Studie untersucht Partnerschaften
Im Rahmen des DFG-Projekts "Distanzregulation in Partnerschaften" startet Mitte Januar 2008 eine große Befragung zum Thema "Living Apart together (LAT) versus Zusammenwohnen". Unter Living Apart Together (LAT) verstehen Sozialwissenschaftler eine Form der festen Partnerschaft, bei der die beiden Partner getrennte Haushalte haben. In Kooperation mit der Hochschule Vechta und der Universität Potsdam werden in Berlin sowie in Niedersachsen je 400 zusammen wohnende und 400 LAT-Paare zwischen 18 und 67 Jahren befragt. Einwohner in Berlin-Charlottenburg sowie in ausgewählten Landkreisen in Niedersachsen erhalten ein Einladungsschreiben, das alle Informationen zur Teilnahme an der Befragung enthält. Das Ausfüllen des Fragebogens wird ungefähr 45 Minuten in Anspruch nehmen. Für den Zeitaufwand erhalten teilnehmende Paare 20 Euro und auf Wunsch eine individuelle, streng vertrauliche Auswertung.
Der Anteil unkonventioneller Lebensformen ist in den letzten 15 Jahren
gestiegen. Das belegen Daten einer repräsentativen Studie des Deutschen
Instituts für Wirtschaftsforschung: Betrachtet man Personen, die sich
in einer Partnerschaft befinden, so zeigt sich, dass der Anteil an
Paaren, die in getrennten Haushalten leben von 11,6 Prozent im Jahr
1992 auf 13,4 Prozent im Jahr 2006 gestiegen ist. Mittlerweile gibt es
in Deutschland fast genauso viele LATs wie unverheiratet
Zusammenwohnende, die oft als einzige "unkonventionelle"
Partnerschaftsform betrachtet werden.
Der prozentuale Anstieg an LAT-Paaren scheint nicht viel zu sein, doch
eine Auswertung nach Altersgruppen zeigt, dass der Trend vor allem auf
ältere Paare zurückgeht: Betrachtet man nur Frauen über 38, so betrug
der Anteil der Frauen, die getrennt vom festen Partner wohnen, 4,7
Prozent im Jahr 1992, aber bereits 7,9 Prozent 14 Jahre später; für
Männer war ein entsprechender Anstieg der "LATs" von ca. 70 Prozent zu
verzeichnen.
Das liegt kaum an längeren Ausbildungszeiten oder zunehmenden
Schwierigkeiten, einen Job zu finden. Vielmehr scheint dann, wenn die
Kinderfrage entschieden ist, getrenntes Wohnen für Paare eine auch
langfristig attraktive Alternative zu sein. Außer ein paar wenigen
Fällen im mittleren Erwachsenenalter leben Single- und LAT-Männer kaum
mit Kindern zusammen.
Im Gegensatz dazu leben Single-, LAT- und
unverheiratet zusammenlebende Frauen oft mit ihren Kindern zusammen
(ca. die Hälfte im mittleren Erwachsenenalter). Ob Frauen mit ihren
Kindern zusammenleben, war also unabhängig davon, ob sie einen Partner
hatten oder nicht und ob sie unverheiratet zusammenwohnen oder nicht.
Lediglich die verheirateten Frauen lebten etwas häufiger mit Kindern
zusammen als die unverheirateten. Das stimmt mit Befunden anderer
Studien überein, dass sich in Deutschland die Heirat von einem
Indikator für eine ernsthafte Beziehung zu einem Indikator für den
Wunsch, Kinder mit dem Partner großzuziehen, gewandelt hat.
Entsprechend der Daten von 2006 waren 50 Prozent der zusammenwohnenden
Frauen unter 45, die ohne ein Kind im Haushalt lebten, nie verheiratet,
aber nur 13 Prozent der zusammenlebenden Frauen dieser Altersgruppe,
die mit einem Kind
zusammenlebten.
Zwar zeigen Analysen der Beziehungsdauer, dass LAT-Beziehungen in
allen Altersgruppen im Durchschnitt weniger stabil sind als
Partnerschaften in einem gemeinsamen Haushalt. Mit zunehmendem Alter
wandelt sich jedoch die Funktion von LAT-Beziehungen. Während sie bei
den Jüngeren oft dadurch beendet werden, dass die Partner
zusammenziehen, kommt dies bei den Älteren weniger oft vor. Auch das
weist darauf hin, dass LAT-Partnerschaften keineswegs nur ein
Übergangsphänomen auf dem Weg zum Zusammenwohnen sind, sondern gerade
von Älteren als eigenständige Form der Partnerschaft gewählt werden.
Welche Gründe führen dazu, sich für die eine oder die andere Lebensform
zu entscheiden? Welche Chancen und Risiken haben beide Formen der
Partnerschaft, LAT und Zusammenwohnen? Wie gelingt es den Partnern in
diesen Lebensformen, ihre Bedürfnisse nach Nähe und Eigenständigkeit
miteinander zu vereinbaren?
LAT-Beziehungen ermöglichen mehr Eigenständigkeit
auf Kosten von ständiger Nähe. Behindert umgekehrt die große Nähe bei
zusammenwohnenden Paaren die Eigenständigkeit der beiden Partner? Wie
regeln Paare heutzutage ihre Nähe und Distanz im Alltag?
Diese und weitere Fragen untersuchen Prof. Dr. Jens B. Asendorpf und
Dipl.-Psych. Wiebke Neberich vom psychologischen Institut der
Humboldt-Universität zu Berlin zusätzlich zu der großen Befragung Mitte
Januar auch Online.
Zur Teilnahme an den derzeit laufenden Online-Studien sind alle Paare ab 18 Jahren, die zusammen wohnen oder getrennte Wohnsitze in erreichbarer Nähe haben herzlich eingeladen.
Möglichkeiten zur Anmeldung gibt es ab sofort
unter www.psytests.de. In der Rubrik "Wie regeln Sie Ihre
Beziehung?" ist für jede der beiden Lebensformen ein Online-Fragebogen
bereit gestellt.
Das einmalige Ausfüllen dieses Online-Fragebogens dauert ca. 45
Minuten. Die Teilnehmer erhalten eine kurze Rückmeldung über ihre ganz
persönlichen emotionalen Bedürfnisse und Erwartungen in der
Beziehung.
Am Ende dieses Fragebogens können sich Paare zu einer weiteren
Online-Studie: "Das Partnertagebuch - Liebe im Spannungsfeld zwischen
Nähe und Distanz" anmelden. Über 2 Wochen hinweg werden täglich
Verhaltensweisen, Meinungen und Gefühle der Teilnehmer in Bezug auf
ihren Kontakt mit anderen Menschen, Umgang mit Konflikten und
Zufriedenheit mit Leben und Partnerschaft erfragt. Der tägliche
Tagebucheintrag dauert knapp 10 Minuten. Nach Abschluss der
Tagebuchstudie erhalten die Teilnehmer eine individuelle, vertrauliche
Rückmeldung über den Verlauf ihrer partnerschaftlichen Konflikte und
deren Einfluss auf ihre Lebens- und Beziehungszufriedenheit.
Link: www.psytests.de "Wie regeln Sie Ihre Beziehung?"
Forscher:
Dipl.-Psych. Wiebke Neberich
(Tel.: 0178-4586471, 030-2093 1836; wiebke.neberich@staff.hu-berlin.de),
Prof. Dr. Jens B. Asendorpf,
Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Psychologie
Christine Schniedermann
Tel.: +49 (0)30/2093-2090
Fax: +49 (0)30/2093-2447
E-Mail: christine.schniedermann@uv.hu-berlin.de
URL: www.hu-berlin.de