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Phantomgrenzen in Ostmitteleuropa

Forschungsprojekt von HU und Centre Marc Bloch zum Entstehen und Verschwinden struktureller Räume

Gemeinsam haben Wissenschaftler der Humboldt-Universität und des Centre Marc Bloch das Forschungsprojekt "Phantomgrenzen in Ostmitteleuropa" eingeworben. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit ca. 755.000 Euro finanzierte geisteswissenschaftliche Projekt wird für vier Jahre gefördert.

Das internationale Verbundprojekt „Phantomgrenzen in Ostmitteleuropa“ befasst sich mit realen und virtuellen Grenzen im Raum zwischen Ostsee, Schwarzem Meer und Adria. Die historische Entstehung dieser Grenzen und ihr Fortleben in der Gegenwart wird anhand einer Region untersucht, die auf eine lange Geschichte kultureller und politischer Teilungen zurückblickt. Ziel des Kompetenznetwerkes "Phantomgrenzen" ist es, nicht mehr existente Grenzen, die dennoch den ostmitteleuropäischen Raum strukturieren, zu untersuchen. Eine Analyse dieser mehr oder weniger "unsichtbaren Grenzen" verspricht neue wissenschaftliche Erkenntnisse über die Eigenarten der Region und Orte und einen originellen Beitrag zu einer transnationalen Forschungsperspektive. Dies ist von Bedeutung, um auch frappierende gesellschaftliche Ungleichheiten zu verstehen.

Am Centre Marc Bloch soll im Teilprojekt "Formen, Ebenen und Vermittlungen von Phantomgrenzen" durch Fallstudien das Konzept der "Phantomgrenzen" präzisiert werden. Diese Fallstudien sollen unterschiedliche Modi der Schaffung, des Verschwindens und erneuten Auftauchens von Strukturräumen sowie ihre Wahrnehmung untersuchen.
Interdisziplinär werden Spuren im Raum, die die Geschichte in einem geographischen Gebiet hinterlassen hat sowie die Mechanismen ihrer Reproduktion, ihrer Re-Aktualisierung oder ihres Verschwindens analysiert. Der methodische Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung materieller, räumlicher Spuren und den Mechanismen ihrer gesellschaftlichen Produktion.

Unter der Federführung des Berliner Centre Marc Bloch (Projektleitung: Dr. Béatrice von Hirschhausen) und der Humboldt-Universität (Projektleitung: Prof. Dr. Hannes Grandits, Institut für Geschichtswissenschaft) sind an dem Forschungsnetzwerk „Phantomgrenzen“ das Zentrum Moderner Orient, die Universität Halle-Wittenberg sowie Forschungseinrichtungen in der Region beteiligt.

Das Centre Marc Bloch ist als An-Institut eine eigenständige Forschungseinrichtung, die der Humboldt-Universität angegliedert ist – als Signal zur Internationalisierung der Forschungs- und Lehrangebote. Das Centre Marc Bloch ist ein deutsch-französiches Forschungszentrum für Sozialwissenschaften und wurde 1992 im Sinne einer deutsch-französischen Integration gegründet. Es ist interdisziplinär ausgerichtet und vertritt alle geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächer, insbesondere Geschichte, Landeskunde, Philosophie, Politik-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften,  Sozialanthropologie, -geografie und Soziologie. Das Zentrum ist eine Forschungseinrichtung für französische und deutsche Wissenschaftler, Postdoktoranden und Doktoranden.


WEITERE INFORMATIONEN

Prof. Dr. Daniel Schönpflug
Humboldt-Universität zu Berlin
Professor für Europäische Geschichte des 19. Jahrhunderts
Stellvertretender Direktor Centre Marc Bloch
Tel.: 030 2093-70700/ -70705
E-Mail: schoenpflug@cmb.hu-berlin.de