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Stellungnahme von Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz

HU-Präsident äußert sich zu den Vorschlägen der Imboden-Kommission

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Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz
Abbildung: Matthias Heyde

Ich begrüße die Vorschläge der Imboden-Kommission zur neuen Exzellenzinitiative. Sie sind geeignet, weiterhin Dynamik und internationalen Wettbewerb in das deutsche Hochschulsystem zu tragen, ohne dass die Universitäten bzw. Hochschulen in überbordenden Antragsverfahren unnötig Kräfte verschleißen.

Ebenso ist zu begrüßen, dass in weiterhin streng wissenschaftsgeleiteten Verfahren auch künftig – und in längeren Laufzeiten – Exzellenzcluster gefördert werden. Damit steht unverändert Spitzenforschung im Mittelpunkt des Gesamtvorhabens. Zu Recht warnt die Kommission davor, diesen Anspruch mit anderen Zielen zu vermischen.

Gemeinsame Kraftanstrengung von Bund und Ländern

Besonders hervorhebenswert erscheint mir der Hinweis auf die Rolle der Universitätsleitungen und die Entwicklung adäquater Entscheidungsstrukturen bzw. Steuerungsmechanismen. Hier sollen nach den Vorschlägen der Imboden-Kommission  an die 10 besten deutschen Universitäten „Exzellenzprämien“ zur Stärkung ihrer Governance vergeben werden. Damit wird anerkannt, dass die Aufgabe der Universitätsleitungen darin besteht, für internationale Höchstleistungen in der Wissenschaft ein Arrangement der Ermöglichung zu treffen. Zu diesem Arrangement gehören Führung und Mitbestimmung in gleicher Weise, vor allem aber die Ausschöpfung des kreativen Potenzials aller Mitglieder der Universität.

Angesichts der föderalen Zuständigkeitsstrukturen für Bildung und Wissenschaft in der Bundesrepublik wird die Umsetzung dieses Vorschlages allerdings eine Herausforderung sein. Sie lässt sich nur meistern, wenn beide – Bund und Länder – anerkennen, dass die Förderung exzellenter Wissenschaft eine nationale Aufgabe ist, die nicht „länderweise“, sondern nur in gemeinsamer Kraftanstrengung von Bund und Ländern bewerkstelligt werden kann.

Balance zwischen „universitärer Differenzierung“ und „Governance“ wichtig

Bei der Förderlinie B („Exzellenzprämie“) wäre sicher noch zu überlegen, wie dieser Ansatz „dynamisiert“ werden kann, damit Universitäten, die für eine solche Prämie in Frage kommen, die Anforderungen auch noch zu einem späteren Zeitpunkt erfüllen können. Ebenso liegt es in der Logik der bisherigen dritten Förderlinie („Zukunftskonzepte“), erfolgreiche Exzellenzcluster künftig mit einem doppelten Overhead zu versehen.

Die damit in dem Bericht gut austarierte Balance zwischen „universitärer Differenzierung“ und „Governance“ verdient Zustimmung. Diese Balance wird für die Universität der Zukunft ein permanenter Anspruch sein.

Die kritische Analyse des Berichts zu der Situation der Lehre – gerade im Zusammenhang mit der exzellenten Forschung – beinhaltet allerdings leider kaum Hinweise auf eine künftig stärkere Berücksichtigung im Rahmen einer neuen Exzellenzinitiative. Dass „die Exzellenzinitiative keinen Bezug auf das Humboldt’sche Bildungsideal der Einheit von Lehre und Forschung nimmt bzw. die Beiträge exzellenter Forschung auf die Lehre (und umgekehrt) nicht explizit hervorhebt“, trifft auf das Zukunftskonzept der Humboldt-Universität zu Berlin nicht zu, das diesem Zusammenhang explizit Aufmerksamkeit widmet. In der Praxis indes steht sie vor denselben Problemen einer zunehmenden Auseinanderentwicklung von Forschung und Lehre gerade in den Förderformaten der Exzellenzinitiative. Hier hätte ich mir von dem Bericht ein paar kreative Vorschläge gewünscht.

Besonders wichtig schließlich ist die Empfehlung, die Antragsverfahren zur neuen Exzellenzinitiative nicht unter einen riskanten Zeitdruck zu setzen. Sollen diese Verfahren qualitätsgebunden, kompetitiv und wissenschaftsgeleitet erfolgen, ist die verbleibende Laufzeit der gegenwärtigen Förderperiode der Exzellenzinitiative nicht mehr ausreichend. Insofern ist es ein vernünftiger Vorschlag, alle derzeitigen Förderprojekte um zwei Jahre zu verlängern und die Zeit für Evaluationen und Neuanträge zu nutzen.

Weitere Informationen

Internationale Expertenkommission zur Evaluation der Exzellenzinitiative Endbericht (PDF)

Pressekontakt

Hans-Christoph Keller
Pressesprecher der Humboldt-Universität zu Berlin
Leiter der Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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