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Altes Testament: kompaktes Wörterbuch zum schnellen Nachschlagen erschienen

Forscher der Goethe-Universität Frankfurt und der Humboldt-Universität haben ein Wörterbuch zum biblischen Hebräisch und Aramäisch herausgebracht

Kürzlich ist ein Wörterbuch zum biblischen Hebräisch und Aramäisch im Taschenbuchformat erschienen. „Es gibt eine ganz Reihe großer, mitunter mehrbändiger wissenschaftlicher Wörterbücher, es existieren aber nur sehr wenige Taschenwörterbücher, die Studierenden einen schnellen Überblick über die wichtigsten deutschen Übersetzungsäquivalente bieten“, sagt Markus Witte, Professor für Exegese und Literaturgeschichte des Alten Testaments an der HU. Er hat das Wörterbuch zusammen mit Johannes F. Diehl, Akademischer Rat für nordwestsemitische Sprachen an der Goethe-Universität Frankfurt, herausgegeben.

Das Wörterbuch erfasst alle Wörter der Hebräischen Bibel. Es basiert auf einem erstmals 1971 vorgelegten Taschenwörterbuch, das zuletzt 1997 aufgelegt wurde und seither nur noch nachgedruckt worden war. Gegenüber seinem Vorgänger von 1971 ist nun auch der gesamte Wortbestand der aus Israel und Palästina bekannten althebräischen Inschriften, der hebräischen Fragmente zum Sirachbuch und zum Tobitbuch sowie der Schriftfunde vom Toten Meer aufgenommen und als solcher indiziert.

„Unsere Hauptmotivation war es, neben unserem wissenschaftlichen Interesse am Althebräischen, Studierenden ein knappes und preiswertes Wörterbuch zur Verfügung zu stellen, das auf dem neuesten Stand der Hebraistik ist und Freude am Übersetzen der Hebräischen Bibel und althebräischer Inschriften bereitet“, erklärt der Forscher. Ausgangspunkt waren zum einen die eigene positive Erfahrung im Studium mit dem erwähnten Wörterbuch von 1971, zum anderen die Erfahrung im Hebräischunterricht und bei der Abnahme des Hebraicums. „Die großen wissenschaftlichen Wörterbücher mit ihrer Vielzahl von Übersetzungsäquivalenten, philologischen Herleitungen und Angaben von Belegstellen verwirren und erschweren gerade am Anfang der Beschäftigung mit biblisch-hebräischen Texten eher das Übersetzen.“

Studierende erproben Alltagstauglichkeit

Bewusst haben die beiden Herausgeber auf die Angabe von Formen verzichtet und sich rein auf die Angabe der Lexeme und ihrer wichtigsten Bedeutungen beschränkt, um so die Kompetenz der Studierenden, die sich auf dem Weg zum Hebraicum befinden, in morphologischen und grammatischen Fragen zu fördern. Wenn z.B. nach dem Eintrag eines Verbs nicht alle Formen, in denen es im Alten Testament vorkommt, angegeben, diese zudem grammatisch klassifiziert und ggf. noch für einzelne Bibelstellen Übersetzungsvorschläge gemacht werden, wie dies in den großen Wörterbüchern der Fall ist, dann besteht eine viel größere Herausforderung, das biblische Hebräisch wirklich zu erlernen.

Das Buch will aber nicht die großen etymologischen Wörterbücher ersetzen, sondern eine handliche Hilfestellung bei eigenen Übersetzungsübungen und in Lehrveranstaltungen sein.

Obwohl es sich „nur“ um ein Taschenwörterbuch handelt, hat die Erstellung letztlich einige Jahre gedauert. Die beiden Wissenschaftler haben zuerst eine Datenbank aufgebaut, in der jedes Lexem in einen Datensatz aufgenommen und die Übersetzungsäquivalente der großen wissenschaftlichen Wörterbücher eingetragen wurden. Die Datenbank umfasst nun über 12.000 Datensätze. „Das Erstellen dieser Datenbank hat die Hauptarbeit gemacht. Dabei haben wir auch mit der Forschungsstelle `Qumran-Wörterbuch` an der Universität Göttingen kooperiert“, berichtet Witte. „Wir haben immer wieder Studierende unmittelbar in den Aufbau und die Arbeit mit der Datenbank einbezogen, um einerseits die Alltagstauglichkeit zu erproben und andererseits Studierende im Sinne des forschenden Lernens an Grundfragen der Lexikographie, der Hebraistik und der Digitalisierung im Bereich der Philologie heranzuführen.“ Der große Vorteil der Datenbank ist, dass verschiedene Personen gleichzeitig am Wörterbuch arbeiten konnten und dass auch in Zukunft Änderungen und Aktualisierungen in der Datenbank sehr schnell und einfach eingepflegt werden können.

Die Herausgeber erhoffen sich eine möglichst weite Verbreitung und vor allem Benutzung überall dort, wo die Hebräische Bibel und die aus seiner Entstehungswelt stammenden althebräischen Inschriften, Papyri und Schriftrollen in ihrer Originalsprache gelesen und ins Deutsche übersetzt werden.

Publikation

Diehl, Johannes F. und Witte, Markus. Hebräisches und aramäisches Wörterbuch zum Alten Testament, Berlin, Boston: De Gruyter, 2021. https://doi.org/10.1515/9783110372458

Kontakt

j.f.diehl@em.uni-frankfurt.de

markus.witte@hu-berlin.de