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Kritik des Liberalismus als Thema

Im Sommersemester 2017 finden fünf Mosse-Lectures zum Thema Kritik des Liberalismus statt. Im Mittelpunkt der Vortragsreihe steht die Frage, ob ein als überholt geltender und dennoch weltpolitisch forcierter Liberalismus noch Lösungen zu bieten hat. Am 1. Juni gibt es zudem einen Jubiläums-Vortrag zur Mosse-Familie

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Abbildung: Mosse-Lectures

Der Begriff des Liberalismus verweist nicht nur auf eine der einflussreichsten politischen Traditionen Europas und der westlichen Welt. Er umfasst auch eine Vielfalt von Positionen, Denkformen, Mentalitäten, Praktiken und Programmen, die kaum mit einem einheitlichen Begriffsformat zu fassen sind. Seit seiner Entstehung im achtzehnten Jahrhundert versammelt der Liberalismus ein spannungsreiches Konglomerat aus politischen Versprechen von Freiheit und Emanzipation, von Staats- und Rechtskonzepten, Freihandels-abkommen, Marktutopien, Menschheitsvisionen und Erziehungsprojekten. „Bildung“ als Inbegriff aller liberalen Bestrebungen war das Ideal der verlegerischen Unternehmungen der Familie Mosse und des Historikers George L. Mosse, denen diese Veranstaltungsreihe gewidmet ist.

Historisch war der Liberalismus Schauplatz politischer und sozialer Konflikte in Abgrenzung von autoritären und restaurativen Tendenzen ebenso wie von sozialistischen Bewegungen. Zu seinem Konfliktpotential und Ideenreservoir gehören die Fragen nach der wechselseitigen Abmessung von Freiheit und Gleichheit, von Selbstbestimmung und sozialer Gerechtigkeit, von Eigentumsrechten und Gemeinwohl.

So sehr sich der deutsche Ordoliberalismus der Nachkriegszeit noch in Kapitalismuskritik übte und nach dritten Wegen zwischen Laissez-faire und Planwirtschaft suchte, so wenig Zweifel besteht daran, dass die neoliberalistischen Dogmen seit den 1970er Jahren wesentlich zur Durchsetzung des gegenwärtigen Finanzmarktkapitalismus beitrugen. Aktuell ist zu fragen nach den Konsequenzen der im Namen des Liberalismus verfolgten finanz-ökonomischen, ökologischen und globalen Umwälzungen. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob ein eher als überholt geltender und dennoch weltpolitisch forcierter Liberalismus heute noch Lösungen zu bieten hat für Probleme, die er selber nicht mehr zu stellen vermag, schon gar nicht für die nicht westlichen Länder.

Den Auftakt macht am 20. April Christoph Menke, Professor für praktische Philosophie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Moderiert wird die Lecture von Joseph Vogl von der HU.

Das Programm im Sommersemester 2017

Donnerstag, 20. April 2017
„Im Schatten der Verfassung. Die Voraussetzungen des Liberalismus“
Christoph Menke (Frankfurt am Main)

Donnerstag, 4. Mai 2017
„Antworten des Liberalismus auf die neuen Herausforderungen“
Colin Crouch (Warwick, UK)

Donnerstag, 18. Mai 2017
„Bildungsliberalismus – historische Reflexionen“
Dieter Langewiesche (Tübingen)

Donnerstag, 1. Juni 2017
„Jubiläums-Vortrag: „Die Mosses – drei Generationen des deutsch jüdischen Lieralismus“
Jost Hermand (Madison)

Donnerstag, 22. Juni 2017
„What liberalism? Anglo-America and the rest“
Pankaj Mishra (Delhi, London)

Alle Veranstaltungen finden um 19 Uhr c.t. im Senatssaal, Unter den Linden 6, statt. Die Mosse-Lectures werden aufgezeichnet und sind als Videos bei Youtube verfügbar.

Über die Mosse-Lectures

Die Mosse-Lectures an der HU sind eine Veranstaltungsreihe der Mosse Foundation und der Fritz Thyssen Stiftung. Sie werden veranstaltet und unterstützt vom Institut für deutsche Literatur. Mit ihrem in jedem Semester neu gewählten Schwerpunktthema widmen sich die Mosse-Lectures der Vermittlung von Wissen und Wissenschaft in den Bereichen von Geschichte, Kulturgeschichte, Politik, Wirtschaft, Kunst und Literatur. Eingeladen werden prominente Wissenschaftler, Autoren, Künstler und Politiker aus dem In- und Ausland.

Weitere Informationen

Kontakt

Dr. Elisabeth Wagner
Humboldt-Universität zu Berlin

Tel.: 030 20 939-777/651
info@mosse-lectures.de