Jörg Baberowski (Lehrstuhl f. Geschichte Osteuropas an der
Humboldt-Universität) ist Sprecher des SFB 640 „Repräsentationen
sozialer Ordnungen im Wandel“ und Initiator der Tagung. Er führt in das
Thema ein.
Die Resultate der Tagung werden anschließend in einem Essay-Band veröffentlicht.
Nähere Informationen zum Programm und den Referenten unter:
http://oeg.geschichte.hu-berlin.de/site/lang__de/4001/default.aspx
http://www.sfb-repraesentationen.de/
WEITERE INFORMATIONEN
Helena Maier
Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für Geschichtswissenschaft
Lehrstuhl für Geschichte Osteuropas
Friedrichstraße 191, 10117 Berlin
Tel.: 030 2093-70594
E-Mail: helena.maier@geschichte.hu-berlin.de
http://oeg.geschichte.hu-berlin.de