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Professor Hartmut Häußermann verstorben

Der renommierte Stadt- und Regionalsoziologe hat die Themen der Stadt Berlin maßgeblich beeinflusst


Hartmut Häußermann, der renommierte Berliner Stadtforscher, ist am 31. Oktober 2011 nach schwerer Krankheit verstorben. Vor seiner Emeritierung im Jahr 2008 lehrte und forschte er von 1993 an als Professor für Stadt- und Regionalsoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. „Hartmut Häußermann war einer der bekanntesten - wenn nicht der bekannteste - Vertreter der Stadtsoziologie in Deutschland und seine Arbeit inspirierte Generationen von Studierenden und jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Sein Tod ist ein großer Verlust für die Wissenschaft – und für Berlin“,sagt Prof. Dr. Talja Blokland, die den Lehrstuhl am Institut für Soziologie vor drei Jahren übernommen hat.

Hartmut Häußermann nutzte seine einzigartige öffentliche Präsenz als Wissenschaftler stets um die Themen, Fragen und Erkenntnisse der Stadtforschung in das Feld der angewandten Stadtpolitik zu tragen. Mit seinem unermüdlichen Engagement hat er die stadtpolitischen Diskussionen insbesondere in Berlin über Jahrzehnte in hohem Maße geprägt und immer daran erinnert, dass Stadtentwicklung nicht losgelöst von sozialen Fragen betrachtet werden kann. „Hartmut Häußermann hat die Forschung in seinem Fach theorie- und methodenprägend international sichtbar ausgefüllt, immer offen für die interdisziplinäre Kommunikation“, sagt sein langjähriger Dekanskollege, der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. h.c. Heinz-Elmar Tenorth. „Über die Bildungsprobleme von Risikogruppen in problematischen Stadtvierteln konnte er so deutlich reden wie über die Gentrifizierung der Stadt, und zwar beobachtend, aber auch in der Rolle des sozialwissenschaftlich informierten Intellektuellen, der seine Verantwortung in der Öffentlichkeit wahrnimmt. Ich werde ihn sehr vermissen.“

In seinen unzähligen Forschungsarbeiten, Büchern und Artikeln hat Hartmut Häußermann mit großer Klarheit die Stadtentwicklung verfolgt und das Verständnis von Integration, Segregation, städtischen Schrumpfungsprozessen und Gentrifizierung geschärft. „Für mich war er im besten Sinne des Wortes ein politischer Soziologe, der nicht nur der Stadtsoziologie der HU ein besonderes Profil gegeben, sondern auch die Themen der Stadt Berlin maßgeblich beeinflusst hat“, sagt Prof. Dr. Hildegard Maria Nickel, Häußermanns Kollegin am Institut für Soziologie und Mitglied der Berufungskommission, die ihn an die HU berufen hat.

So hat Hartmut Häußermann 1998 im Auftrag des Berliner Senats eine Untersuchung über die sozialräumliche Entwicklung der Stadt Berlin mit angefertigt, in der die Einführung eines „Quartiersmanagements“ vorgeschlagen wurde. Der Berliner Senat folgte dieser Empfehlung als Antwort auf die wachsende soziale Polarisierung des städtischen Raumes, die die Gefahr der Ausgrenzung ganzer Bevölkerungsgruppen beinhaltet.

Hartmut Häußermann studierte von 1964 bis 1970 an der Freien Universität Berlin, 1975 folgte die Promotion. Er arbeitete als Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Soziologie der Freien Universität Berlin bevor er 1976 zum Professor für Stadt- und Verwaltungssoziologie an der Universität (Gesamthochschule) Kassel berufen wurde. 1978 wechselte er auf den Lehrstuhl für Stadt- und Regionalsoziologie an der Universität Bremen, 1993 wurde er an die Humboldt-Universität zu Berlin berufen,wo er bis zu seiner Emeritierung 2008 den Lehrstuhl für Stadt- und Regionalsoziologie inne hatte. Hartmut Häußermann war Mitglied der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung und der Akademie für Raumforschung und Landesplanung. Von 2002 bis 2006 war er Präsident des Research Committee on Regional and Urban Development der International Sociological Association (ISA). Er ist Träger des Preises der Schader-Stiftung (2003) und des Fritz-Schumacher-Preises der Toepfer-Stiftung (2004).
 


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Constanze Haase
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