Naturnahe Landschaften?
Egal, ob einzelne Auenlandschaften oder ganze Nationalparks: Der Erfolg von Renaturierungsprojekten hängt nicht nur davon ab, ob einzelne Pflanzen- oder Tierarten wieder in einem Gebiet angesiedelt werden. Wie ein internationales Forscherteam unter Beteiligung der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) und unter Leitung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig zeigt, geht es vielmehr darum, dem geschädigten Ökosystem zu helfen, sich selbst zu regenerieren und zu erhalten. In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Science“ beschreiben sie, wie Rewilding-Maßnahmen besser geplant und umgesetzt werden können – und welche Vorteile sich daraus auch für den Menschen ergeben.
In ihrem „Science“-Artikel stellen die Forscher eine Art Blaupause vor, wie Rewilding-Projekte geplant und durchgeführt werden können. Dabei fordern sie vor allem einen Perspektivwechsel ein: Es gebe nicht das eine ideale Ökosystem, das man durch bestimmte Maßnahmen herstellen könne. Stattdessen kommt es viel mehr darauf an, die Funktionen des jeweiligen Ökosystems zu betrachten, die Störungen in diesem System zu analysieren und daraus geeignete Maßnahmen abzuleiten, die die gestörten Prozesse wiederherstellten und gleichzeitig auf eine Verringerung menschlicher Eingriffe abzielen. In einer Auenlandschaft könnte man das zum Beispiel dadurch erreichen, dass man nicht mehr benötigte Dämme entfernt und so zumindest einen Teil der Landschaft wieder verwässere. Dadurch entstehe womöglich wieder ein Lebensraum für Tiere und Pflanzen, die zuvor durch den Menschen vertrieben worden waren.
Publikation
Perino A. et al. Rewilding complex ecosystems. Science (2019). DOI: 10.1126/science.aav5570
Link zur Studie (Englisch)