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Werden die Rechte der Kinder auf Lesen und Schreiben in Deutschland gewahrt?

Eine Studie von Renate Valtin, Professorin für Grundschulpädagogik an der HU, gibt Aufschluss

Im Jahr 2000 hat die International Reading Assiciation (IRA) die „Zehn Rechte der Kinder auf Lesen und Schreiben“ propagiert. Diese besagen unter anderem, dass Kinder im Klassenraum und in Bibliotheken freien Zugang zu Büchern aber auch zu technischen Medien haben müssen, um die Fähigkeiten des Lesens und Schreibens ausreichend zu forcieren. Hinzu kommt das Recht auf gut ausgebildete Lehrkräfte, fördernden Unterricht, der auch die Fähigkeiten der gesprochenen Muttersprache mit einschließt, sowie auf Lernorte, die optimale Lehrmöglichkeiten bieten.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie von Prof. Renate Valtin, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Lesen und Schreiben (DGLS), Mitglied des Konsortiums der IGLU-Studie sowie emeritierte Professorin für Grundschulpädagogik an der Humboldt-Universität zu Berlin, belegt jedoch, dass im europäischen Vergleich die Lernbedingungen in Deutschland für den Schrifterwerb gegenwärtig noch immer ungünstig sind. Für ihre Analyse zog Renate Valtin die Ergebnisse der PISA-Studie aus dem Jahr 2000 sowie die IGLU-Studie 2006 heran.

Dabei wird deutlich: Auch neun Jahre nach der erstmaligen Forderung der IRA können die Rechte auf schriftsprachliche Bildung in Deutschland nicht gewährleistet werden. Als Gründe dafür nennt Renate Valtin das geringe „kulturelle Kapital“ im häuslichen Bereich, also die unzureichende Anregung und Förderung des Kindes innerhalb der Familie. Des Weiteren übertreffen die Leseleistungen von Kindern, die bereits eine Vorschule besucht haben, die von Schulunerfahrenen bei Weitem. In Deutschland mangelt es jedoch an solchen Vorschuleinrichtungen. Die schlechte Ausstattung mit Computern und Bibliotheken und eine unzureichende Unterstützung der Schüler durch Lehrkräfte führen dagegen im schulischen Bereich zur Verletzung der Rechte der Kinder. Die alles führt dazu, dass durch einen zu wenig differenzierten Unterricht die Chancengleichheit der Kinder in Deutschland nicht gewahrt wird.

Renate Valtins Analyse eignet sich auch für andere europäische Länder als Prüfinstrument,  um zu analysieren, inwieweit die Rechte der Kinder auf schriftsprachliche Bildung verwirklicht werden. Anhand der Ergebnisse können Anhaltspunkte für die Verbesserung der jeweiligen Situation festgestellt werden.


Weitere Informationen:
Prof. Dr. Renate Valtin
Professorin für Grundschulpädagogik
Humboldt-Universität zu Berlin
Tel: 030 8264-665
renate.valtin@rz.hu-berlin.de