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Mehr als ein schönes Stilmittel

Ein studentisches Symposium vom 7. bis 9. Juli will die Metapher neu denken

Team P+ä Lydia Leerstelle[1]
Das Team des studentischen Symposiums.
Foto: Lydia Leerstelle

Für eine tiefergehende Beschäftigung mit der Metapher spricht laut Max Böhner, Masterstudent der Kunst- und Bildgeschichte, vieles. Der Begriff sei omnipräsent: Im Alltag, in der Wissenschaft, im Journalismus, „aber oft wird er unscharf oder falsch gebraucht, etwa indem man verwandte Tropen wie Synekdochen oder auch Symbole als Metaphern bezeichnet.“ Böhner konstatiert eine terminologische Verwässerung trotz oder gerade wegen der häufigen Verwendung. „Außerdem verspricht die Struktur der Metapher, die auf Analogie und Übertragung beruht, selbst Produktivkraft des Denkens zu sein, womit sie auch wissenschaftlichen Diskursen unterliegt.“ Also kamen der Student und sein Kommilitone Robert Britten, Bachelorstudent der Deutschen Literatur, im Sommer 2016 auf die Idee, eine transdisziplinäre, studentische Initiative zu starten.

„Es gilt noch immer das alte Narrativ vom eigentlichen und uneigentlichen Sprechen, von der Metapher als reinem Ornament – davon wollten wir weg“, erklärt Britten. Anna Bitter, die Filmwissenschaft an der Freien Universität Berlin studiert, und George Neish, angehender Kognitionswissenschaftler von der Berlin School of Mind and Brain, komplettierten die Gruppe. Mitten in den Planungen stießen die Vier auf eine Ausschreibung der Humboldt-Universitäts-Gesellschaft (HUG), die studentische Symposien fördert – sie bewarben sich und bekamen eine Zusage. Damit veränderte sich noch einmal die Veranstaltungsform.

Metaphernbegriff wird transdisziplinär beleuchtet

Nun findet vom 7. bis 9. Juli 2017 das von ihnen organisierte Symposium „Produktive Äquivalenz. Die Metapher im transdisziplinären Kontext“ statt. 33 Sprecherinnen und Sprecher sowie Performerinnen und Performer aus Wissenschaft und Praxis werden den Metaphernbegriff in neun Panels transdisziplinär beleuchten. Knapp 60 eingereichte Paper wurden dazu ausgewertet, dabei standen deren Qualität und Originalität, aber auch ein möglichst hoher Anteil studentischer Redner als Kriterien im Vordergrund. Auch die Organisatoren selbst werden sprechen, Neish zu „The Contact Zone: Metaphors of Encounter“, Böhner über „How to GIF a fuck. Gay Porn GIFs als Metapher der Orgie“, Bitter thematisiert „Wildes Denken – Zu filmischen Figurationen des Ungedachten“ und Britten „Welt zu Wort. Übersetzung als Metapher“.

Auf dem Abendprogramm stehen ein Vortrag von Schriftsteller Werner Fritsch und eine Performance von Drag-Queen Olympia Bukkakis. Zu den auf der Veranstaltung vertretenen Fächern und Kunstbereichen gehören unter anderem Linguistik, Fotografie, Filmwissenschaft und Architektur – vergleichsweise klassische, erwartbare Disziplinen also, so dass sich die Frage stellt, ob es auch solche gibt, die nicht aufschlussreich in Bezug auf Metaphern sein können? „Nein“, antwortet Böhner entschieden, „denn es gibt keine Disziplinen des eigentlichen Sprechens. Metaphern werden überall verwendet, sie durchziehen die Theorien und Konzepte akademischer Lehre und Forschung sowie Perspektiven auf die Welt darüber hinaus. Gerade mit Blick auf trans- und interdisziplinäre Unterfangen sind Fragen von struktureller, konzeptueller und eben produktiver Äquivalenz relevant.” Deshalb seien die vier Studierenden besonders froh, auch Beiträge zu Drag, aus den Neurowissenschaften, Organizational Studies und aus der Kulturgeografie zu haben. 

Mit den rund 100 erwarteten Teilnehmerinnen und Teilnehmer pro Tag „wollen wir die Metapher neu definieren, schärfen und transdisziplinär erweitern“, so Böhner. Bitter ist gespannt, „wie wir mit dem Verunsicherungsmoment, das dem Metaphorischen oft innewohnt, umgehen werden“. Herauszufinden sei vor diesem Hintergrund, ob sich zwei verschiedene Disziplinen auf einen Metaphernbegriff einigen könnten oder nicht. Britten würde sich freuen, „wenn die Studierenden am Ende konstruktives Feedback für ihre Beiträge bekommen“. Darüber hinaus möchte die Gruppe das Symposium aufzeichnen, einen Tagungsband zusammenstellen und vielleicht in einem Jahr ein weiteres Symposium entwickeln, zum Beispiel zu einer anderen Trope. Alle Vier lernen derzeit viel, etwa über das Gestalten von Websites, das Schreiben von Anträgen oder das Lektorat. Und bei offenen Fragen berät auch schon mal die HUG. „Deren Mitarbeitende sind hilfsbereit, kommunizieren gut“, lobt Robert Britten.

Autor: Michael Thiele

Ermöglicht wurde das studentische Symposium durch finanzielle Förderung der Humboldt-Universitäts-Gesellschaft (HUG), die kreative studentische Ideen und somit den Bildungsauftrag der HU unterstützt.

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