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Differenzmaschinen. Über Reproduktion in den Wissenschaften

Hans-Jörg Rheinberger ist Vortragender bei kommender Mosse-Lecture am 2. Dezember 2010


In seinem Vortrag im Rahmen der Mosse-Lectures wirft Hans-Jörg Rheinberger, Direktor am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin, Schlaglichter auf die Dynamik des modernen Wissenschaftsprozesses. Identität und Widerspruch waren lange Zeit Kategorien, in denen historische Bewegungen gedacht wurden. Mit Gilles Deleuze soll der Versuch gemacht werden, Reproduktion und Differenz ins Zentrum der Vorstellung von Entwicklungsprozessen zu rücken: von denjenigen, die nicht auf Zielvorwegnahme beruhen, sondern sich als „von hinten getrieben“ erweisen, wie Thomas Kuhn es einmal formulierte. Beispiele aus der Geschichte der Wissenschaften sollen diesen theoretischen Zugriff verdeutlichen.

Hans-Jörg Rheinberger:
Differenzmaschinen. Über Reproduktion in den Wissenschaften

im Rahmen der Mosse-Lectures der Humboldt-Universität zu Berlin

am 2. Dezember 2010 um 19 Uhr
Senatssaal, Unter den Linden 6, 10117 Berlin


Hans-Jörg Rheinberger ist Professor und Direktor am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin, Gastprofessor unter anderem an der ETH Zürich, in Salzburg und Innsbruck.  Er absolvierte Forschungsaufenthalte an der Stanford University und am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Außerdem ist Rheinberger Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie und der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldiana. Habilitiert als Molekularbiologe arbeitet er hauptsächlich zur Wissenschaftsgeschichte mit Schwerpunkten zur Geschichte und Epistemologie des Experiments und der Molekularbilogie sowie zur Proteinbiosynthese. Veröffentlichungen u.a.: Experimental-systeme und epistemische Dinge (2001); Iterationen (2005); Epistemologie des Konkreten. Studien zur Geschichte der modernen Biologie (2006); Historische Epistemologien zur Einführung (2007); mit Staffan Müller-Wilde: Vererbung. Geschichte und Kultur eines biologischen Konzepts (2009).


In diesem Wintersemester befassen sich die Mosse-Lectures mit dem Thema „Laufzeiten. Dynamiken und Krisen kultureller Reproduktion“. Eine Reihe fachwissenschaftlicher Vorträge geben die Gelegenheit, historische und aktuelle Fragen zum Thema der kulturellen Reproduktion zu stellen und nach Antworten zu suchen. Das Spektrum der Fragen umfasst die Kultur- und Sprachgeschichte, die Wissenschafts- und Kulturtheorie ebenso wie das aktuell formulierte Expertenwissen der Regierungsberater. Handeln wir auf der Grundlage des immer schon Verhandelten? Lösen die modernen Reproduktionstechniken das Reproduzierte von der Tradition gänzlich ab, wie Walter Benjamin meinte? Inwieweit steht die Reproduktionsfähigkeit der bestehenden Wissenschafts- und Kunstsysteme, der rechtlichen und religiösen Normgefüge in Frage? Wie stehen die Kulturtechniken der Reproduktion und das Wissen um die menschenmöglichen Eingriffe in die Evolution zu den ökonomischen und ökologischen Gegebenheiten der Gesellschaft? Werden angesichts der Zivilisationsschäden nicht auch Land und Meer ihre Rechte einfordern wie Völker und Staaten?



WEITERE INFORMATIONEN

Dr. Elisabeth Wagner
Koordinatorin Mosse-Lectures
Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6
10099 Berlin
Tel:  030 2093-9777
E-Mail: info@mosse-lectures.de