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Innovationen aus dem Ei

Wie sich Schwangerschaftsdiabetes auf das ungeborene Kind überträgt

Studien des Instituts für Biologie der Humboldt-Universität und der Charité-Universitätsmedizin Berlin geben Aufschluss über den Zusammenhang zwischen pränatalen Bedingungen und dem langfristigen Risiko der Entwicklung von Fettleibigkeit und Übergewicht. Dr. Barbara Tzschentke, Tierphysiologin leitet gemeinsam mit dem Mediziner Dr. Andreas Plagemann von der Klinik für Geburtsmedizin der Berliner Charité das interdisziplinäre Forschungsprojekt. Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) wird hier seit 2009 die Übertragung des Schwangerschaftsdiabetes auf das ungeborene Kind untersucht.

Dass ein Diabetes in der Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko für das Kind birgt, an Fettleibigkeit, Bluthochdruck und Insulinresistenz zu erkranken, ist unbestritten und allgemein anerkannt. Weitaus weniger bekannt ist, wie ein Schwangerschaftsdiabetes die Prozesse in den Hirnregionen, die für die Regulation des Stoffwechsels, der Nahrungsaufnahme und des Körpergewichtes zuständig sind, langfristig verändern kann. Genau hier setzen die Forschungen von Barbara Tzschentke und Andreas Plageman an.

„Der Vogelembryo liefert uns dabei ein ganz neues und innovatives Tiermodell. Anders als bei Säugetieren lässt sich der Embryo vom mütterlichen Organismus isoliert beeinflussen. Dadurch sind wir in der Lage, in einem hoch standardisierten Verfahren Grundlagen und Mechanismen einer dauerhaften Fehlprogrammierung des zentralen Reglers im Gehirn zu untersuchen“. In einer derartigen Fehlregulation könnte die Ursache für Diabetes und Folgeerkrankungen im späteren Leben liegen.

Die ersten Ergebnisse dieser Untersuchungen bestätigten die Hypothesen der Forschergruppen. Auch wenn die Befunde nicht unmittelbar auf den Menschen übertragbar sind, so liefert diese interdisziplinäre Studie einen wegweisenden Beitrag zum Verständnis pränataler „Programmierungsprozesse“ und dies an dem klinisch und gesundheitspolitisch besonders wichtigen Beispiel perinatal programmierter Adipositas- und Diabetesdisposition. „Wird eine zu hohe Glukosekonzentration vor der Geburt rechtzeitig erkannt, so könnte man einen Teil der Menschen davor bewahren, bei gesunder Lebensführung später Diabetes zu entwickeln. Deswegen ist uns auch die Aufklärung von schwangeren Frauen so wichtig“.


Weitere Informationen
www.biologie.hu-berlin.de/~perinatal/

Kontakt

PD Dr. rer. nat. Barbara Tzschentke
Institut für Biologie Humboldt-Universität zu Berlin
Tel.: 030 2093-6276
barbara.tzschentke@rz.hu-berlin.de

Prof. Dr. med. Andreas Plagemann
Klinik für Geburtsmedizin
Tel.: 030 450-524-041
andreas.plagemann@charite.de