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Jugendliche wollen mehr Privatsphäre auf Onlineplattformen

HU-Studie konkretisiert Datenschutz-Ängste auf Facebook und StudiVZ


Soziale Netzwerkplattformen sind immer mehr in den Fokus heftiger Datenschutzdebatten geraten. Zu viel, so scheint es, plaudern die Leute über sich aus. Ist eine neue Generation von Selbstdarstellern am heranwachsen? Spielt Privatsphäre
plötzlich keine Rolle mehr?

Unter dieser Fragestellung analysierte das Institut für Wirtschaftsinformatik der Humboldt-Universität zu Berlin 250 Online-Profile bei StudiVZ und Facebook Deutschland. Entgegen der aktuellen öffentlichen Annahme eines „Jugendexhibitionismus“ zeigt sich hier, dass „Privacy“ ein absolut präsenter und gelebter Bestandteil aller Plattformaktivitäten ist. „Die Nutzer der sozialen Netzwerkdienste fürchten, dass Sie von Anderen im Netz schlecht dargestellt oder lächerlich gemacht werden könnten. Diese Angst ist genauso groß wie die, dass der Netzwerkprovider oder irgendwelche Dritte die Daten für unbekannte Zwecke weiter verwenden könnten, von denen der Profilinhaber nichts weiß“, sagt Hanna Krasnova, Doktorandin am Institut für Wirtschaftsinformatik und Leiterin der Untersuchung.

Ein Rückgang der Onlineaktivität ist trotz der Befürchtungen kaum zu verzeichnen. Die Strategie der Nutzer ist weit kooperativer: „Man sagt zwar die Wahrheit, aber man sagt noch lange nicht alles“, so Prof. Sarah Spiekermann, Ko-Autorin der Studie. Im Mittelpunkt steht vielmehr die Erstellung eines „aufpolierten“ Online-Profils, das dem sozialen Umfeld entspricht und einen „so positiv, schön und beliebt erscheinen lässt, dass man für das soziale Onlineumfeld keine Angriffsfläche bietet“.

So veröffentlichen die Nutzer gezielt weniger Informationen, wenn sie Privacy-Bedenken gegenüber dem Provider und kommerziellen Dritten haben. In dem Moment, wo die Daten einmal veröffentlicht sind, ist der Netzwerkprovider in den Augen der Nutzer auch für Dritte verantwortlich, die sich der Nutzerprofile bedienen könnten.

Die Forscherinnen sehen vor dem Hintergrund ihrer Ergebnisse zwei wesentliche Schritte, wie man das rege Leben auf Onlineplattformen erhalten und dennoch datenschutzfreundlich gestalten kann. „Man sollte Nutzern durch feinste Privacy-Einstellungen die Möglichkeit einer hundertprozentigen Kontrolle über ihre Profildaten geben“, sagt Hanna Krasnova. „Wenn das der Fall ist, dann steigt das Vertrauen in Provider und Onlinefreunde. Privacybedenken wirken sich nicht mehr so negativ auf die Partizipation aus.“


Weitere Informationen:

Prof. Dr. Sarah Spiekermann
Institut für Wirtschaftsinformatik
Humboldt-Universität zu Berlin
Spandauer Strasse 1
10178 Berlin

Tel: (030) 2093 5742
sspiek@wiwi.hu-berlin.de