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Umbenennung zur Humboldt-Universität jährt sich zum 70. Mal

Die Humboldt-Universität 1946-1949 und die Findung des Namens

Amtseinführung von Prof. Dr. Walter Friedrich als neuer Rektor der Humboldt-Universität
„Heute vormittag wurde in einem Festakt im Deutschen Theater
der neue Rektor der Humboldt-Universität, Prof. Dr. Walter
Friedrich in sein Amt eingeführt.“
Signatur: HU UA, Fotosammlung, ZB 26.2.1949
Lizenz: CC BY-NC-SA 3.0 DE

Am 8. Februar 1949, am Tag der Wahl des neuen Rektors Walter Friedrich, erhielt die Berliner Universität offiziell ihren Namen, den sie bis heute trägt. Die Überlegungen zur Umbenennung der Universität hatten bereits nach der Wiedereröffnung (bzw. Neueröffnung) der Alma Mater Berolinensis im Januar 1946 begonnen, den Namen Friedrich-Wilhelms-Universität sollte sie nicht mehr tragen. In der Korrespondenz der ersten Zeit wurde der noch existierende Briefkopf demonstrativ durchgestrichen. Relativ schnell kam der Name des preußischen Bildungsreformers und „symbolischen Gründervaters“ Wilhelm von Humboldt ins Gespräch, später erweiterte sich das Spektrum auch um dessen Bruder Alexander. Dennoch blieb die Universität zunächst nur Berliner Universität, bis im Herbst 1948 die Freie Universität ins Leben gerufen wurde.

Als eine „alternative Neugründung“ gegenüber der als zunehmend sowjetisiert empfundenen Universität Unter den Linden, hatte auch die Freie Universität ihre Wurzeln im neuhumanistischen Wirken der Gebrüder von Humboldt gesehen – viele Gründer der neuen Universität im Westen der Stadt waren zuvor Studenten im Osten gewesen. Doch wurde in der Öffentlichkeit der Name der Gebrüder Humboldt nur im Zusammenhang mit der alten Berliner Universität gebraucht, die es sich zwar schwer tat, das Erbe der Friedrich-Wilhelms-Universität anzutreten, die aber institutionell und auch geografisch doch eine Kontinuität des Hochschulbetriebs bildete.

Offizielle Ernennungsurkunde hat es nicht gegeben

Überliefert ist das Votum des Studentenrats, der als Vertretung der Studentenschaft fungierte, den Humboldt-Namen endlich zur offiziellen Bezeichnung der Berliner Hochschule zu proklamieren. De facto war dieser Name schon mehrfach in den Printmedien aufgegriffen, die Berliner Universität als Humboldt-Universität bezeichnet worden. In der öffentlichen Wahrnehmung war der Namenswandel bereits vollzogen. Der Name erschien bereits 1947 in Entwürfen der Deutschen Verwaltung für Volksbildung zur vorläufigen Arbeitsordnung der Universität, die 1949 veröffentlicht wurde und deren Veröffentlichung als Anlass dienen sollte, den Namen offiziell zu verkünden (so der Rektor Johannes Stroux an den Studentenrat). Der Name sollte schließlich in das neu zu erarbeitende Statut Eingang finden, das jedoch noch bis 1953 auf sich warten ließ.

Variation zu dem Entwurf einer Uni-Fahne
Variation zu dem Entwurf einer Uni-Fahne
[um 1950], Signatur: HU UA, Rektorat, Nr..
662, Statut 1946-1961,
Lizenz: CC BY-NC-SA 3.0 DE

Die Umbenennung sollte so unspektakulär wie möglich vollzogen werden. Eine gewisse Feierlichkeit kam nur zustande, weil sie bei der Rektoratsübergabe und Investitur von Walter Friedrich im Deutschen Theater umgesetzt wurde. Nahezu sofort wurden neue Briefköpfe gedruckt, das Vorlesungsverzeichnis vom Sommersemester 1949 trug bereits den neuen Namen und auch die Korrespondenz war nunmehr an den Rektor der Humboldt-Universität zu Berlin gerichtet. Die Berliner Universität, die den Namen des preußischen Reformkönigs endgültig abgelegt hatte, war von nun an nach dem Reformminister dieses Königs und dessen Bruder benannt.

Eine offizielle Ernennungsurkunde hat es nicht gegeben. Das Schreiben von Paul Wandel, Präsident der Zentralverwaltung für Volksbildung, in dem er die Verleihung des Namens Humboldt-Universität offiziell verkündete, ist nur in der Berliner Tagespresse in Abdruck zu finden. Darin heißt es: „Durch die Wahl dieses Namens verpflichtet sich die Universität Berlin, im Geiste der Brüder Wilhelm und Alexander von Humboldt die Geistes- und Naturwissenschaften zugleich zu pflegen und dabei die Einheit von wissenschaftlicher Lehre und Forschung zu wahren. (…) Möge es der Humboldt-Universität gemäß der Würde ihres Namens gelingen, in umfassender Erforschung der Wahrheit beizutragen zur Erhaltung des Friedens in der Welt.“ Der Physiker und Mediziner Walter Friedrich, der vierte Rektor der Berliner Universität nach dem Zweiten Weltkrieg, war damit der erste Rektor der Humboldt-Universität.

Autorin: Dr. Aleksandra Pawliczek, Leiterin des Universitätsarchivs der Humboldt-Universität zu Berlin

Quelle und weiterführende Lektüre: Reimer Hansen „Von der Friedrich-Wilhelms-Universität zur Humboldt-Universität zu Berlin. Die Umbenennung der Berliner Universität 1945 bis 1949 und die Gründung der Freien Universität Berlin 1948“, Neues aus der Geschichte der Humboldt-Universität zu Berlin 2, Berlin 2009.

Videointerview

Prof. i. R. Dr. Dr. h.c. Heinz-Elmar Tenorth (Professor für historische Erziehungswissenschaften) im Gespräch mit uns über die Umstände der Umbenennung der königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität in Humboldt-Universität und zu den Alternativen an Namen, die noch zur Auswahl standen.

Die Fragen stellte Dr. Anne Tilkorn

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