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Freya Gräfin von Moltke verstorben

Die ehemalige Promovendin der Humboldt-Universität verstarb am Neujahrstag in Norwich, Vermont.

Freya Gräfin von Moltke war eine bekannte Widerstandskämpferin im Dritten Reich und Überlebende der Nazi-Verfolgung. Geboren wurde sie 1911 als Freya Deichmann in Köln. Im Jahr 1930 begann sie ihr Jurastudium an den Universitäten Bonn und Breslau und wurde 1936 an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin, der späteren Humboldt-Universität, mit einer Arbeit über „Beglaubigung und öffentlicher Glaube. Zur Auslegung des § 1155 BGB“ zum Doktor der Rechtswissenschaften promoviert. Die Promotion betreute der jüdische Zivilrechtler Prof. Martin Wolff, der bis zu seiner Vertreibung von der Universität über ihre Grenzen hinaus für seine überaus hohen Hörerzahlen bekannt war.

Gemeinsam mit ihrem Ehemann Helmuth James von Moltke begann Freya von Moltke unter der Terrorherrschaft der Nationalsozialisten mit weiteren Gleichgesinnten einen Regimewechsel zu planen. Nach und nach entwickelte sich aus einer immer größer werdenden losen Gruppierung der „Kreisauer Kreis“, benannt nach dem Gut der Familie von Moltke im schlesischen Dorf Kreisau. Er gilt als Zentrum bürgerlich zivilen Widerstands und vereinte Sozialdemokraten, Konservative sowie Angehörige beider großer Konfessionen. Gemeinsam war allen Beteiligten der Wunsch nach einer politischen Neuordnung Deutschlands. Freya von Moltke organisierte selbst drei Zusammenkünfte der Widerstandsgruppe in den Jahren 1942 und 1943. Im Januar 1944 wurde Helmut von Moltke von der Gestapo verhaftet und am 23. Januar 1945 in Berlin hingerichtet. Seine Frau konnte mit den zwei Söhnen fliehen.

Im Jahr 1947 ging Freya von Moltke mit ihren Kindern nach Südafrika, kehrte dem Land jedoch 1956 aus Gründen der Ablehnung des herrschenden Apartheidregimes den Rücken und ging zurück nach Berlin. Dort angekommen lernte sie den Kulturphilosophen Eugen Rosenstock-Huessey kennen und ging mit ihm 1960 nach Norwich, Vermont (USA), wo sie bis zu ihrem Tod lebte.

Das Gut der Familie Moltke in Kreisau wurde mit Unterstützung von Freya von Moltke zu einer Begegnungsstätte umgewandelt, die der deutsch-polnischen und europäischen Verständigung dient. Mit der Freya-von-Moltke-Stiftung für das Neue Kreisau wurde 2005 in Berlin eine Bürgerstiftung gegründet, die die Kreisauer Begegnungsstätte langfristig absichern und begonnene Projekte unterstützen soll.



WEITERE INFORMATIONEN
Mirja Behrendt
Humboldt-Universität zu Berlin
Pressesprecherin des Präsidenten
Tel.: 030 2093-2090
E-Mail: mirja.behrendt@uv.hu-berlin.de
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