Reden über eine schrille Persönlichkeit
Pedro Almodóvar polarisiert. Der spanische Regisseur, der innerhalb von
26 Jahren neben Essays und Features 16 Spielfilme gedreht hat, bietet
mit seiner eigenwilligen Filmsprache, mit Stilelementen von Camp bis
Kitsch, immer wieder Reibungspotential. „Seine frühen Filme sind ein
kardinales Zeugnis des Übergangs von der Diktatur zur Demokratie, seine
späteren Werke kritisieren die globalisierte Gegenwart des ‚modernen’
Spaniens“, sagt Dieter Ingenschay, Professor für romanische Philologie
an der Humboldt-Universität und Initiator des Symposiums „Almodóvar -
ecos alemanes, ecos internacionales“ („Almodóvar – sein Echo in
Deutschland und der Welt").
Das Symposium, zu dem Film- und Kulturwissenschaftler aus aller Welt
eingeladen sind, findet am 27. und 28. September im Boeckh-Haus der
Humboldt-Universität, Dorotheenstr. 65, Raum 5.57, statt. Einerseits
soll der Stand der Almodóvar-Forschung in Deutschland dokumentiert und
intensiviert werden, um neue Perspektiven für weitere Beschäftigungen
zu entwickeln, insbesondere bezüglich der Fragen von Filmästhetik und
-sprache, Rezeption und medialen Bezügen in internationalen
Dimensionen. Andererseits sind die bedeutendsten internationalen
Spezialisten auf diesem Gebiet eingeladen, um sich mit den deutschen
Forschern auszutauschen und Anregungen zu geben.
Pedro Almodóvar galt bis zum Ende der 1990er Jahre als schriller, oft
subversiver Repräsentant eines antibürgerlichen Aufbruchs in der
spanischen Gesellschaft. Er wandelte er sich seit seiner starken
internationalen Vermarktung, beispielsweise durch die Oscar-Verleihung
für das beste Original-Drehbuch im Jahr 2002 für das Melodram „Sprich
mit ihr“ und in Folge der Auszeichnung mit dem höchsten spanischen
Kulturpreis, dem Premio Principe de Asturias (2006), zum bedeutendsten
kulturellen Exportschlager der iberischen Halbinsel.
Zur Eröffnung der Tagung am 26. September sprechen Wissenschaftler aus
fünf Ländern über die Rolle Almodóvars zwischen Provokation und
Mainstream. Die öffentliche Diskussionsrunde wird in spanischer Sprache
mit Simultanübersetzung um 19.30 Uhr im Instituto Cervantes,
Rosenstraße 18-19 in Mitte, stattfinden.
Dieter Ingenschay
Institut für Romanistik,
Romanische Literaturen (Spanisch)
Tel.: +49 (0)30/2093-5111
Fax: +49 (0)30/2093-5113
E-Mail: dieter.ingenschay@rz.hu-berlin.de