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Wie kommunizierten Philosophen oder Mathematiker in der Antike?

Vortrag der Wissenschaftshistorikerin Liba Taub, die als „Einstein Visiting Fellow“am Exzellenzcluster Topoi forscht, am 20. März in der Abguss-Sammlung

Wenn Liba Taub, Professorin für Wissenschaftsgeschichte und –philosophie an der Universität Cambridge, mit ihren Kollegen in Berlin kommunizieren will, braucht sie sich nur an einen Computer zu setzen und in Windeseile sind ihre Ideen auf einem Bildschirm in Berlin zu lesen, können gelobt oder kritisiert, kommentiert und weitergedacht werden. Da hatten es Gelehrte in der Antike schwerer, ihre Briefe waren lange unterwegs. Wie sich Philosophen und Mathematiker in der Antike austauschten, wie Ideen und Wissen weitergegeben wurde, will sie mit einer von der Einstein Stiftung geförderten Arbeitsgruppe mit Wissenschaftlern aus Berlin und Cambridge genauer rekonstruieren. „Wir denken heute oft an die großen individuellen Denker, die ein herausragendes Werk hinterlassen haben. Aber haben auch viele Hinweise darauf, dass diese Erkenntnisse nicht nur in der Abgeschiedenheit entstanden, sondern sie mit anderen in Kontakt standen“, sagt Liba Taub. Archimedes, einer der wichtigsten Mathematiker der Antike, zirkulierte Probleme unter Fachkollegen und der Philosoph Epikur verbreitete seine Naturlehre über Briefe.

Zentral war auch die direkte Begegnung. Es gibt Berichte über Besuche des griechischen Philosophen Platons bei den Pythagoreern auf Sizilien, für die er zu Wasser und zu Land über 1.000 km zurückgelegt haben muss. „Wir haben viele Beschreibungen von Symposien auf denen erhitzt debattiert wurde oder Berichte über gemeinsame Spaziergänge, bei denen zwei Männer im Wortsinne umherschweifend philosophierten,“ berichtet Liba Taub. Wissen zu teilen ist auch die Idee der Arbeitsgruppe, die sie als „Einstein Visiting Fellow“  seit 2010 in Berlin aufgebaut hat.

Eine „Arbeitsgruppe“ war für sie als Geisteswissenschaftlerin neu, sie hatte diese Form der Zusammenarbeit zuvor mit der Arbeit heutiger Naturwissenschaftler assoziiert: „Wir sind sozusagen eine Art Labor“, sagt sie.  Mit Gerd Graßhoff, Professor für Wissenschaftsgeschichte der Antike an der Humboldt-Universität und Sprecher des Exzellenzclusters Topoi und anderen hat sie über Objekte wie Kalendern oder Sonnenuhren und Texten antike Wissenspfade rekonstruiert, von denen sie einen Teil bei einer Präsentation in der Abgusssammlung am 20. März vorstellen wird.

Bei der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern an zwei Universitäten ­– der Universität Cambridge und der Humboldt-Universität zu Berlin – hilft die Kommunikation in Echtzeit, die die neuen digitalen Medien ermöglichen. Dennoch, mein Liba Taub, unterscheide sich der Gedankenaustausch in der Arbeitsgruppe nicht grundsätzlich von dem antiker Mathematiker oder Philosophen: „Sprechen und Zuhören, Schreiben und Lesen bleiben die Grundlage wissenschaftlicher Kommunikation“.

Kontakt

Ibou Diop
Pressereferent
Humboldt-Universität zu Berlin
Tel.:030 2093-2945
ibou.diop.1@hu-berlin.de