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Kosmos-Workshop: Kaleidoskop der Sprachen

Die Ukraine im Spiegel zentraleuropäischer Lyrik

Die Ukraine ist ein gespaltenes Land, nicht erst seit Ausbruch des aktuellen Konflikts. Auch zuvor war die Ukraine ein kulturell diverser und vielsprachiger Staat. Die meisten Bürger der Ukraine sprechen mindestens zwei Sprachen: Ukrainisch und Russisch oder Ukrainisch und Polnisch, je nachdem, ob sie eher aus dem westlichen oder aus dem östlichen Bereich der Ukraine kommen. So könnte man die Ukraine auch als einen Begegnungsort der Kulturen bezeichnen, einen Ort des Austauschs, der mit seinen Nachbarn stetig in Kontakt war und ist.

Mit dem aktuellen Konflikt ist die kulturelle Vielfalt der Ukraine verstärkt in das internationale Bewusstsein gerückt. Die Interpretationen der Vorgänge in der Ukraine sind der Komplexität der Situation entsprechend divers - Grund genug, um genauer hinzuhören, wie sich nicht nur ukrainische, sondern auch polnische, tschechische, slowakische, ungarische und russischsprachige Intellektuelle zur aktuellen Situation äußern.

Eine Gelegenheit hierzu bietet der Kosmos-Workshop "Poesie der (A)Sozialität – Zentraleuropäische Dichtung nach dem Ende des Literaturzentrismus", der vom 19. bis zum 20. März am Institut für Slawistik der Humboldt-Universität zu Berlin unter der Leitung von Professor Heinrich Kirschbaum stattfinden wird: „Motto am 20. März ist die  Poetische Zivilgesellschaft. Im Mittelpunkt der Vorträge und Diskussionen wird die ukrainische Poesie stehen, die zu einem wichtigen Motor neuer sozialpolitischer Selbstdefinition geworden ist. Während die Lyrik gewissermaßen live aus dem vom Krieg erfassten Land berichtet, solidarisiert sie sich mit anderen Poesien West- und Mitteleuropas und umgekehrt“, sagt Kirschbaum.

Die thematische Vielfalt zeitgenössischer zentraleuropäischer Lyrik (slowakischer, polnischer und ungarischer Herkunft) wird am 19. März debattiert, an dem es um Themen wie Kritik an der Konsumgesellschaft, das schwierige Verhältnis vom Poetischen und Autobiographischen und um Repolitisierungsstendenzen in Kunst und Gesellschaft geht. Unter den politisierten Lyrikern gibt es viele, die sich als Vermittler verstehen. Zu diesen zählt der ukrainische Lyriker Serhij Žadan, der es schafft, ganze Theatersäle mit Zuhörern zu füllen. Žadan organisiert nicht nur Literatur- und Musikfestivals, hat eine eigene Band und schreibt nebenbei Bücher, sondern er äußert sich auch zu aktuellen politischen Fragen, so zum Beispiel in seinem Artikel "Die Angst der Menschen in der Ukraine" (NZZ vom 29.08.2014), in dem er beschreibt, wie sich die Ukrainer an die Reste eines vermeintlich noch bestehenden Friedens klammerten.

Die politisierten Autorinnen und Autoren beschränken sich in ihren Aussagen nicht auf das Thema Ukraine, nicht alle Schreibenden wiederum schreiben dezidiert politisch. Dichter wie die Mitglieder des Kreativclusters STAN (Konstantin Skorkin, Elena Zaslavskaja und Jaroslav Minkin) stellen mit ihrem Ideal einer kosmopolitischen Lyrik und ihren vielsprachigen Publikationen die Notwendigkeit von politischer Staatlichkeit insgesamt infrage.

Das Kosmos-Programm der Humboldt-Universität zu Berlin bringt internationale Spitzenforschung nach Berlin.

Über den Kosmos-Workshop

Die Veranstaltung ist öffentlich zugänglich und wird in englischer und deutscher Sprache stattfinden. Detaillierte Informationen zum Workshop können im HU-Veranstaltungskalender aufgerufen werden.       

Weitere Informationen

Der Artikel "Die Ukraine - gespaltenes Land im Spiegel der Lyrik" von Marie Mohrmann ist auf der Sonderseite der Humboldt-Universität zu Berlin in der Berliner Zeitung erschienen. Die HU-Sonderseiten können Sie im HU-Presseportal abrufen.

Kontakt

Dorit Modersitzki
Referentin Kosmos-Programm
Humboldt-Universität zu Berlin

Tel.: 030 2093-20083
dorit.modersitzki@hu-berlin.de