Neuer Forschungsverbund: »Rethinking Disinformation«
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Schwerpunktprogramm „Rethinking Disinformation (Re:DIS)“ mit 6,9 Mio Euro über zunächst drei Jahre. Das Verbundprojekt wird am Institut für Philosophie der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) von Dr. Romy Jaster, Prof. Geert Keil und Prof. Verena Wagner geleitet.
„Unser Projekt ist in gewisser Weise ein Krisengewinner“, sagt Romy Jaster, Sprecherin des Forschungsverbunds. „Politische Lügen hat es immer gegeben, aber die Vielgestaltigkeit von Desinformation, die heute im digitalen Raum verbreitet wird, erzeugt neuen Forschungsbedarf. Vor dem Bekämpfen kommt das Verstehen und wir haben vieles noch nicht verstanden“. Falsche Informationen, Lügen, Gerüchte und manipulierte Bilder werden in der öffentlichen Kommunikation gezielt eingesetzt, um die Überzeugungen und Meinungen von Menschen zu manipulieren. Desinformation unterminiert das Vertrauen in seriöse Informationsquellen und wird zur Beeinflussung von Wahlen, zur Diskreditierung politischer Gegner, zur Destabilisierung von Demokratien und zur hybriden Kriegsführung eingesetzt.
Das Schwerpunktprogramm geht theoretischen Grundlagenfragen nach, die an den Schnittstellen mehrerer Fächer liegen. Bisher wird beispielsweise über Fake News und Verschwörungstheorien in der Philosophie, der Psychologie, der Kommunikations- und der Medienwissenschaft und im Medienrecht geforscht, ohne dass die Forschungs- und Diskussionsstände der jeweiligen Nachbarfächer bekannt wären. Re:DIS soll eine gemeinsame Forschungsplattform für die Desinformationsforschung verschiedener Fachgebiete schaffen.
Zu den Zielen von Re:Dis gehört es, einen gemeinsamen begrifflichen und theoretischen Rahmen zu erarbeiten und insbesondere Grenzfälle von Desinformation, in denen die Überzeugungsbildung der Adressaten subtil manipuliert wird, besser zu verstehen. Dies ist unter anderem für die rechtliche Regulierbarkeit von Desinformation unerlässlich: Die Gesellschaft und der Gesetzgeber müssen begründet entscheiden, welche Art von Desinformation in einer liberalen Demokratie in Kauf zu nehmen ist und welche aus dem Schutzbereich der Rede-, Meinungs- und Pressefreiheit herausfällt.
Weitere Informationen
Kontakt
Dr. Romy Jaster
Institut für Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin
Prof. Geert Keil
Institut für Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin
Prof. Verena Wagner
Institut für Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin