Presseportal

Verraten und Verkauft – Final Sale

Ausstellung über jüdische Unternehmen in Berlin nun im Leo-Baeck-Institut, New York


Die Ausstellung „Verraten und Verkauft. Jüdische Unternehmen in Berlin 1933-1945“, die vor zwei Jahren traurige Berühmtheit erlangte, als sie im Rahmen einer Schülerdemonstration zerstört wurde, wird am 9. Dezember 2010 unter dem Titel „Final Sale. The End of Jewish-owned Businesses in Nazi-Berlin“ im Leo-Baeck-Institut in New York eröffnet und dort bis zum 31. März 2011 zu sehen sein.
 
„Verraten und Verkauft“ wurde ursprünglich vom Verein Aktives Museum e.V. und den Mitarbeitern und Studierenden des Instituts für Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität (HU) konzipiert und stieß in der Öffentlichkeit auf großes, positives Interesse. Deshalb wurde sie nicht nur im Foyer der HU, sondern 2009 auch im Landesarchiv Berlin und in der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der HU präsentiert. Als Sonderdruck für die Landeszentrale für politische Bildungsarbeit erschien überdies jüngst die dritte Auflage der Begleitbroschüre.
 
In der Ausstellung wurde die Geschichte der Vernichtung der Jüdischen Gewerbetätigkeit in Berlin anhand von 16 fast vergessenen jüdischen Unternehmen exemplarisch dargestellt. Spätestens ab 1933 waren jüdische Unternehmen von der nationalsozialistischen Verfolgung bedroht. Systematisch wurden Waren- und Dienstleistungsströme behindert, Interessenvertretungen und die Industrie- und Handelskammer „gleichgeschaltet“. Schon im Umfeld des Boykotts vom 1. April 1933 kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen, deren schrecklicher Höhepunkt die „Köpenicker Blutwoche“ war. Weitere pogromähnliche Krawalle gab es in Berlin im Sommer 1935 und im Juni 1938. Im Pogrom wurden im November 1938 Tausende jüdische Unternehmen vernichtet. Danach wurde Juden der Betrieb von Einzelhandelsgeschäften und Handwerksunternehmen sowie das Anbieten von Waren und Dienstleistungen per Verordnung verboten. Sämtliche jüdische Unternehmen in Berlin wurden schließlich bis 1945 liquidiert oder zwangsweise an Nicht-Juden übertragen. Im feindlicher werdenden Umfeld entwickelten die jüdischen Unternehmer unterschiedliche Gegenstrategien. Einige versuchten auf dem Rechtsweg gegen die ungerechte Behandlung vorzugehen. Andere besetzten bestimmte Marktnischen oder verstärkten die Auslandskontakte, um als Devisenbringer geschützt zu sein und um sich einen Rückzugsweg zu sichern. Viele richteten sich nun erstmals explizit an ein jüdisches Publikum und warben in jüdischen Gemeindeblättern. Die Vielzahl der Gegenstrategien korrespondierte mit der Vielfalt jüdischen Gewerbetreibens in Berlin.
 
Die Ausstellung basiert auf dem Forschungsprojekt zur Geschichte kleiner und mittlerer jüdischer Gewerbeunternehmen in Berlin (1930-1945) am Lehrstuhl für deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert der HU, in dessen Rahmen bislang die Grunddaten von über 8.000 jüdischen Unternehmen in Berlin erfasst und analysiert worden sind. Die mit Spannung erwarteten Ergebnisse des Forschungsprojekts werden derzeit zu einer Studie zusammengefasst, die 2011 erscheinen wird.

Für die Präsentation im Leo-Baeck-Institut, der wohl bekanntesten und bedeutendsten Dokumentations- und Forschungsstätte für die Geschichte und Kultur des deutschsprachigen Judentums, wurde die Ausstellung von den Kuratoren Christoph Kreutzmüller, Kaspar Nürnberg sowie Renata Stein angepasst und aus der Sammlung des New Yorker Instituts ergänzt und bereichert. Die Übersetzung und Adaption der Ausstellung wurden vom Auswärtigen Amt unterstützt. Der Druck der englischen Begleitbroschüre kam mit Hilfe des Handelsverbands Berlin-Brandenburg e.V. zu Stande. 


WEITERE INFORMATIONEN

Christoph Kreutzmüller
Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für Geschichtswissenschaften
Tel.: 030 2093-1755
E-Mail: kreutzmuellerc@geschichte.hu-berlin.de 
www.hu-berlin.de