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Humboldt Forum für Ernährung und Landwirtschaft: "Food First"

Fünf-Punkte-Plan für die Sicherung der Welternährung



Die Welt steht vor einer ernsten Nahrungsknappheit.
Mangelernährung kann auch die Industrieländer treffen.
Landwirtschaftliches Produktivitätswachstum geht zurück.
Öffentliche und private Investitionen in die Landwirtschaft müssen dringend erhöht werden.


Angesichts drohender weltweiter Nahrungskrisen hat das unlängst gegründete Humboldt Forum für Ernährung und Landwirtschaft  (Humboldt Forum for Food and Agriculture – HFFA) einen Fünf-Punkte-Plan für die Sicherung der Welternährung mit dem Titel „Food First“ vorgelegt.

Das Humboldt Forum stellt fest, dass das jährliche Wachstum der Produktivität der Weltlandwirtschaft seit den 1960er Jahren von vier Prozent auf jetzt etwa einen Prozent zurückgegangen ist. Der Grund hierfür liegt in der Vernachlässigung der Agrarforschung seit den 1980er Jahren. Das Humboldt Forum erwartet für die Zukunft deutlich höhere Nahrungsmittelpreise als in der Vergangenheit, weil die weltweite Nachfrage nach Nahrungsgütern wegen einer weiterhin rasch wachsenden Weltbevölkerung und Zunahme des Pro-Kopf-Verbrauchs in den Entwicklungs- und Schwellenländern schneller wächst als das Angebot. Das Wachstum des weltweiten Nahrungsangebots wird zunehmend durch Knappheiten landwirtschaftlich nutzbaren Bodens und Wassers sowie durch den Klimawandel und andere Faktoren begrenzt. Auch die erwartete Steigerung des Preises von Energie wird zu deutlichen Preiserhöhungen von Nahrungsgütern führen.

Das Forum fordert, die Investitionen in die Agrarforschung rasch und nachhaltig zu erhöhen. Andernfalls würden Hunger und Mangelernährung dramatisch zunehmen. Steigende Nahrungspreise würden außerdem Unruhen und ausgeprägte internationalen Migrationsströme auslösen.

Zentrale Forderungen des Humboldt Forums sind: die Einrichtung einer A25 Gruppe von Ländern, die sich mit der Sicherung der Welternährung befasst; Innovationen und Produktivitätssteigerungen in der Weltlandwirtschaft wieder eine hohe Priorität einzuräumen; die Vernachlässigung der Landwirtschaft in Entwicklungsländern zu beenden; die Schaffung neuer Finanzierungsquellen für die Entwicklung der Landwirtschaft in Entwicklungsländern und die Agrarforschung sowie
eine Koexistenz von Nahrungsgütern und Bioenergie.


1. Food First: Einrichtung einer A25 Gruppe zur Sicherung der Welternährung.

Die A25 Gruppe sollte das Mandat haben, Maßnahmen einzuleiten und zu koordinieren, die der Sicherung der Welternährung sowie der nachhaltigen Entwicklung der Weltlandwirtschaft dienen. Mitgliedsländer sollen die G20 Länder sein plus fünf der ärmsten Nahrungsgüter importierenden Länder.

2. Food First: Landwirtschaftliche Innovation muss wieder auf die globale politische Tagesordnung kommen.

Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass es mehrere Jahrzehnte dauert, bis Investitionen in die Agrarforschung sich in der Praxis niederschlagen. Diese Zeitspanne muss verkürzt werden. Im Kampf gegen den Hunger müssen die politischen, wirtschaftlichen, legalen und institutionellen Rahmenbedingungen so verändert werden, dass Produktivitätssteigerungen in der Weltlandwirtschaft gefördert werden und Innovationen den Landwirten ohne Verzug zur Verfügung stehen.

3. Food First: Investitionen in die Landwirtschaft der Entwicklungsländer

Die Landwirtschaft ist der wichtigste Motor des wirtschaftlichen Wachstums und Wohlstands in Entwicklungsländern. Wenn die armen Länder in den Stand versetzt werden, ihre landwirtschaftliche Infrastruktur zu verbessern sowie die Produktivität steigernde Technologien einzusetzen, einschließlich Saatgut, Düngemittel, Pflanzenschutz und Beratung können schnell Produktionssteigerungen erreicht werden sowie Vor- und Nachernteverluste vermieden werden.

4. Food First: Neue und neu ausgerichtete finanzielle Ressourcen

Das Humboldt Forum fordert fünf Prozentpunkte der nationalen Umsatzsteuer auf Bioenergie in den G20 Ländern zusätzlich für die Agrarforschung zu verwenden sowie zu Investitionen in die landwirtschaftliche Infrastruktur. Darüber hinaus sollen die G8 Länder jährlich mindestens je $500 Mio. für die Agrarforschung in Entwicklungsländern einsetzen.

5. Food First: Koexistenz von Bioenergie- und Nahrungsproduktion

In vielen Entwicklungsländern ist auch Energie ein begrenzender Faktor der Nahrungsproduktion. Hier kann die Produktion von Bioenergie einen wichtigen Beitrag zur Energiesicherheit leisten, vor allem wenn sie durch Fermentation organischer Rest- und Abfallstoffe gewonnen wird.


Nahrungs- und Bioenergieproduktion können koexistieren. Allerdings sollte dabei folgendes beachtet werden: Wenn die Produktion von Nahrung und Bioenergie im Konflikt steht, sollte die Produktion von Nahrungsgütern immer Vorrang haben. Die Agrarforschung ist der Schlüssel zur Steigerung der Produktivität in der Weltlandwirtschaft. Sie entschärft daher mögliche Konflikte zwischen Nahrungs- und Bioenergieproduktion.



Weitere Informationen:
Humboldt Forum for Food and Agriculture
c/o Professor Harald von Witzke
Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät
Institut für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus
Luisenstr. 56
D-10099 Berlin

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