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Von Darwins „Baum des Lebens“ zur Stammesgeschichte der Tiere

Wissenschaftliche Tagung vom 4. bis 6. März 2009 am Institut für Biologie

In Charles Darwins 150 Jahre altem, epochalem Werk „Über den Ursprung der Arten“, gibt es nur eine einzige Abbildung: einen skizzenhaften Baum des Lebens. Darwins Stammbaum wurde zur Ikone der Evolutionsforschung und symbolisiert die gemeinsame Abstammung aller Lebewesen und ihre verwandtschaftlichen Beziehungen bis in die Gegenwart. Heute gehören die Rekonstruktion dieser Verwandtschaft und die Darstellung in Form von Stammbaum-Diagrammen zur tagtäglichen Arbeit der Evolutionsbiologen und Systematiker.

Anlässlich Darwins 200. Geburtstag werden sich in Berlin unter Beteiligung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, des Museums für Naturkunde sowie der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) vom 4. bis 6. März 2009 internationale Wissenschaftler zu einer Fachtagung am Institut für Biologie der HU, Philippstraße 13, zusammenfinden, um die neuesten Ergebnisse zur Verwandtschaftsforschung und zur Evolution vielzelliger Tiere (der so genannten Metazoa, zu denen angefangen bei den Schwämmen und Korallen, über Ringelwürmer, Krebse und Insekten bis hin zum Schimpansen und Menschen sämtliche komplexer organisierte Lebewesen gehören) vorzustellen.

Die Tagung soll insbesondere zeigen, dass die phylogenetische Verwandtschaftsforschung auch und gerade im Zeitalter der Molekulargenetik und Genomik zu einem der spannendsten und dynamischsten Forschungsfelder der Zoologie gehört. Nach einer gleichsam „stillen Revolution“ erlebt diese Disziplin derzeit dank des Einsatzes neuer und integrierter Methoden eine neue Blüte.

In jüngster Zeit wurde immer deutlicher, dass weder die bisher am häufigsten verwendeten morphologischen (d.h. körperbaulichen) Merkmale einzelner Tiergruppen noch molekulargenetische Vergleiche von einzelnen Abschnitten ihrer Erbsubstanz allein und für sich genommen ausreichen, um die verwandtschaftlichen Beziehungen zueinander verlässlich rekonstruieren zu können. Vielmehr kommt es auch eine sinnvolle Kombination dieser und weiterer z.B. entwicklungsbiologischer Studien an.
Auf der internationalen Konferenz werden daher die jüngsten Befunde diskutiert, die nun aufgrund solcher Untersuchungen an vielen Stellen des bisherigen Stammbaums des Lebens zum Teil einschneidende Änderungen nötig machen. Dazu sind die Beiträge sehr unterschiedlicher Fachdisziplinen nötig; neben den Zoologen, Systematikern und Molekularbiologen auch von Bioinformatikern und Theoretikern.

Im Rahmen der Tagung laden die Veranstalter zu einem öffentlichen Vortrag ein:


Mit Darwin auf Spurensuche - Die Bedeutung von Fossilien für die Evolutionsforschung
im Rahmen der Fachtagung
„Celebrating Darwin - From “The Origin of Species” to Deep Metazoen Phylogeny“
am Freitag, 6. März 2009, um 19.00 Uhr,
in der
Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Biologie/Vergleichende Zoologie,
Philippstr. 13, Haus 2, Hörsaal 1, in 10115 Berlin

Prof. Jes Rust von der Universität Bonn wird in seinem Vortrag aufzeigen, welch große Bedeutung Fossilien seit Darwin für die Evolutionsforschung haben – denn sie stellen nach wie vor sehr wichtige Dokumente des historischen Ablaufs des Evolutionsgeschehens dar. Ihre moderne Interpretation vor dem Hintergrund oft dramatischer Umwälzungen der Umwelt in der erdgeschichtlichen Vergangenheit hat indes zu völlig neuen und oft überraschenden Einblicken in die Geschichte des Lebens geführt. Diese Entwicklungen werden im Rahmen des Vortrags an Hand unterschiedlicher Beispiele demonstriert. Dabei wird auch gezeigt, inwiefern Darwins Skepsis gegenüber der „Lückenhaftigkeit der geologischen Urkunden“ aus heutiger Sicht noch gerechtfertigt ist.


Am 6. März 2009 stehen Prof. Rust/Bonn, Prof. Wägele/Bonn und Prof. Scholtz/Berlin von 18.00 bis 18.45 Uhr am Tagungsort für Fragen zur Verfügung.



Prof. Dr. Gerhard Scholtz
Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für Biologie/Vergleichende Zoologie
Philippstr. 13, Haus 2
10115 Berlin
Tel.: +49 (0)30/2093-6005
E-Mail: gerhard.scholtz@rz.hu-berlin.de