Leopoldina zeichnet TOPOI-Wissenschaftlerin aus
Im Zentrum der Arbeit Elisabeth Rinners stehen die Methoden und Ausgangsdaten der ptolemäischen Geographie. Im "Handbuch der Geographie" (Geographike Hyphegesis) verzeichnete Ptolemaios im 2. Jh. n. Chr. zum ersten Mal systematisch die Koordinaten von mehr als 6.000 Orten der antiken Welt. Lange blieb offen, welche Quellen er dabei zugrunde legte, wie er sie auswertete und welche Methoden er zur Berechnung der geographischen Koordinaten nutze. Elisabeth Rinner konnte zeigen, dass Ptolemaios zunächst die Lage von zentralen Orten in einer Weltkarte mit Zirkel und Lineal konstruierte, um dann davon abhängig ebenfalls auf Karten die Lage weiterer Orte bestimmen zu können. Als Quellen nutzte Ptolemaios unter anderem Informationen zur geographischen Breite, Angaben zu Distanzen zwischen Ortschaften sowie Beschreibungen von Küstenformen, die uns auch heute noch in Texten zur antiken Geographie überliefert sind. Elisabeth Rinner wählte für ihre Arbeit eine innovative Form der Veröffentlichung: Sie publizierte die Ergebnisse nicht nur als Buch, sondern machte interaktive Applets als digitale Ressourcen online verfügbar.
Elisabeth Rinner, Jahrgang 1981, studierte Mathematik und Allgemeine Wissenschaftsgeschichte in Regensburg. Die Dissertation entstand im Rahmen eines interdisziplinären Projekts zur antiken Kartographie am Karman Center for Advanced Studies in the Humanities der Universität Bern. Dieses Projekt schloss an die Neuedition der "Geographie" an. Nach ihrer Promotion in Bern wechselte sie 2010 zusammen mit dem Projektleiter Prof. Dr. Gerd Graßhoff an den Lehrstuhl für Wissenschaftsgeschichte der Antike der Humboldt-Universität zu Berlin. Im Rahmen des Exzellenzclusters Topoi führt sie ihre Forschungen zur antiken Geographie im Projekt "Mathematical Geography" neben anderen Projekten fort.
Exzellenzcluster Topoi
Der Exzellenzcluster Topoi ist ein Forschungsverbund der Freien Universität Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin in Kooperation mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, dem Deutschen Archäologischen Institut, dem Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Im Cluster arbeiten institutionenübergreifend Wissenschaftler aus mehr als 30 Disziplinen zusammen.
Georg Uschmann-Preis
Der mit 2.000 Euro dotierte Georg Uschmann-Preis wird von der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina für herausragende Dissertationen im Bereich Wissenschafts- oder Medizingeschichte verliehen. Er wurde von dem Ehepaar Ilse und Eugen Seibold (Freiburg/Br.) gestiftet und nach dem Jenaer Wissenschaftshistoriker Georg Uschmann (1913-1986) benannt.
Weitere Informationen
Kontakt
Dr. Elisabeth Rinner
Humboldt-Universität zu Berlin
Exzellenzcluster TOPOI
Tel.: 030 2093-99081
elisabeth.rinner@topoi.org
Birgit Nennstiel
Humboldt-Universität zu Berlin
Exzellenzcluster TOPOI
Tel.: 030 2093-99071
birgit.nennstiel@topoi.org